Er wurde am 9. August im zentralasiatischen Kirgistan festgenommen
REPORTER OHNE GRENZEN (ROG) ist sehr besorgt um die Sicherheit des usbekischen Journalisten und RSF-Stipendiaten Bobomurod Abdullajew. Er sei am 9. August auf Ersuchen der usbekischen Regierung im zentralasiatischen Kirgistan festgenommen und am Sonnabend an das Nachbarland Usbekistan ausgeliefert worden, wo die Behörden strafrechtlich gegen ihn ermitteln, ist uns als Pressemeldung zugegangen. ROG sei schon seit einiger Zeit bemüht, Abdullajew die sichere Ausreise nach Deutschland zu ermöglichen, was nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie sehr schwierig war. Der Journalist sollte ein Nothilfe-Stipendium erhalten und nach Berlin kommen.
Abdullajew sei im September 2017 schon einmal in Usbekistan festgenommen worden. Damals warf ihm der usbekische Geheimdienst unter anderem vor, zum gewaltsamen Sturz der Regierung aufgerufen zu haben. Abdullajew gab an, im Gefängnis gefoltert und so zu falschen Geständnissen gezwungen worden zu sein. Nach siebeneinhalb Monaten in Untersuchungshaft wurde er im Mai 2018 zu 14 Monaten gemeinnütziger Arbeit verurteilt.
Der Verein habe Bobomurod Abdullajew im November 2019 persönlich kennenglernt. Er sei einer der Auszeit-Stipendiaten von ROG gewesen und habe drei Monate in Berlin verbracht, um sich von Folter und Haft in seiner Heimat zu erholen. Von Berlin aus sei er nach Kirgistan gereist, um dort an einem Journalismus-Programm der Amerikanischen Universität in Zentralasien teilzunehmen. In Usbekistan hatte Abdullajew als freier Mitarbeiter der unabhängigen Nachrichtenwebseite Ferghana, und Korrespondent von Radio Osodlik (dem usbekischen Dienst von Radio Free Europe/Radio Liberty) gearbeitet. Fünfzehn Jahre lang hatte er unter Pseudonym kritische Artikel über das Regime des damaligen usbekischen Diktators Islam Karimow veröffentlicht.
Nach dem Tod von Karimow habe sich die Situation für Journalistinnen und Journalisten unter dem seit vier Jahren amtierenden Präsidenten Schawkat Mirsijojew in Usbekistan zwar verbessert, oft blieben dessen Bekenntnisse zur Pressefreiheit aber bloße Worte, heißt es weiter. Immer wieder würden kritische Bloggerinnen und Blogger zu Haftstrafen verurteilt. Der Fall Abdullajew zeige, dass das Regime kritische Stimmen auch im Ausland verfolgt.
Nach einer mehrstündigen Vorladung beim usbekischen Geheimdienst sei Abdullajew am Wochenende vorerst nach Hause entlassen worden. Er müsse sich regelmäßig bei den Behörden melden und dürfe ohne Erlaubnis das Land nicht verlassen. Von ROG wird befürchtet, dass Abdullajew erneut verhaftet werden könnte, sobald die internationale Aufmerksamkeit für den Fall nachlässt.
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