73 Prozent der Befragten sind sexistischer Gewalt im Netz ausgesetzt
Journalismus kann für Männer wie für Frauen ein gefährlicher Beruf sein. Doch Journalistinnen gehen in ihrem Berufsalltag oft doppelte Risiken ein: Sexuelle Belästigung durch Interviewpartner, frauenverachtende Hasskommentare im Netz und Benachteiligung gegenüber männlichen Kollegen sind nur einige Beispiele davon. Anlässlich des heutigen Weltfrauentags macht Reporter ohne Grenzen (ROG) mit ihrem Bericht deutlich „Wie Sexismus Journalistinnen bedroht“ und dass für viele Journalistinnen überall auf der Welt die Ausübung ihres Berufes schwieriger und gefährlicher ist als für ihre männlichen Kollegen.
Der Bericht von ROG basiert auf einer Umfrage unter 112 Expert*innen aus 112 Ländern und zieht eine erschreckende Bilanz: So müssen Journalistinnen damit rechnen, dass eine Welle des Hasses über sie hereinbricht, wenn sie sich in den sozialen Netzwerken äußern – 73 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass in ihrem Land Journalistinnen sexistischer Gewalt im Netz ausgesetzt seien. Journalistinnen müssen sich gegen sexuelle Belästigung wehren, wenn sie einfach nur ihren Job machen wollen – manchmal sogar live vor der Kamera. Und in manchen Ländern wie Pakistan oder Afghanistan riskierten sie sogar ihr Leben.
In besonderem Maße Gewalt ausgesetzt seien Journalistinnen, die auf Frauenrechte spezialisiert sind. Die saudi-arabische Journalistin Nouf Abdulaziz al-Jerawi sei deshalb inhaftiert und gefoltert worden, nur weil sie sich dagegen ausgesprochen habe, dass Frauen in ihrem Land einen männlichen Vormund haben müssen.
58 Prozent der Befragten haben laut ROG angegeben, dass Journalistinnen am Arbeitsplatz sexueller Gewalt ausgesetzt sind – und das auch in Ländern, die eigentlich bekannt sind für ihre Fortschrittlichkeit bei der Gleichstellung von Männern und Frauen. So habe die dänische TV-Moderatorin Sofie Linde vor kurzem öffentlich gemacht, vor Jahren von einem hochrangigen Vertreter des dänischen Rundfunks sexuell genötigt worden zu sein.
Der Bericht von ROG untersucht auch die Auswirkungen dieser Gewalt. Manche Journalistinnen würden keinen anderen Ausweg sehen, als sich selbst zu zensieren, ihr Spezialgebiet zu wechseln oder gar ihren Beruf aufzugeben – was in der Konsequenz auch der journalistischen Vielfalt schade.
Um die Situation von Journalistinnen zu verbessern, haben die Initiatoren von ROG eine Reihe von Handlungsempfehlungen z.B. an Medienhäuser, Regierungen und andere Stakeholder zusammengestellt. Zusätzlich unterstützt das Nothilfereferat Journalistinnen wie Journalisten in akuten Notsituationen.
Damit das Engagement und der Einsatz zum Schutz von Journalistinnen und Journalisten weiterhin erfolgreich stattfinden kann, benötigt der Verein finanzielle Unterstützung. Mit einer Spende kann ROG unterstützt werden, man kann allerdings auch Mitglied werden.
Quelle: REPORTER OHNE GRENZEN