Gewalt gegen JournalistInnen muss beendet werden – In Erinnerung an den vor 30 Jahren ermordeten Journalisten Egon Scotland
Reporter ohne Grenzen (ROG) ist in großer Sorge um die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten in Afghanistan. Anfang Juli sei der Reuters-Fotograf Danish Siddiqui bei Kämpfen zwischen Taliban-Rebellen und der afghanischen Armee im Süden des Landes getötet worden, teilt ROG in einer Presseerklärung mit. Er war laut Medienberichten ins Kreuzfeuer der Taliban geraten, als Spezialeinsatzkräfte einen zentralen Marktplatz zurückerobern wollten. Mit dem Abzug der NATO-Truppen aus Afghanistan habe die Extremistengruppe immer mehr Gebiete erobert, heißt es weiter. Die Behörden müssten daher Medienschaffende, insbesondere Journalistinnen, besser vor gezielten Angriffen und Drohungen schützen.
„Seit dem Abzug der ausländischen Truppen unter Führung der USA hat sich der Krieg verschärft. Die Taliban haben weitere Gebiete besetzt. Dort sind Journalistinnen und Journalisten geflohen, und Medien wurden in ihrer Arbeit eingeschränkt“, sagte der Direktor eines Radiosenders in der Provinz Balkh zu RSF.
„Die Taliban gehören zu den größten Feinden der Pressefreiheit weltweit und haben in den vergangenen Jahren immer wieder Anschläge verübt, bei denen Medienschaffende getötet wurden“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Es wird keinen dauerhaften Frieden in Afghanistan geben, wenn sich die Behörden nicht gezielt für den Schutz von Medienschaffenden und für die Pressefreiheit einsetzen“.
In diesem Zusammenhang erinnert ROG auch an den Tod des vor 30 Jahren ermordeten Journalisten Egon Scotland, der als Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung in Kroatien unterwegs war, um über den beginnenden Bürgerkrieg zu berichten, siehe Video:
Obwohl sein Auto seinerzeit mit „Presse“ gekennzeichnet gewesen sei, sei er von Scharfschützen erschossen worden. Aus diesem Anlass wurde damals von Journalistenkollegen gemeinsam mit seiner Ehefrau Christiane Schlötzer die Organisation Journalisten helfen Journalisten e.V. gegründet, um gefährdete Journalisten weltweit zu schützen, siehe LINK: https://www.journalistenhelfen.org
Aktuell macht Reporter ohne Grenzen auch auf den kambodschanischen Journalisten Kouv Piseth (Kao Piseth) aufmerksam, der vor zwei Wochen in der Stadt Battambang festgenommen wurde, weil er die Covid-19-Impfstrategie der chinesischen Regierung kritisiert hatte. Dem Korrespondenten der Nachrichtenseite Siem Reap Tannhektar drohe nun eine mehrjährige Haftstrafe.
„Die völlig willkürliche Verhaftung von Kouv Piseth sei ein Beispiel dafür, wie Journalistinnen und Journalisten in Kambodscha unterdrückt werden, wenn sie Kritik an der Regierung äußern“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Er ist Opfer der Zensur, die Premierminister Hun Sen unter dem Vorwand einführte, Fake News über die Pandemie eindämmen zu wollen“. In Wahrheit diene dies allerdings dazu, abweichende Meinungen zu unterdrücken, so der ROG-Geschäftsführer weiter.
Kouv Piseth wurde wegen „Aufwiegelung“ nach Artikel 495 des Strafgesetzbuches, die eine mögliche zweijährige Haftstrafe nach sich zieht, in Untersuchungshaft genommen. Außerdem wird ihm „Behinderung einer Vollstreckungsmaßnahme“ nach dem im März verabschiedeten umstrittenen Covid-19-Gesetz vorgeworfen, was mit sechs Monaten bis zwei Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Am 27. Juni hatte Piseth die kambodschanische Regierung auf Facebook dafür kritisiert, dass sie die chinesischen Sinopharm- und Sinovac-Impfstoffe nutzt. Seinen Anwalt habe er noch nicht sprechen dürfen, obwohl die gerichtliche Untersuchung bereits läuft.