Tagung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung am 2. und 3. Juni 2023 in Meißen
Zur gemeinsamen Veranstaltung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung lädt der Verein Hammer Weg e.V. für den 2. Und 3. Juni 2023 in den Klosterhof St. Afra Meißen zum Thema „Alles wieder gut? – Restorative Justice, Täter-Opfer-Ausgleich und Wiedergutmachung in Sachsens Justiz“, ein. Zwei Tage finden Vorträge mit Diskussionsrunden statt. Es geht u.a. um einen Täter-Opfer-Ausgleich, wo es auch um Gewalt und um das Unrecht von Betroffenen geht. Durch eine juristische Aufarbeitung und alleine einer Bestrafung des Täters wird eben alles nicht wieder gut. Die Geschädigten bleiben mit den Folgen der Tat oft alleine. Ebenso wenig fühlt sich die Gesellschaft wegen der Härte einer Strafe automatisch sicher. Hier setze das Konzept der Restorative Justice, also der wiederherstellenden Gerechtigkeit ein, heißt es weiter in der Einladung.
Restorative Justice umfasst drei Elemente. Erstens macht sie sichtbar, welche emotionalen und sozialen Auswirkungen die Tat hatte. Zweitens treffen Täter und Geschädigte freiwillig aufeinander und suchen drittens nach Wegen zur Wiedergutmachung. In Deutschland ist seit Jahrzehnten der „Täter-Opfer-Ausgleich“ verankert. Andere Ansätze binden indirekt Betroffene und Angehörige ein. Dabei ermitteln Außenstehende – und das ohne richterliche Macht.
Das FÜR und WIDER einer Wiedergutmachung
Die Initiatoren wollen über das Für und Wider mit den anwesenden Teilnehmern über diese Ansätze diskutieren, die die persönlichen und gesellschaftlichen Folgen einer Tat aufdecken und weit über eine Wiedergutmachung hinausgehen. Anhand eines fiktiven Zwiegespräches mit dem Opfer einer Straftat soll verdeutlicht werden, wie es vielen von Gewalt Betroffenen geht. In den anschießenden Diskussionsrunden, können Erfahrungen und Impulse eingebracht werden, um die Sichtweisen von Betroffenen und Tätern besser zu verstehen.
Viele Workshops stehen am 3. Juni zur Verfügung, an denen man teilnehmen kann. So zum Biespiel
• Opfer-Empathie-Training in der JVA Dresden
• Erfahrungen und Übungen zur Konfliktarbeit mit Wiedergutmachungskonferenzen
• Perspektiven von Opfern und Betroffenen
• Täter-Opfer-Ausgleich im Jugendstrafrecht
• Öffentliche Wahrnehmung von Wiedergutmachungsansätzen: Ein Blick in die Medien
• Inspirationsquellen für Alternativen zur Strafjustiz
In diesem Zusammenhang ist auch auf die Dresdner Gefangenenzeitung Der RIEGEL hinzuweisen. Ein Medium, dass auch den Dresdner JVA-Häftlingen Appetit auf Rezepte außerhalb der Haftanstalt macht.
Wer Interesse an der Veranstaltung in Meißen hat, kann sich unter noch bis 19.05.2023 unter folgender e-mail-Adresse anmelden: anmeldungr2@slpb.sachsen.de. Und hier der Flyer dazu:
Zwei Redakteure von Der RIEGEL verlegen das BUCH „Ein deutsches Gefängnis im 21. Jahrhundert“
Sie schreiben: Dieses Buch schildert anschaulich die Vielfalt dessen, was im Gefängnis tatsächlich geschieht und was das Gefängnis ausmacht – aus der Sicht einer großen Gruppe betroffener Gefangener und Ehrenamtlicher, die mit ihnen Kontakt haben. In den ersten zwanzig Jahren unseres Jahrhunderts haben rund vierzig von ihnen aufgeschrieben, was sie im 2001 neugegründeten Dresdner Gefängnis erlebt haben. Wer wissen will, was dort wie andernorts ihre Resozialisierung fördert und was sie verhindert, kann es in diesem Buch nachlesen. Die hier ausgewählten Berichte sind in der unzensierten Dresdner Gefangenenzeitschrift „Der Riegel“ erschienen. Sie zeigen den Gefangenen selbst, vor allem aber interessierten LeserInnen draußen, dass es im Gefängnis viel guten Willen gibt, ein aufgeklärtes Land aber nicht nur einen besseren Strafvollzug braucht, sondern „etwas, das besser ist als Strafvollzug“ (Gustav Radbruch). „Das ist ein beeindruckendes und wichtiges zeitgeschichtliches Werk, das einen sicher einzigartigen Blick hinter die Gefängnismauern eröffnet.“ (Thomas Galli, Autor und ehemaliger Leiter zweier sächsischer Justizvollzugsanstalten) ISBN 978 – 3 – 948935 – 14 – 6
Zu den beiden Autoren:
Lydia Hartwig, geb. 1988 in Karl-Marx-Stadt, arbeitete seit ihrem Studium der Erziehungswissenschaften/Sozialpädagogik ehrenamtlich in der JVA Dresden und dem HAMMER WEG e.V. (Begleitung einzelner Gefangener und Lektorat des „Riegel“). Diplomarbeit über „Sexualität von männlichen Strafgefangenen“. Arbeitet in der Freien Straffälligenhilfe in Chemnitz.
Prof. Ulfrid Kleinert, geb. 1941 in Dresden, war Gründungsprorektor bzw. -rektor der Evangelischen Hochschulen in Hamburg und Dresden für Sozialarbeit, Beirat an der JVA Hamburg-Fuhlsbüttel (1978-86) und an der JVA Dresden (Vors. seit 2000) sowie Vors. des HAMMER WEG e.V. zur Förderung Strafgefangener und Haftentlassener, seit 2002 Hg. und Redaktionsmitglied des „Riegel“. Veröffentlichte u.a. neben „Seelsorger oder Bewacher?“ Rowohlt 1976 den Sammelband „Strafvollzug – Analysen und Alternativen“ München/Mainz 1972, in dem im Rahmen des Strafvollzugsgesetzgebungsprozesses der BRD.