Aufarbeitungskommission startet einzigartiges Projekt mit „Geschichten, die zählen“ – DokThema „Schweigen und Vertuschen“ bringt Wahrheit ans Licht
Die Aufarbeitungskommission hat folgendes veröffentlicht: „Im Zusammenhang mit dem sogenannten Missbrauchsskandal im Jahr 2010 wurden die Stimmen Betroffener der katholischen Kirche erstmals in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Für die Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch in Deutschland war dies ein entscheidendes Ereignis. Seither finden Betroffene immer mehr Gehör – auch aus der evangelischen Kirche. Die beiden großen Kirchen unterscheiden sich sowohl in den Tatorten als auch in den Gelegenheitsstrukturen, die den Missbrauch ermöglichen“, hier zur Übersicht.
Die knapp 400 Ordensgemeinschaften in Deutschland agierten in jeweils eigenen Strukturen. Aus diesem Grund haben Johannes-Wilhelm Rörig und die Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK), Schwester Dr. Katharina Kluitmann OSF, am 17. Mai 2021 die „Gemeinsame Erklärung zur verbindlichen Regelung für eine unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Ordensgemeinschaften unterzeichnet. Die Erklärung orientiert sich in großen Teilen an der mit der DBK beschlossenen Gemeinsamen Erklärung, berücksichtigt jedoch die sehr unterschiedlichen Strukturen in den einzelnen Orden. Die Gemeinsame Erklärung finden Sie hier
Im Januar 2022 hat die Aufarbeitungskommission daher ein in Deutschland bisher einzigartiges Projekt gestartet: auf dem Portal „Geschichten, die zählen“ berichten Betroffene von sexuellem Missbrauch in Kindheit und Jugend. Bisher gibt es 29 Berichte aus dem Kontext Kirchen. Das Portal soll kontinuierlich erweitert und zu einem Erinnerungs-Ort für die Lebensleistung betroffener Menschen werden. Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche war lange Zeit ein tabuisiertes Thema. Die Taten wurden oft vertuscht. Und die Täter selten bestraft. Auch wurde den Opfern selten geholfen. Eine Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz belegt das massive Ausmaß sexueller Gewalt durch Priester und Ordensleute. Um welche Ausmaße es sich handelt, kann man anhängender Dokumentation „Schweigen und Vertuschen – Die Todsünden in der katholischen Kirche“ in der Mediathek entnehmen:
Bereits am 25.09.2023 berichtete tagesschau.de, dass das Bekanntwerden von Missbrauchsfällen nur die Spitze des Eisbergs sei , siehe https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/missbrauchsstudie-104.html.
Am 25.01.2024 hat auch correctiv.org über einen Missbrauchsfall des ehemaligen Priesters Peter H. berichtet, der in den 1990er Jahren den damals 12-jährigen Kläger Andreas Perr im Pfarrhaus in der bayerischen Gemeinde Garching an der Alz zum gemeinsamen Ansehen eines pornografischen Films genötigt haben soll. Der Kläger habe behauptet, dabei sei es zu Übergriffen gekommen, was H. verneint habe. H. sei daraufhin in eine andere Gemeinde versetzt worden, obwohl das Erzbistum über die Gefährlichkeit des pädokriminellen Priesters informiert worden sei. Nun wurde bekannt, dass das Erzbistum München sich dem Verfahren stelle und dem Betroffenen Schmerzensgeld angeboten habe. Hier der Originalbericht von https://correctiv.org/aktuelles/missbrauch-in-der-katholischen-kirche/2023/01/25/missbrauchsklage-erzbistum-muenchen-und-freising-stellt-sich-dem-verfahren-und-waere-bereit-ein-angemessenes-schmerzensgeld-zu-zahlen/.