Kritik: Werteverfall der Gesellschaft und Jugend
Für viel Zündstoff sorgte die Podiumsdiskussion „Mobbing an Schulen und im Internet“ zu der die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) des Unterbezirkes Vorderpfalz, Ursula König, Mitte April ins Palatinum nach Mutterstadt eingeladen hatte. Deutlich wurde zumindest an diesem Nachmittag, dass sowohl bei der Politik, als auch an den Schulen dringender Handlungsbedarf besteht. Auf dem Podium, saßen Fachleute, wie Jürgen Saess, Vorsitzender des Landesschulelternbeirat, SPD-Landtagsabgeordneter Martin Haller, Ralf Seiler, zuständig für die Kriminalprävention beim Polizeipräsidium Rheinpfalz, Schulsozialarbeiter Wolfgang Koberstein sowie Moderatorin Cordula Butz-Cronauer, Lehrerin der IGS Mutterstadt, die Rede und Antwort standen und kritische Fragen aus dem Publikum beantworteten.
Einigkeit bestand am Ende der Veranstaltung darüber, dass die Präventionsarbeit von Politik, Polizei und Schulen intensiviert und vernetzt werden muss. Gefordert wurde, an allen Schulen einen Schulsozialarbeiter einzuführen, um den Problemen entgegen zu wirken und „Mobbing“ rechtzeitig zu erkennen.
Viele Fragen sowohl der Moderatorin, als auch der anwesenden Gäste gingen in Richtung „Cyber-Mobbing“. Ralf Seiler vom Polizeipräsidium Rheinpfalz klärte auf, dass Beleidigungen im Internet eine Straftat darstellten, weil sie Persönlichkeitsrechte von Menschen verletzten. Neue Dimensionen seien durch die Digitalisierung entstanden, wo Beleidigungen im Internet an der Tagesordnung seien, bestätigte Schulsozialarbeiter Wolfgang Kolbenstein, der an der Realschule Plus am Ebertpark in Ludwigshafen tätig ist. „Junge Menschen müssen wieder lernen, dass man andere Menschen im Internet nicht einfach herabwerten kann“. Durch „Cyber-Mobbing“ würden im Internet in Windeseile Beleidigungen und Verleumdungen weiter verbreitet, woran sich dann weitere Personen beteiligen würden. Den Jugendlichen sei nicht bewusst, was sie damit anrichten und welche rechtlichen Folgen dies haben kann, bemerkte Ralf Seiler, der dringend rät, die Präventionsarbeit zu intensivieren.
Jürgen Saess, Mitglied des Landeselternbeirates beklagte den allgemeinen Werteverfall der Jugend, der jedoch bereits im Elternhaus stattfinde. Auch Martin Haller (Frankenthal) SPD-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Arbeitskreises Medien und Netzpolitik, bestätigte die Problematik. Das Internet sei für die Jugend kein separater oder „virtueller“ Teil der Welt, sondern ein integrierter Bestandteil ihres Lebensraumes. Ziel müsse sein, auch die Eltern für die „digitale Welt“ zu gewinnen, um auf gleicher Ebene diskutieren zu können.
Wütende Reaktionen gab es, als die Sprache auf den vermeintlichen Lehrermangel in Rheinland-Pfalz kam. Bemängelt wurden die steigenden Ansprüche an Lehrer, „welche auch noch die Erziehung der Schüler übernehmen sollen“, weil das Elternhaus nicht mehr dazu in der Lage sei. Mit dieser Aufgabe seien auch die Lehrer mittlerweile überfordert, was zu vielen Krankheitsfällen führe, so ein Lehrer im Präsidium. Denn es könne doch nicht sein, dass die Eltern keine Zeit für ihre Kinder hätten, die Lehrer jedoch für deren Erziehung verantwortlich gemacht würden. Gründe für Unterrichtsausfälle sieht Elternsprecher Saess darin, dass Lehrer nach wie vor im Beamtenstatus seien und trotz langer Fehlzeiten ihre Stelle behalten würden, so dass keine personelle Aufstockung stattfinden könne. Heftige Kritik wurde in diesem Zusammenhang an der Landesregierung geübt, die nach Meinung verschiedener Anwesender den Ertrag aus Kapital geringer besteuere, als den Ertrag der Arbeit. Dies hätte zu dem Mangel geführt, nicht mehr genügend in die Bildung investieren zu können. (red.)