Eine bewegende Geschichte eines Mannes im Rollstuhl
Schon seit vielen Jahren engagiert sich die Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ für Menschen mit Behinderungen jeder Art, auch für Betroffene, die an Depressionen und psychischen Erkrankungen leiden. Auch Unfallgeschädigte, die an den Rollstuhl gefesselt sind, können an Depressionen erkranken. Den mundmalenden Künstler Lars Höllerer, der durch einen Motorradunfall seit 30 Jahren im Rollstuhl sitzt, haben Karin Hurrle von der Haßlocher Selbsthilfegruppe und Emilie Schlösser aus Ravensburg am vergangenen Freitag in seinem Atelier in Überlingen am Bodensee besucht. „Die Geschichte, die er uns erzählt hat, war herzergreifend“, berichtet die Leiterin der Selbsthilfegruppe Karin Hurrle. Seine Geschichte müsse daher einfach öffentlich gemacht werden. Mit dem Verkauf der Gemälde, die auch als Mund- und Fußmalerei in Kunstkalendern angeboten werden, wird die Arbeit der Künstler finanziell unterstützt und ermöglicht damit deren sichere Existenz und auch die Anerkennung in der Gesellschaft.
Ein Motorradunfall selbst verschuldet
Beim Besuch des mundmalenden Künstlers Lars Höllerer konnten die beiden Besucherinnen deren bewegende Geschichte erfahren. Wie er selbst erzählte, ist er an einem sonnigen Tag im Mai 1991 als 21jähriger junger Mann mit seinem Motorrad verunglückt. Er hatte auch erzählt, dass er selbst daran Schuld gewesen sei. Danach habe er die traurige Diagnose erhalten, vom Hals ab querschnittsgelähmt zu sein. Nach anfänglichen Depressionen und Selbstmordgedanken habe er dann gelernt, sein Schicksal zu akzeptieren und seine neue Erfüllung in der Malerei mit dem Mund zu finden, mit der er es bald bis zur Meisterschaft gebracht hatte. Seine Geschichte hat er in kleines Buch gefasst, das auch als Hör-CD erhältlich ist. Hierin ist zu lesen und zu hören, wie Lars Höllerer mit Witz, Selbstironie und einem Schuss schwarzen Humors seine Geschichte aus seinem Leben, der Unausweichlichkeit des Schicksals, der mehr als einjährigen Reha, vom Neubeginn und dem Studium der Ölmalerei, von skurrilen und dramatischen Begebenheiten im Leben eines „Rollis“ erzählt. Und er berichtet über schusselige Zivis und von abenteuerlichen Reisen. Auch schwärmt er von der Unbefangenheit der Kinder, die ihn ausfragten. Und er erzählt von der LIEBE.
Selbsthilfeorganisation (VDMFK) ist Heimat und Famillie von über 800 Künstlern weltweit
Auch wenn Lars Höllerer derzeit das Bett mehr als seinen Rollstuhl hüten muss, hat er nichts von seinem Humor verloren. Er verrät auch, dass er demnächst für ein paar Tage das Krankenhaus hüten muss. Das sei das Schicksal eines jeden Querschnittsgelähmten, der schon lange an den Rollstuhl gefesselt sei. Sein kleines Atelier zeigt viele Spuren seiner langjährigen Arbeit, die in vielfacher Weise zu bewundern ist.
Auch die Mund- und Fußmalerei ist einer weltweiten Selbsthilfeorganisation angeschlossen, die vor über 60 Jahren von Arnulf Erich Stegmann gegründet wurde. Was damals mit 17 Gründungsmitgliedern aus acht europäischen Ländern begonnen hatte, ist heute zu einer Vereinigung mit über 800 mund- und fußmalenden Künstlern in rund 75 Ländern herangewachsen. Die Vereinigung (VDMFK) bietet als Selbsthilfeorganisation seit über 60 Jahren Künstlerinnen und Künstlern, die aufgrund eines Unfalls, von Geburt an oder infolge einer Krankheit ihre Hände nicht einsetzen können, mit dem jährlichen Kunstkalender eine Plattform für ihre Kunst und hilft auf diese Weise mit, Barrieren zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen abzubauen. Der VDMFK feiert in diesem Jahr sein 65-jähriges Bestehen und ist Heimat und Familie für über 800 Künstler weltweit, https://www.vdmfk.com/de/
Beim Verlassen des Ateliers in Überlingen haben die beiden Besucherinnen Lars Höllerer versprochen, dass sie ihn bald wieder einmal besuchen kommen. Beide drücken ihm die Daumen, dass er bald wieder in seinem Rollstuhl sitzen und malen kann.