Am Freitag, 25. Oktober, 19 Uhr, hält Professor Uwe Steiner im Mehrgenerationenhaus in der Von-Hartmann-Straße 11 den Vortrag „Ohrenrausch und Götterstimmen – eine Kulturgeschichte des Tinnitus“. Der Eintritt beträgt 4 Euro. Noch vor 20 Jahren kannte nicht jeder praktische Arzt den Begriff „Tinnitus“. Heute ist er in aller Munde, wenn nicht gar in aller Ohren. Woher kommt diese Aufmerksamkeit für ein Leiden, das man früher als „Ohrensausen“ abgetan hätte?
Der Vortrag zeigt: Tinnitus ist kein neues Leiden. Nicht wenige kulturgeschichtliche Dokumente bezeugen das Interesse, das man ihm seit der frühen Antike zollt. Tinnitus war und bleibt ein Rätsel: Warum existieren im Ohr Geräusche, denen keine äußeren zu entsprechen scheinen?
In der Antike sprachen im Ohrengeräusch die Götter. Im 18. Jahrhundert geht das kulturgeschichtlich Interesse am eigenen Selbst mit einer neuen Sensibilität für Ohrengeräusche einher. Im Zeitalter der Industrialisierung symbolisiert der innere den äußeren Lärm.
Der Vortrag macht aber auch deutlich: Tinnitus ist eine Krankheit bzw. ein Syndrom mit Symbolcharakter. Wenn seit rund zwei Jahrzehnten dem Ohrgeräusch eine ungewöhnliche Aufmerksamkeit zuteil wird, sagt dies etwas aus über unsere laute Gegenwart.
Uwe Steiner studierte in Düsseldorf und Mannheim und lehrte an den Universitäten in Mannheim und Charlottesville/Virginia (USA). Seit 2012 ist er Professor für Neuere deutsche Literatur und Medientheorie an der FernUniversität in Hagen. Neben zahlreichen Publikationen erschien 2012 im Walter Fink Verlag das vielbeachtete gleichnamige Buch „Ohrenrausch und Götterstimmen. Eine Kulturgeschichte des Tinnitus“. (red.)