Forderung der Initiatoren: Politik und Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz müssen Rahmenbedingungen schaffen
„Die Schwangerschaft zu hassen, heißt nicht, dass wir unsere Babys hassen, und depressiv zu sein, heißt nicht, dass wir es hassen, Mütter zu sein. Manchmal ist das einfach Chemie.“ Diesen Satz könnte eine mutige Mutter offenbart haben. Sie hätte es geschafft – trotz des gesellschaftlichen Drucks – ihre Gefühle in ihrer Schwangerschaft ehrlich zu beschreiben. Neben den Glücksgefühlen, die eine Schwangerschaft mit sich bringt, gibt es auch die Schattenseiten. Diese Schattenseiten durchleben derzeit 10-15% aller Frauen in Deutschland. Die Dunkelziffer ist unbekannt. Aus diesem Grund haben sich, auf Einladung der Netzwerkkoordinatorin Kinderschutz-Kindergesundheit des Landkreises Mayen-Koblenz, Gabriele Teuner, und der Netzwerkkoordinatorin Kindeswohl der Stadt Koblenz, Sabine Schmengler, multiprofessionelle Fachkräfte aus den Arbeitsfeldern Medizin, Soziale Arbeit, Geburtshilfe, Jugendamt, Psychotherapie und Beratungsstellen getroffen und einen Runden Tisch zum Thema „Psychisch auffällige Mütter rund um die Geburt“ ins Leben gerufen. Mit großem Bedauern wurden aus allen Bereichen große Versorgungslücken in Koblenz und dem Bereich des Kreisjugendamts Mayen-Koblenz zurückgemeldet. Die Zahl der ambulanten und niedrigschwelligen Therapieangebote ist verschwindend gering. Therapieplätze für betroffene Frauen liegen meist bei einer Wartezeit zwischen 6 und 16 Monaten. Gerade für akut betroffene Frauen und deren Kinder kann das gravierende Folgen haben. Eine schnelle therapeutische Anbindung wäre nötig, um Krisen abzuwenden und Frauen den Leidensdruck zu nehmen. Auch wenn die jeweiligen Beratungsstellen/ Institutionen Schwangere und Mütter therapeutisch anbinden möchten, ist das in der Region nicht ohne weiteres möglich, da schlichtweg das Angebot fehlt. Der Runde Tisch kam gemeinsam zu dem Entschluss, dass ein ambulantes, therapeutisches Angebot geschaffen werden muss, um Betroffenen schnelle Hilfen zu vermitteln. Der Arbeitskreis sieht die Notwendigkeit ein Angebot zu schaffen, das psychisch kranken Müttern auch kurzfristig Erstgespräche ermöglicht, um diesen ihren Leidensdruck zu mildern und Krisen zu vermeiden. Hier sind die Politik und die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz gefragt, diese gravierende Versorgungslücke zu schließen. Ein Blick auf andere Städte zeige, dass es geht. Zu nennen ist zum Beispiel die LWL Klinik Dortmund, die das Projekt „Eltern sein“ ins Leben gerufen hat. Dieses bietet eine wöchentliche Beratung für psychisch kranke Eltern, welche in Form eines Gruppen- oder Einzelangebotes wahrgenommen werden kann. Ziel dieses Angebotes ist die Entlastung der psychisch kranken Eltern und deren Kinder, die Stärkung der Elternkompetenz, sowie ggf. die Vermittlung weiterer Hilfsangebote. Die Fachkräfte sind sich einig: wir benötigen ein ambulantes, therapeutisches Angebot, um Frauen in dieser schwierigen Phase aufzufangen. Beratungsstellen und Institutionen müssen eine Möglichkeit erhalten, ihre Klientinnen und Klienten sowie Patientinnen und Patienten in professionelle Hände geben zu können. (red.) Foto: Einige Teilnehmer der Auftaktveranstaltung „Psychisch auffällige Mütter rund um die Geburt“. Initiatoren: 1. v.l. Sabine Schmengler (Netzwerkkoordinatorin Stadtjugendamt Koblenz), 3.v.l. Gabriele Teuner (Netzwerkkoordinatorin Kinderschutz-Kindergesundheit Kreisjugendamt Mayen-Koblenz)