Förderverein Selbsthilfegruppe Lebensfreude sucht ersten Kontakt mit Fachklinik
Frankenthal: Hektik, Lärm, Stress und Leistungsdruck ist inzwischen Alltag in unserer Gesellschaft, macht die Menschen krank und führt zu Burnout, Depressionen und psychischen Erkrankungen. In ihrem einstündigen Vortrag hatte am vergangenen Donnerstag die Oberärztin der Tagesklinik der psychiatrischen Institutsambulanz der Stadtklinik Frankenthal, Valentina Nikolov, auf dieses Phänomen hingewiesen. Der Fachvortrag wurde auch von Mitgliedern des neu gegründeten Fördervereins Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ Haßloch-Neustadt besucht, die sich mit dieser Thematik bereits mehr als zehn Jahre auseinandersetzt. Anhand des Filmbeitrages „Burnout“, der bereits am 09.03.2012 von „Welt der Wunder“ ausgestrahlt wurde, führte die Fachärztin in das komplexe Thema ein. Sie versicherte, dass es für Burnout keine klinische Definition gebe. Burnout-Kernsymptome erkenne man eher an emotionaler Erschöpfung, Leeregefühl, Kraftlosigkeit, Ausgelaugt sein, Sinnlosigkeitserleben sowie Müdigkeit bereits beim Gedanken an die Arbeit. Das Phänomen psychischer Erkrankungen sei daher nicht zu unterschätzen, sagt die Ärztin. Es sei eine Krankheit, die in unserer Gesellschaft immer mehr um sich greife Viele Menschen seien inzwischen davon betroffen, sagt Nikolov. Laut Statistik sei die Tendenz von psychischen Erkrankungen steigend. Die Fachärztin verweist in ihrem Vortrag u.a. auf die Dissertation des Psychoanalytiker Herbert Freudenberger aus dem Jahre 1974, der den Begriff „Burnout“ geprägt habe. Freudenberger hat den Begriff erstmalig in einer Publikation verwendet. Bei seinen Ausarbeitungen zu den Entstehungsbedingungen eines Burnout bezieht er sich insbesondere auf seine eigene Lebensgeschichte, auf Beobachtungen bei sich selbst und bei ehrenamtlichen Mitarbeitern alternativer Selbsthilfe- und Kriseninterventionseinrichtungen. In seinem Artikel von 1974 in der Zeitschrift Journal of Social Issues nennt Freudenberger drei Gefährdungspotentiale für Burnout: „Diejenigen, die zu viel arbeiten, vergessen zu oft den Unterschied zwischen einem „reifen“ und einem solchen Engagement, das Zeichen eines persönlichen Bedürfnisses ist, akzeptiert und gemocht zu werden. Ein weiteres Gefährdungspotential sieht er in den Personen, die Hilfe brauchen. Deren Bedürfnisse sind oft exzessiv und die Erwartungen an andere unrealistisch. Gefährdend sind aus seiner Sicht aber auch traurige Gefühle, aber auch Langeweile oder Monotonie in der Tätigkeit“. (Quelle: Freudenberger, 1974, aufgearbeitet in Rook, 1998, Seite 20). Die Oberärztin macht auch deutlich, dass Stress und Dauerbelastung zu Burnout führen kann, hervorgerufen durch Überforderung, wenig Eigenkontrolle oder aber durch schwierige Vorgesetzte. Der Beginn dieser Krankheit sei für die Betroffenen sehr schwierig und meist gar nicht zu erkennen. Sie beginne langsam und schleichend, man sei sich der Gefahr gar nicht bewusst in die man da hineinschlittere. Die verschiedenen Auslöser hätten alle eines gemeinsam, die Akzeptanz der Betroffenen trete meist erst sehr spät nach Ausbruch der Krankheit ein, was eine Behandlung natürlich schwieriger mache. Durch große Belastungen entstünde zunächst Burnout, die in Depressionen und psychischen Erkrankungen mündeten, was den Krankheitsstand in Unternehmen seit 1987 drastisch in die Höhe getrieben habe. Durch psychische Störungen würden immer mehr Menschen frühberentet, weiß die Fachärztin ebenfalls zu berichten. Sie verweist auf unterschiedliche Behandlungsmethoden, wobei sie u.a. den Austausch in Selbsthilfegruppen empfiehlt, was sich durch den Erfahrungsaustausch positiv auswirke. Die Verstanstaltung im Städtischen Klinikum Frankenthal war sehr gut besucht, was zeigt, dass Burnout ein ernst zu nehmendes Thema ist, das in unserer Gesellschaft ein Anrecht auf weitere Diskussionen hat. Der Förderverein Selbsthilfegruppe Lebensfreude Haßloch-Neustadt plant in diesem Jahr weitere Aktivitäten. Wer sich für die Gruppentreffen interessiert, kann sich an die Vorsitzende des Vereins Karin Hurrle unter der Tel.Nr. 06324/981504 oder die Schatzmeisterin Brigitte Auer unter der Tel.Nr. 01575 3674403 wenden. (red.)