FDP-Politiker Jan-Marcus Rossa streicht das Erste und die Spartensender der ARD – Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD)will den Rotstift gar nicht erst entgegennehmen
Das vorläufige Aus für den höheren Rundfunkbeitrag im Dezember 2020 hat eine alte Debatte neu entfacht: Wie soll der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Zukunft aussehen? Das NDR Medienmagazin ZAPP hat sich auf eine Deutschlandreise begeben. Autor Daniel Bouhs hat drei Verantwortlichen für Medienpolitik eine Deutschlandkarte mit den Angeboten von ARD, ZDF und Deutschlandradio mitgebracht und dazu einen Rotstift: Was ist zeitgemäß – und was kann nach gut 70 Jahren ARD weg?
In Kiel streicht FDP-Politiker Jan-Marcus Rossa das Erste und die Spartensender der ARD. Hinter Radiosender für ein jüngeres Publikum setzt er ein Fragezeichen. Der private Markt sei vielfältig genug. In Magdeburg markiert Staatskanzlei-Chef Rainer Robra viele Sender, streicht aber nichts: ARD und ZDF seien wichtig, doch vor allem die Hauptprogramme sollten sich stärker voneinander unterscheiden. Und in Mainz, wo die Medienpolitik der Länder koordiniert wird, will SPD-Politikerin und Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Rotstift gar nicht erst entgegennehmen: Künftig sollen die Intendanten mit ihren Gremien entscheiden, welche Kanäle nötig sind.
„Wir brauchen da erheblich mehr Flexibilität“, erklärt Dreyer gegenüber ZAPP. Doch auf welche Kanäle etwa die ARD verzichten würde, verrät der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow nicht. „Es führt nirgendwo hin, weil jeder gerade in seinem Bundesland erst einmal sagt: Das muss jetzt bleiben!“ Dennoch ist er sich sicher, dass es am Ende des Jahrzehnts weniger Kanäle geben wird: „Das ist doch einfach eine Tatsache.“ Was es heißt, wenn Sender tatsächlich Programm kürzen wollen, davon berichtet wiederum NDR Intendant Joachim Knuth: „Dann ist der erste Reflex 'Aber doch nicht der Tatort aus dem Bundesland X oder Y!’ – und beim Sport ist es genauso“. Irgendwo müssten Prioritäten gesetzt werden. „Wenn Sie das nicht tun, dann gibt es irgendwie Chaos“, ergänzt der NDR Intendant.
Der Film zeigt, wie Medienpolitik und Intendanten um die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ringen, wohin die Debatte zeigt und welche Kräfte wirken, wenn die Angebote von ARD und ZDF verändert werden sollen.
ZAPP veröffentlicht die 30-minütige Dokumentation und die vollständigen Interviews aller Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner am 9. Juni 2021 um 11 Uhr auf ndr.de/zapp, in der ARD Mediathek und im ZAPP-Kanal auf YouTube www.youtube.com/Zapp.
Quelle: NDR Hamburg