Seit dem Militärputsch 65 Journalisten festgenommen
Reporter ohne Grenzen (ROG) berichtet über erschreckende Geschehnissen aus Myanmar, die sich in den vergangenen Monaten dort abgespielt haben. Mindestes 65 Journalistinnen seien dort seit dem Militärputsch am 1. Februar festgenommen worden. Unabhängige Berichterstattung gehe einher mit dem Risiko von Inhaftierung und Gewalt. Myanmar laufe gerade Gefahr, in die dunkelsten Zeiten der Militärdiktatur vor 2011 zurückzukehren, als die Junta kritische Journalistinnen in Hundekäfige sperrte, heißt es weiter. Mehr als 500 Zivilist*innen seien bei den Protesten gegen den Staatsstreich in diesem Jahr vom Militär getötet worden.
Es wird Immer wieder auf Bildern das unbarmherzige Durchgreifen der Junta gezeigt, u.a. die Militärlastwagen der chinesischen Firma Sinotruk. Wie eine Recherche der Süddeutschen Zeitung zeigte, sind Teile dieser Firma im Besitz von MAN. Der deutsche Nutzfahrzeuge-Hersteller hält 25 Prozent plus eine Aktie – genug, um mittels Sperrminorität wichtige Entscheidungen zu blockieren. Als sich MAN 2009 eingekauft habe, sei längst bekannt gewesen, dass China das myanmarische Militär über Jahrzehnte unterstützte, und auch dass Sinotruk Militärlaster im Angebot hatte.
Aus Myanmar zurückgezogen habe sich MAN bis heute nicht – ebenso wenig wie die Deutsche Post DHL. Das Unternehmen ist durch ein Joint Venture mit der Militärjunta im Geschäft: Das Subunternehmen Myanmar DHL ist zu 51 Prozent im Besitz der dortigen Post, die wiederum gehört dem Transportministerium, das mit dem Putsch dem Militär in die Hände fiel. Myanmar DHL wurde bereits vor 25 Jahren gegründet, zu einer Zeit, als die Militärdiktatur Studierendenproteste brutal unterdrückte.
Reporter ohne Grenzen fordert: „MAN und Deutsche Post DHL müssen Geschäfte mit dem myanmarischen Militär beenden, um sich nicht mitschuldig zu machen an der allumfassenden Zensur, die die Junta zu verhängen versucht. Deshalb haben wir die beiden Unternehmen sowie zehn weitere internationale Konzerne in Briefen aufgefordert, ihrer Verpflichtung nachzukommen, überall auf der Welt die Menschenrechte zu wahren, und sich umgehend aus Myanmar zurückzuziehen“.
Beispiele anderer Firmen zeigten, dass dieser Schritt durchaus möglich ist: So habe der Münchner Banknotendrucker Giesecke+Devrient Ende März alle Lieferungen nach Myanmar ausgesetzt. Giesecke+Devrient hatte Material für die Herstellung von Banknoten an die myanmarische Staatsdruckerei geliefert. Auch das australische Energieunternehmen Woodside und der malaysische Ölkonzern Petronas haben inzwischen ihre Geschäftstätigkeit in Myanmar ausgesetzt. Das japanische Getränkeunternehmen Kirin beendete seine Partnerschaft mit einer örtlichen Brauerei bereits vier Tage nach dem Staatsstreich.
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Quelle: REPORTER OHNE GRENZEN