Psychotherapie-Richtlinie erleichtert Zugang zum Therapeuten – 115 zusätzliche Sitze für Psychotherapeuten in Rheinland-Pfalz
Die Zahl der Rheinland-Pfälzer, die sich Hilfe suchend an einen Psychotherapeuten wenden, hat einen Höchststand erreicht. Das zeigen repräsentative Auswertungen für den BARMER-Arztreport. Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland, sagt: „Die Reform der Psychotherapie-Richtlinie im Jahr 2017 hat gute Impulse gesetzt, indem sie den Zugang zu psychotherapeutischer Hilfe erleichtert hat. Wichtig ist, dass hilfsbedürftige Menschen schnell und passgenau versorgt werden.“ Selbst bei minder schweren psychischen Problemen bestehe die Gefahr einer Chronifizierung, wenn die Hilfe zu spät erfolge.
Laut Arztreport hatte einer von 28 Rheinland-Pfälzern im Jahr 2018 Kontakt zu einem Psychotherapeuten (3,6 Prozent). Das entspricht rund 148.000 Personen und ist eine deutliche Steigerung im Vergleich mit dem Jahr 2009, in dem nur jeder 40. Einwohner von Rheinland-Pfalz (2,5 Prozent) einen Therapeuten kontaktierte. In Rheinland-Pfalz gingen die Menschen in Mainz, Landau (je 4,8 Prozent) und Ludwigshafen (4,6 Prozent) am häufigsten zum Psychotherapeuten. Am seltensten benötigten die Menschen in den Landkreisen Birkenfeld (2,8 Prozent) und Altenkirchen sowie in Zweibrücken (je 2,9 Prozent) die Hilfe eines Therapeuten.
„Der Anstieg des Anteils der Menschen mit Kontakt zum Psychotherapeuten zwischen den Jahren 2016 und 2018 fällt wesentlich stärker aus als in den Zwei-Jahres-Zeiträumen zuvor. Das zeigt, dass die Reform der Psychotherapie-Richtlinie den Zugang zum Therapeuten erleichtert hat“, meint Kleis. Seit der Reform müssen Praxen eine psychotherapeutische Sprechstunde anbieten, in der entschieden wird, ob eine Therapie nötig ist und wenn ja, wie dringend sie ist. Kleis sagt: „Immer noch müssen Menschen teils über drei Monate warten, bis sie nach einer psychotherapeutischen Sprechstunde mit einer Therapie beginnen können. Psychotherapeuten sollten mehr Gruppentherapien anbieten, wenn dies für die Patienten vertretbar ist, um so Wartezeiten zu minimieren.“
Der Arztreport zeigt auch, dass die Zahl der Psychotherapeuten mit Kassenzulassung je 100.000 Einwohner in Rheinland-Pfalz stetig zunimmt. Kamen im Jahr 2013 noch 21,7 zugelassene Psychotherapeuten auf 100.000 Einwohner in dem Bundesland waren es im Jahr 2018 schon 29,0 Psychotherapeuten mit Kassenzulassung. Das entspricht einer Steigerung von 33,6 Prozent. Die Therapeutendichte je 100.000 Einwohner stellt sich dabei innerhalb von Rheinland-Pfalz ungleich dar. Sie ist in Mainz (82,0), Landau (60,0) und Speyer (59,6) am höchsten und im Rhein-Pfalz-Kreis (9,7) sowie in den Landkreisen Trier-Saarburg (13,4) und Ahrweiler (14,7) am geringsten.
„Die Unterschiede in der Therapeutendichte zwischen den Landkreisen und Städten in Rheinland-Pfalz beruhen vor allem auf verschiedenen Bedarfen beim Angebot psychotherapeutischer Leistungen. Zudem gibt es tendenziell ein Überangebot an Psychotherapeuten in Städten“, erklärt BARMER-Landesgeschäftsführerin Kleis. In Rheinland-Pfalz haben im Jahr 2018 rund 1.200 Psychotherapeuten mit einer Kassenzulassung praktiziert. Kleis sagt: „Wir erwarten, dass sich die Wartezeit für den Beginn einer Psychotherapie in Rheinland-Pfalz spürbar verkürzen wird, denn für das Jahr 2020 sind 115 zusätzliche Sitze für Psychotherapeuten im Land ausgewiesen worden.“
Die Anzahl der zu vergebenden Sitze pro Landkreis und Stadt bestimmt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung von Ärzten, Zahnärzten, Psychotherapeuten, Krankenhäusern und Krankenkassen. Den jüngsten G-BA-Plänen zufolge werden die zusätzlichen Sitze für Psychotherapeuten im Land ausschließlich außerhalb der Großstädte vergeben. Der G-BA überprüft in regelmäßigen Abständen das Angebot an Psychotherapeuten in den Landkreisen und Städten und passt es bei Bedarf an.
Foto: Barmer Ersatzkasse