Neues Kuratoriumsmitglied: Susanna Braun, Direktorin des Amtsgerichts Neustadt
Die Gründung eines Fördervereins für die Gedenkstätte für NS Opfer in Neustadt a.d.Wstr. geht aus dem jahrelangen Engagement vieler ehrenamtlicher Neustadter Bürgerinnen und Bürger hervor, an der Spitze war seinerzeit Eberhard Dittus, Religionspädagoge und Bildungsreferent der Evangelischen Kirche der Pfalz, der Mitte der 1990er Jahre die Recherchen über NS-Opfer um die Region von Neustadt begonnen hatte. Bis im Jahre 2021 war er Vorsitzender des Fördervereins. Dieses Amt gab er am 26.10.2021 ab an seinen Nachfolger Kurt Werner. Werner ist auch Stadtratsmitglied der GRÜNEN in Neustadt https://gruene-nw.de/stadtratsfraktion/. Gründungsmitglieder des Fördervereins waren damals Marc Weigel, ehemaliger Beigeordneter und Kulturdezernent der Stadt. Das Kuratorium wurde nach der Gründung vom ehemaligen OB der Stadt Speyer Werner Schineller, geleitet, Stellvertreter war Oberkirchenrat Gottfried Müller. Im Kuratorium engagierten sich Archivdirektor Hans Ammerich, der Unternehmer Albrecht Hornbach, der auch Geländeeigentümer der NS Gedenkstätte ist. Von der Politik waren vertreten: Georg Löffler, Theo Wider, Dieter Burgard und Dieter Schiffmann.

Für die Gedenkarbeit wurden erstmals im Jahr 1995 zunächst private Unterlagen zusammengetragen, die auf das Lager in Neustadt hinwiesen. Bei gezielter Recherche der Initiatoren fanden sich auch in öffentlichen Archiven entsprechende Dokumente. Nach langjährigen Forschungen, an denen auch der Historische Verein der Pfalz mitwirkte, wurde am 4. November 2009 der Förderverein Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt gegründet. Viele Bürgerinnen und Bürger, die die derzeitigen Entwicklungen in unserem Lande beobachten, glauben, dass diese Erinnerungsgeschichte wichtiger ist denn je. Am 7. November 2021 wurde der Förderverein mit dem Kulturpreis 2021 der Stadt Neustadt ausgezeichnet; die Laudatio hielt Oberbürgermeister Weigel. Inzwischen finden in den Räumen der Gedenkstätte NS-Opfer in Neustadt Tagungen und Schulungen statt. Mietzahlungen von den Veranstaltungen fließen an Spenden an den Förderverein.
Nach dem Ersten Weltkrieg war die Pfalz, wie das gesamte deutsche Rheinland von den Aliierten besetzt. In den Jahren 1920 bis 1923 baute die französische Besatzungsmacht im Osten von Neustadt, das bis 1935 noch Neustadt an der Haardt hieß, eine Kaserne. Sie wurde nach dem französischen Generalfeldmarschall Turenne benannt. Dies geschah möglicherweise in der Absicht, die besiegten Deutschen noch weiter zu demütigen. Denn während des Holländischen Krieges im Jahre 1674, hatte das französische Heer unter Turenne die gesamte Pfalz erobert und verwüstet.
In der Turenne-Kaserne wurden ab 1919 etwa 2000 Besatzungssoldaten stationiert. Als diese Ende Juni 1930 abgezogen waren, wurde die Kaserne durch die deutsche Reichswehr übernommen, die 1935 in Wehrmacht umbenannt wurde. Von 1932 bis 1936 diente ein Teil der Kaserne als Lager für ungefähr 200 Mann des Freiwilligen Arbeitsdienstes (FAD). Am 10. März 1933, gut einen Monat nach der Machtergreifung richteten die Nationalsozialisten in einem anderen Teil der Kaserne eines der sogenannten „frühen Konzentrationslager“ ein, was sie beschönigend als „Schutzhaftlager“ bezeichneten.
Kommandant war Adam Durein, geboren in Mechtersheim. Er ist am 1.11.1930 in die NSDAP eingetreten und am 22.09.1932 zum SA-Standartenführer ernannt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Strafverfahren wegen des Vorwurfs „Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gefährliche Körperverletzung“ eingeleitet worden. Das Strafverfahren gegen ihn wurde am 06. März 1950 vom Landgericht Frankenthal eingestellt, weil Durein an den Spätfolgen eines Autounfalls (1941) am 14.01.1948 in Mainz verstorben ist.
Im Neustadter Lager eingesperrt und von SA-Leuten bewacht und schikaniert wurden Personen, die von den Machthabern als politisch oder religiös motivierte Gegner angesehen wurden, vor allem Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschafter sowie Kirchenvertreter. Prominente Opfer waren damals der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Neustadter Stadtrat, Gustav Weil und Oswald Damian, regimekritischer evangelischer Pfarrer aus Pirmasens. Weil war auch Vorstandsmitglied der israelischen Kultusgemeinde. Obwohl zu diesem Zeitpunkt die allgemeine Judenverfolgung noch nicht begonnen hatte, befanden sich unter den Inhaftierten auch Juden aus Rockenhausen, die Kaufleute Otto Kahn sowie Jakob und Salomon Roelen und der Arzt aus Kaiserslautern, Hermann Samson.
Nähers über die Gedenkstätte über NS-Opfer kann man unter Wikipedia erfahren https://de.wikipedia.org/wiki/Gedenkstätte_für_NS-Opfer_in_Neustadt
Foto: Ňuchí (Gedenkstätte für NS Opfer Neustadt a.d.Wstr.)