BIGG hat Petition gestartet – 820 Unterschriften von den Neustadtern benötigt!
Seit Jahren gibt es in der Pfalz Streit um Geothermiebohrungen. Menschen rund um Landau befürchten u.a., dass dadurch Erdbeben ausgelöst werden könnten. Für zusätzlichen Ärger sorgt die geplante Lithiumgewinnung: an mehreren Standorten im Oberrheingraben gibt es Planungen für Tiefbohrungen u.a. in Geinsheim, Duttweiler und Haßloch um Lithium aus dem heißen Solewasser zu gewinnen. Dagegen läuft die neu gegründete Bürgerinitiative in Geinsheim Sturm. Darüber berichtete nicht nur NACHRICHTEN REGIONAL, auch der SWR „Zur Sache Rheinland-Pfalz“ hatte am 20. April 2023 darüber informiert.
Die Firma Vulcan, die mehrere Projekte dieser Art im Oberrheingraben plant, sieht in der Lithium-Förderung eine große Chance der erneuerbaren Energien. Doch wie sieht es mit Erdwärmebohrungen von Thermalwasser aus, mit dem man offenbar Neubaugebiete versorgen will? Wie der SWR weiter berichtete, hat die Stadt Neustadt offenbar Interesse an der Wärmegewinnung. Der seltene Rohstoff Lithium wird u.a. für Autobatterien benötigt. Vulcan Energie will ganz Deutschland mit Lithium versorgen, um Batterien für die Elektromobilität zu bauen. Forschende vom KIT zweifeln an dem Plan.
Vom Handy-Akku bis zur Auto-Batterie – Überall steckt Lithium drin
Vom Handy-Akku bis zur Batterie im E-Auto: Überall steckt Lithium drin. Dem Metall kommt deshalb eine Schlüsselrolle bei der Energiewende zu. Bisher wurde es aber unter fragwürdigen Bedingungen in Ländern wie Chile, China oder Argentinien abgebaut und weiterverarbeitet – und das nicht wirklich umweltfreundlich. Das Karlsruher Unternehmen Vulcan Energie will dieses Problem mit Lithium aus dem Oberrheingraben lösen. Es klingt traumhaft und einfach: heißes Wasser aus der Tiefe pumpen, Lithium abtrennen und für die Herstellung von Batterien für die Elektromobilität verwenden. Nebenher erzeugt man mit dem heißen Wasser auch noch Öko-Strom? Auch sollen nur etwa zwei bis 13 Prozent des Jahresbedarfs in Deutschland gedeckt werden können, hatte der Forscher in der KIT Studie dokumentiert. Außerdem sei das alles schwer abzuschätzen. Denn es gebe noch einige offene Fragen und Probleme bei dem Herstellungsprozess. Ablagerungen aus dem Wasser könnten beispielsweise die Anlagen beschädigen.
KIT Studie zeigt ungelöste Probleme auf
Die Studie des KIT zeigt deutlich die noch ungelösten Probleme bei der Lithium-Extraktion auf und entlarvt die derzeitige Lithium-Propaganda. Weiter heißt es, eine Skalierung zu einem industriellen Prozess existiere bisher nicht. Dementsprechend fehlen Informationen bezüglich eines Dauerbetriebs sowie Einfluss standortspezifischer Hürden (Wasserchemie, Volumenstrom, Fließraten etc.) und zur tatsächlichen Wirtschaftlichkeit. Die Menge des rückgewinnbaren Lithiums ergebe sich in erster Linie aus der Konzentration des im Wasser gelösten Lithiums, der Extraktionseffizienz und -geschwindigkeit, sowie der Menge des verwendeten Extraktionsmittels. Das Zusammenspiel dieser Faktoren bestimme die Verfahrenstechnik und die Größe der Extraktionsinfrastruktur. Je nach Verfahren würden die physikochemischen Eigenschaften des Wassers (pH, Eh, T, p etc.) während der Extraktion verändert, wodurch das Scaling- und Korrosionspotenzial gesteigert werden könne. Der aktuelle Stand der Technik zeige ein frühes bis mittleres Technologiereifestadium bei Lithium-Extraktionseffizienzen in Laborexperimenten von 50–90 %. Unter den ungleich höheren Herausforderungen im laufenden Betrieb eines Geothermiekraftwerks, werden Extraktionseffizienzen im unteren Bereich dieser Bandbreite als realistisch angesehen.
Widerspruch zwischen KIT und Vulcan?
Die Frage bleibt offen: Widersprechen sich die Ergebnisse des KIT und von Vulcan? Horst Kreuter, Vorstandsmitglied von Vulcan Energie dementiert, dass sich die Studien gegenseitig ergänzten. Die Haltung von Vulcan ist daher verständllich. Immerhin besitzt das Karlsruher Unternehmen einige Versuchsanlagen. Trotz Kritik hält Vulcan an ihrem Plan fest, bis 2025 nicht nur einen Bruchteil, sondern den kompletten Lithium-Bedarf in Deutschland decken zu können. Kreuter will auch wissen, wie es zu solch unterschiedlichen Einschätzungen in den Berechnungen zwischen KIT und Vulcan kommt: KIT beziehe sich auf wissenschaftliche Arbeiten. In der Industrie gebe es allerdings schon neuere Entwicklungen, die in der Wissenschaft noch nicht angekommen seien, berichtet der SWR weiter.
Trotz KIT Studie und auf die Gefahr hin, dass durch die Bohrungen im Untergrund Explosionen entstehen könnten, hat Neustadts Bürgermeister Stefan Ulrich (CDU), der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke ist, dem SWR-Magazin „Zur Sache Rheinland-Pfalz“, gegenüber geäußert, dass für ihn ganz klar die Tiefengeothermie mit ihrer Chance für die Fernwärmeversorgung im Vordergrund stehe und nicht die Lithiumgewinnung. Die Stadtspitze habe deshalb auch noch etliche Fragen an Vulcan geschickt. „Insbesondere die Frage, was Neustadt an Fernwärme bekommen könnte“. Denn ein Teil der Wärme brauche das Unternehmen zur Verstromung, um damit CO2-frei Lithium zu fördern, äußert Ulrich weiter. Wie viel Restwärme für Neustadt übrig bliebe, dazu lägen der Stadt noch keine offiziellen Zahlen vor, erklärt der Stadtbürgermeister. „Eine Zahl, die ich gehört habe, war, dass 40 Prozent der Wärme für die Verstromung zur Lithium-Gewinnung eingesetzt werden müsste. Somit stünden 60 Prozent noch für die Fernwärme zur Verfügung.“ Von einer Bürgerinitiative seien ihm aber auch ungünstigere Zahlen genannt worden, habe Ulrich gegenüber dem Sender gesagt. Das müsse jetzt geklärt werden.
Das Unternehmen sei verärgert über die Ressentiments, die ihm in der Pfalz entgegenschlagen, heißt es in „Zur Sache Rheinland-Pfalz“. Die Klimadaten, die Gletscherschmelze, die Fakten seien doch eindeutig, „dass der Weg hin zu einer CO2-freien Versorgung mit kritischen Rohstoffen und Energien elementar für uns als Gesellschaft und Wirtschaft ist“, sei vom Konzern geäußert worden. Vulcan investiert nach eigenen Angaben insgesamt zwei Milliarden Euro in die Lithium-Gewinnung mittels Geothermie.
Gespräch von Vulcan mit dem SWR wurde abgelehnt
Ein Gespräch mit dem SWR habe Vulcan abgelehnt und schreibt: „Die meisten Stakeholder (Anmerk. der Red.: Interessengruppen, die direkt oder indirekt betroffen sind) in der Region sehen das genauso und sind auch sehr konstruktiv unterwegs. Es wäre schön, wenn Sie auch diese Stakeholder zu dem Thema befragen würden und nicht nur eine kleine Gruppe an Menschen, die prinzipiell gegen Geothermie ist“.
Das sieht die Geinsheimer Bürgerinitiative nicht so wie Vulcan. Die Bürger sehen ihre Trinkwasserversorgung in Gefahr. Auch gingen wertvolle landwirtschaftliche fruchtbare Böden durch die Bohrflächen verloren, war auch bei der Versammlung an den Bohrpunkten im Februar 2023 zu hören. Außerdem wurde eine hohe Lärmbelästigung angeführt, NACHRICHTEN REGIONAL berichtete am 25.02.2023 darüber. https://nachrichten-regional.de/einladung-der-biig-geinsheim-fand-grosses-interesse/
120 Bürger aus Geinsheim, Duttweiler und Hassloch äußerten vor einigen Tagen ihren Unmut gegen die geplante Lithiumfabrik und Tiefengeothermie-Anlage in Geinsheim. Anlässlich eines Drehtermins mit dem SWR, der die Bedenken, Sorgen und Kritikpunkte der Geinsheimer Bürgerinnen und Bürger aufgegriffen hatte, hatten sich alle vor dem Geinsheimer Rathaus zu einem Protest versammelt, siehe Video-Beitrag: https://www.ardmediathek.de/video/zur-sache-rheinland-pfalz/wie-sicher-ist-die-lithiumfoerderung-in-der-pfalz/swr-rp/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE4NDQxMTA. Mehrere Redner bekräftigten, dass es Vulcan Energie nicht um die Wärmegewinnung gehe, sondern in erster Linie um die Extraktion von Lithium. Damit sei die Hoffnung der Stadt, die Wärmewende bis 2045 auf der Grundlage von Tiefengeothermie zu realisieren, hinfällig geworden.
Die BIGG hat am 30.1.2023 eine Online-Petition gegen die Geothermie-/Lithiumfabrik gestartet. Sie wollen ihren Supportern die Möglichkeit geben, ihren Unwillen gegen die geplante Anlage zum Ausdruck zu bringen. Sobald die angepeilten 820 Unterstützer aus Neustadt zusammen sind, wollen die Initiatoren einen Termin zur medienwirksamen Übergabe der Unterschriften an den Oberbürgermeister von Neustadt Marc Weigel machen. Geplant ist, die Stadt Neustadt aufzufordern, die geplante Anlage an dieser Stelle zu verhindern. Die BIGG hat dazu geäußert, dass die Stadt einige planungsrechtliche Möglichkeiten habe, die Ausweisung eines Industriegebietes zum Bau eines 80.000 qm großen Lithiumwerks nahezu unmöglich zu machen.
BIGG sammelt Unterschriften für eine PETITION
>> Hier geht es zur Petition << – Es wird um zahlreiche Unterstützung gebeten
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