Rosa Papierrezept war bisher ein unschlagbares Erfolgsmodell – Hauptprofiteure des e-Rezeptes sind die Krankenkassen
Trotz einer massiven medialen Werbekampagne nach dem Motto: „Das e-Rezept macht alles neu und besser“, helfe aber Ärzten und Apothekern nicht, sondern erhöhe nur die Arbeit, teilt die „Freie Ärzteschaft“ in einer Presseerklärung mit. Denn beim Service für Patienten gebe es inmitten einer massiven Infektwelle zum Jahresanfang massive Störungen in den Arbeitsabläufen in Praxen und Apotheken durch den von Minister Lauterbach aufgezwungenen Zwangsstart des elektronischen Rezepts.
„Seit 20 Jahren werden Milliarden an Versichertengeldern für das Telematik-Projekt verschwendet. Falls sich noch jemand an die Argumente für die Einführung des Projektes erinnert: Die e- Rezepte sollten gefährliche Wechselwirkungen zwischen Medikamenten verhindern und damit die Patienten schützen. Nun ist also ein e-Rezept da, aber die Wechselwirkungsprüfungen finden über das e-Rezept gar nicht statt. Stattdessen werden Wechselwirkungsprüfungen schon lange von Haus -und Fachärzten aktiv über moderne Programme in den Praxisverwaltungssystemen durchgeführt, und danach wird vom Arzt oder der Ärztin beurteilt, welche Folgen das für den Medikamentenplan hat“, erklärt Dr. Silke Lüder, stellvertretende Vorsitzende der Freien Ärzteschaft und Allgemeinärztin in Hamburg.
Das rosa Papierrezept sei bisher ein unschlagbares Erfolgsmodell gewesen, heißt es weiter. Die Ausstellung für 3 Medikamente auf einem Rezept habe bisher mittels Drucker 2 Sekunden gedauert. Nun, mit dem e-Rezept, dauere die Verordnung von 3 Medikamenten mindestens eine halbe Minute ärztliche Arbeitszeit. „Das e-Rezept ist also ein Zeitdieb erster Güte für Ärzte und Praxispersonal. Dazu kommen Ausfälle der zentralen Telematik-Infrastruktur, Probleme für die Apotheker zum Beispiel bei Nichtlieferbarkeit, sowie umfangreiche Erklärungsbedarfe beim Patienten“, so Lüder weiter.
„Wie es inzwischen leider üblich zu sein scheint, werden neue gesetzliche Regelungen mit Zwang und Sanktionen gegenüber den Verantwortlichen im Gesundheitswesen durchgesetzt, die diese top-down geplanten, dysfunktionalen, praxisfernen und der IT – Industrie dienenden Regelungen umsetzen müssen. Neben der IT-Industrie sind die Hauptprofiteure jedoch die Krankenkassen, deren Verwaltungsarbeit auf Praxen und Apotheken abgewälzt wird“, so die weitere Kritik der „Freien Ärzteschaft“.
Weithin sei gegen Ende 2023 verkündet worden: „Das e-Rezept ist Pflicht für Ärzte“. Das übte den öffentlichen Druck auf die Praxen aus. Tatsächlich es so, dass die finanziellen Sanktionen nur dann greifen, wenn man technisch nicht in der Lage ist, ein e-Rezept auszustellen. Das heißt aber überhaupt nicht, dass man nur noch e-Rezepte ausstellen kann, denn die Ausstellung von Papierrezepten wird auch weiterhin möglich sein, sie müssen ohnehin weiter verfügbar sein bei Hausbesuchen, bei der Verordnung von Hilfsmitteln, bei grünen Rezepten, Privatrezepten oder Betäubungsmitteln. Und: Es gibt keine Quote für die Ausstellung von e -Rezepten“.
Es gebe also aus Sicht der Freien Ärzteschaft keinen Grund, sich als Freiberufler einschüchtern zu lassen. Man könne auch weiterhin Papierrezepte ausstellen. Der Deutsche Ärztetag habe auf Initiative der FÄ auch beschlossen, dass dies so bleiben muss. Herr Lauterbach könne Bürokratie und Zwang. Was er nicht könne, sei für gute Medizin zu sorgen. „Und bei bereits jetzt über 5000 unbesetzten Hausarztsitzen und vielen fehlenden Fachärzten wird absehbar niemand seinen Kassenarztsitz mangels e-Rezepten entzogen bekommen“, konstatiert die Freie Ärzteschaft.