Drei Fragen an vier neue ReligionslehrerInnen
36 Kandidatinnen und Kandidaten wurden bei der diesjährigen Missio Canonica Verleihung durch Weihbischof Otto Georgens die kirchliche Beauftragung zur Arbeit als Religionslehrerin bzw. -lehrer erteilt. „Als Religionslehrerin, als Religionslehrer, befinden Sie sich auf keinem kirchlichen Nebenschauplatz. Sie sind an einer entscheidenden Schnittstelle religiöser Kommunikation tätig“, betonte Georgens. Er bezeichnete die neuen Religionspädagogen als „Nachfolge Jesu“, deren Aufgabe es sei, „für die Dimension des Glaubens Neugierde zu wecken und Zugänge aufzuzeigen“.
Der Großteil der Kandidatinnen und Kandidaten stammt aus dem Grundschulbereich (24), drei werden an der Realschule, fünf am Gymnasium tätig sein. Die vier weiteren Pädagogen arbeiten im Förderschulbereich. Um die Missio canonica zu erhalten, absolvierten die Kandidaten und Kandidatinnen nach ihrer staatlichen Ausbildung noch ein vorbereitendes Wochenende, bei dem es um die Spiritualität des Religionslehrers geht. Darüber hinaus nahmen alle Bewerber an einer verpflichtenden Präventionsschulung teil. Weihbischof Georgens wünschte ihnen für ihren weiteren Weg „Freude am Beruf, Freude an Gott, Freude an der Kirche, am Suchen und Fragen, sowie Freude an den jungen Menschen, mit denen Sie eine wichtige Wegstrecke gehen dürfen“.
Vier der 36 neuen Religionspädagogen sind Maximilian Schneider (Grundschullehrer), Sabine Thull (Realschullehrerin), Franziska Disque (Gymnasiallehrerin) und Elisabeth Walz (pädagogische Fachkraft an der Förderschule). Im Interview erzählten Sie von ihren Wünschen und Vorstellungen rund um den Religionsunterricht.
Was begeistert euch am Religionsunterricht?
Maximilian Schneider: Am Religionsunterricht begeistert mich vor allem, dass er sich deutlich von den anderen Schulfächern unterscheidet, indem er eine besondere Atmosphäre schafft. Er ist ein Ort der Gemeinschaft, an dem Schülerinnen und Schüler offen über ihre Gefühle und das, was ihnen auf dem Herzen liegt, sprechen können. Es ist ein Raum, in dem wir miteinander singen und biblische Geschichten erzählen, die trotz ihres Alters noch heute aktuell sind. Diese Geschichten bieten den Kindern die Gelegenheit, sich selbst wiederzufinden und tiefgehende Gespräche zu führen.
Franziska Dinque: Religionsunterricht ist für mich ein unglaublich vielfältiges Fach. Es bietet so viele Einblicke in Religion(en), aber auch in ethische Fragen, Werte und gesellschaftliche Themen. Darüber hinaus haben Schülerinnen und Schüler im Religionsunterricht stets die Chance, mitzureden. Jeder und jede kann etwas beitragen und den Unterricht mit der eigenen Meinung und Perspektive bereichern. Das ist unglaublich schön und begeistert mich jedes Mal aufs Neue.
Elisabeth Walz: Religionsunterricht, so wie ich ihn an meiner Förderschule für ganzheitliche Entwicklung erlebe, ist schon etwas Besonderes: Für mich ist es immer schön zu sehen, dass selbst die Erstklässler die Atmosphäre im Religionsunterricht sehr genießen, sich auf religiöse Themen einlassen und diese dann ganzheitlich mit allen Sinnen erleben. Es herrscht einfach eine ganz „bezaubernde“ Stimmung und die Schülerinnen und Schüler freuen sich richtig auf meine „Relikiste“ und was heute wohl drin sein mag. So können alle, egal welcher Konfession (bei uns findet konfessionsübergreifender Religionsunterricht statt) oder Schwere der Beeinträchtigung, Gemeinschaft erleben.
Sabine Thull: Das Lehramt ist für mich seit über zwanzig Jahren eine große Lebensaufgabe. Die Nachqualifikation als katholische Religionslehrerin stellt für mich dabei eine ganz besondere Bereicherung dar. Meine aus verschiedensten Verhältnissen kommenden Schülerinnen und Schüler für die Botschaft Jesu zu begeistern, mich mit ihnen über religiöse Themen auseinanderzusetzen und zusammen mit ihnen christliche Gemeinschaft zu erleben, steht im Mittelpunkt meines Engagements. Dies fordert und erfüllt mich auf einer sehr persönlichen Ebene, weit über den üblichen Fachunterricht hinaus, es setzt allerdings auch viel Durchhaltevermögen voraus.
Wie sieht eurer Meinung nach der Religionsunterricht der Zukunft aus?
Maximilian Schneider: Ich sehe den Religionsunterricht der Zukunft als eine Weiterentwicklung hin zum sogenannten „konfessionell-kooperativen Religionsunterricht“, der derzeit auch im Bistum Speyer erprobt und vermutlich die zukünftige Unterrichtsform sein wird. Außerdem liegt es mir persönlich am Herzen, dass der Religionsunterricht auch künftig seine Bedeutung behält und nicht durch ein Alternativfach ersetzt wird. Denn neben aller Wichtigkeit von Lesen, Schreiben und Rechnen ist das Fach Religion auch weiterhin von großer Relevanz für die ganzheitliche Entwicklung von Kindern.
Sabine Thull: Die Kinder müssen sich in ihrem Alltag abgeholt fühlen und eine persönliche Verbundenheit erfahren. Der Unterricht sollte sich von einem Vermittlungs- in einen religiösen Erlebnisraum umgestalten, der die Kinder spüren lässt, dass hier jeder einzelne als Geschöpf Gottes wertgeschätzt wird, egal mit welchen Fähigkeiten und Schwächen er ausgestattet ist. Dieser Unterricht braucht Zeit und Offenheit, er beteiligt die Kinder mit ihren Ideen und Gedanken an der Gestaltung und honoriert jeden, der sich, so gut er kann, auf die Botschaft Jesu einlässt und an deren Umsetzung mitwirkt. Die Freude darüber, sich hierbei eingebracht zu haben, ernst genommen worden zu sein, versetzt Berge und öffnet Wege, christliche Werte als sinnvoll zu erfahren und als Teil des eigenen Lebenskonzeptes zu übernehmen. Wenn es uns in enger Zusammenarbeit mit unseren evangelischen Kollegen und Kolleginnen gelingt, aus unseren Religionsstunden immer wieder ein kleines Pfingstereignis werden zu lassen, haben wir sehr viel bewirkt.
Was möchtet ihr euren künftigen Schülern mit auf den Weg geben?
Elisabeth Walz: Der Religionsunterricht schafft die Grundlage für Toleranz und Respekt. Meinen Schülerinnen und Schülern möchte ich ein Stück Geborgenheit, Heimat, Nähe und Freundschaft zu Jesus auf den Weg geben.
Franziska Dinque: Geht euren Weg! Seid dabei jedoch offen für andere Perspektiven, ohne dass ihr diese automatisch übernehmen müsst. Vertraut auf eure Fähigkeiten – am meisten dann, wenn es andere nicht tun! Seid ein Regenbogen im Grau dieser Welt!
Quelle: Bistum Speyer
Foto: Klaus Landry
Bildunterschrift: Die 36 neuen Religionspädagoginnen und –pädagogen mit Speyers Weihbischof Otto Georgens. Bild: Klaus Landry