von Karin Hurrle
Im März 2016 ist der Weiße Ring auf einen Hochstapler hereingefallen. Ein 29-jähriger Mann aus Speyer hatte sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen und einer Lüge die Stelle als ehrenamtlicher Leiter der Beratungsstelle in Ludwigshafen erschlichen. Darüber hatte auch der Mannheimer Morgen am 01.06.2016 berichtet. Durch einen Routineanruft beim Mannheimer Amtsgericht sei der Schwindel herausgekommen. Danach habe der Landesvorsitzende Karl-Heinz Weber den Fall der Staatsanwaltschaft Frankenthal gemeldet, seitdem ist es ruhig um den Weißen Ring in Ludwigshafen geworden. Der Verein ist Anlaufstelle für Kriminalopfer, er hatte zu Beginn des Jahres in Ludwigshafen eine Beratungsstelle eröffnet. Der 29-jährige Bewerber stammt aus Speyer, hatte zuvor schon als Mitarbeiter des Weißen Rings in Frankenthal ehrenamtlich mitgewirkt. Dort habe er sich auch als Jurist ausgegeben, berichtete morgenweb.de. Nun kann man gespannt sein, was die Staatsanwaltschaft Frankenthal ermittelt. Der Weiße Ring wurde vor 40 Jahren vom Fernsehjournalisten Eduard Zimmermann („Aktenzeichen XY ungelöst“) gegründet.
Der Weiße Ring hat bundesweit bereits 420 Außenstellen in 18 Landesverbänden eingerichtet. Der WEISSE RING, Landesverband Rheinland-Pfalz, lädt alljährlich alle seine ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu seiner Landestagung ein, zur letzten am 30.05.2015.
Landestagungen dienen der Begegnung und des Erfahrungsaustauschs, war auf der Homepage des Vereins zu lesen. Im Mittelpunkt steht die Fortbildung, die Ehrenamtlichen als aktualisiertes Rüstzeug für ihre praktische Opferbetreuung vermittelt wird. Neben Themen aus der Wissenschaft werden auch praktische Sachverhalte besprochen, die für die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen und Behörden, die mit Opferhilfe und Opferbetreuung befasst sind, von Bedeutung sind. Ziel dieser jährlichen Zusammenkunft ist es, Opfern umfassend und professionell Hilfe zuteil lassen zu werden. So beschäftigen sich die Teilnehmer mit Problemen des Opferschutzes und der Opferhilfe für Migranten unter dem Thema „Opferschutz kennt keine Grenzen“. Über den „Umgang mit Betroffenen sexueller Gewalt“ bei dem besonderes viel Einfühlungsvermögen und Sachkenntnis der Helfer nötig sind, sagte beim letzten Treffen Diplompsychologe Christoph Fleck. „Menschen, die durch eine Straftat an Leib, Gesundheit oder finanziell geschädigt wurden, befinden sich meist in einer unvermittelten Belastungssituation oder sind gar traumatisiert. Schnelle, zielgerichtete Hilfe kann einen schweren Krankheitsverlauf nach einem solchen Ereignis hemmen“ erklärt der Landesvorsitzende Karl-Heinz Weber, Polizeipräsident a.D.
Der Weiße Ring ist auch in Neustadt-Bad Dürkheim mit einer Außenstelle vertreten. Am 01.07.2015 löste Heinz Hussy (SPD), ehemaliger Polizeikommissar und Pressesprecher der Polizeidirektion Neustadt, den Neustadter Rechtsanwalt Wolfgang Schliecker ab, der drei Jahre diesen Verein leitete. Bei der Opferhilfeorganisation sind landesweit 300 Ehrenamtliche in 26 Außenstellen im Einsatz, um Opfern, die körperliche Gewalttaten erlebt haben, psychologisch und finanziell zu helfen. Im Jahre 2014 wurden 300.000 Euro an Opferentschädigung ausgezahlt. Die Organisation finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Bußgeldern, die von den Gerichten zur Verfügung gestellt werden. Sein Engagement begründete Heinz Hussy seinerzeit gegenüber der Rheinpfalz vom 01.07.2015 wie folgt: „Das Leid, das die Täter anrichten, war bei meiner Polizeiarbeit immer präsent“. Auch Rechtsanwalt Schliecker sprach gegenüber der Rheinpfalz von „belastenden Erfahrungen. Besonders die Fälle von Kindesmissbrauch seien sehr schwer zu bearbeiten gewesen“.