Probleme mit Auszahlungen von so genannten Sperrkonten
Mainz. Zahlreiche ausländische Studierende, die an deutschen Universitäten eingeschrieben sind, bangen um ihre Existenz, weil sie nach eigenen Angaben von einem privaten Dienstleister für sogenannte Sperrkonten aktuell keine monatlichen Auszahlungen bekämen. Das berichtet der Südwestrundfunk (SWR).
Solche Sperrkonten müssen ausländische Studierende obligatorisch einrichten, bevor sie ein Visum für ein Studium in Deutschland beantragen. Laut Auswärtigem Amt dient dies dazu, die Kosten während des Aufenthalts in Deutschland zu decken. Die Studierenden müssen im Voraus mindestens 10.332 Euro auf ein solches Sperrkonto einzahlen. Pro Monat können davon maximal 861 Euro auf das jeweilige Girokonto des Studierenden überwiesen werden.
Nach Aussage mutmaßlich betroffener Studierenden, leistet ein privater Dienstleister, den das Auswärtige Amt auf einer Internet-Liste mit möglichen Sperrkonten-Dienstleistern aufgeführt hatte, aktuell keine monatlichen Überweisungen an sie. Es handelt sich um die Hamburger Firma BAM (Bundesweites Anlagenmanagement), die 2020 in Berlin gegründet worden war. Dem SWR liegt eine von Studierenden erstellte private Liste mit mutmaßlichen Betroffenen aus unterschiedlichen Ländern vor. Demnach geht es um rund 110 Betroffene und insgesamt mindestens 850.000 Euro, die angeblich auf Sperrkonten liegen.
Der 26-jährige iranische Student Farid Azarkam, der in Hof (Bayern) Logistik studiert, berichtete dem SWR, er habe vor drei Monaten ein Sperrkonto bei BAM eingerichtet und 10.500 Euro eingezahlt. Er legte dazu dem SWR eine „Sperrkontenbestätigung“ der Firma vom 7. April 2021 vor. Seitdem habe er keine monatliche Überweisung erhalten, erzählt er. Er brauche dieses Geld jedoch dringend, um seine Miete und Krankenkassenbeiträge zu zahlen. Er habe sich bereits bei Freunden Geld leihen müssen. „Mein Vater und ich haben uns das Geld über vier Jahre zusammengespart. Jetzt kann mein Vater mir auch nicht weiteres Geld überweisen, zumal dies vom Iran aus sehr schwierig ist“, sagte Azarkam dem SWR. Sämtliche Nachfragen bei BAM seien ins Leere gelaufen. Dem SWR legte er dazu entsprechende E-Mails vor.
Die Firma BAM hatte zuletzt auf ihrer Website damit geworben, „eine Strategie, die perfekt zu jedem Studenten passt“, anzubieten. Man sei auf der Website des Auswärtigen Amts als einer der „offiziell akzeptierten“ Anbieter für Sperrkonten (blocked accounts) gelistet. Demnach verlangte die Firma für die Eröffnung des Sperrkontos eine Gebühr von 60 Euro. Laut Website bot sie auch die Vermittlung von Krankenversicherungen und Unterkünften an. Inzwischen heißt es auf deren Website, diese sei „unerreichbar“. Wer an eine dort angegebene E-Mail-Adresse schreibt, erhält die Auskunft, es gebe „technische Probleme“. Verwiesen wird auf die Aareal Bank in Wiesbaden, wo BAM die Konten der Studierenden führt.
Auf SWR-Anfrage bestätigte die Aareal Bank, dass sich Studierende an die Bank gewandt hätten, da sie nach eigenen Angaben seit Anfang Juli keine Auszahlungen von Sperrkonten der BAM erhalten hätten. Die Bank selbst dürfe keine Überweisungen an die Studierenden tätigen, zuständige Behörden würden unter Einbeziehung der Bank allerdings nach einer Lösung suchen. Es seien bereits „Maßnahmen zur Sicherung der Treuhandgelder durchgeführt” worden.
Die Staatsanwaltschaft Hamburg teilte dem SWR auf Anfrage mit, es seien bei der Polizei „einige Strafanzeigen“ zu dem Vorgang eingegangen, die dort noch in Bearbeitung seien. Das Auswärtige Amt sagte dem SWR, die Listung der Fima BAM auf der Website des Auswärtigen Amts sei „keine Empfehlung“ und nicht mit einem bankenrechtlichen Prüfverfahren verbunden gewesen. Der Hinweis auf die Firma BAM sei am 7. Juli entfernt worden, „da dieser vorerst die Eröffnung weiterer Sperrkonten nicht anbietet.“
Die Firma BAM reagierte auf eine E-Mail-Anfrage nicht und war auch telefonisch nicht erreichbar. In einer dem SWR vorliegenden aktuellen E-Mail des Kundenservice an Studierende schreibt die Firma, man habe „technische Schwierigkeiten mit der Bank“. Dort hinterlegtes Geld könne derzeit nicht bewegt werden und man arbeite an einer Lösung für das Problem.
Quelle: SWR Rheinland-Pfalz