Sendung: „NDR 2 Life Sounds – die Musik meines Lebens“: Reinhold Beckmann im Gespräch mit Kevin Kühnert, Montag, 9. September, 19.10 bis 21.00 Uhr, NDR 2
In der Sendung „NDR 2 Life Sounds – die Musik meines Lebens“ (Montag, 9. September, 19.10 Uhr) spricht Kevin Kühnert mit Moderator Reinhold Beckmann offen über Härte und „Verlogenheit“ im alltäglichen Politikbetrieb. Oft richte die Öffentlichkeit Erwartungen an die Politik, von der sie einen Tag später nichts mehr wissen will. „Ich höre andauernd, wo sind die Typen in der Politik? Wo sind die Brands, Wehners und Straussens?“, sagt Kühnert bei NDR 2. „Und dann kommen Typen, haben Ecken und Kanten und vergreifen sich vielleicht auch mal im Ton, und dann will man sie aber plötzlich nicht mehr haben.“ Bestes Beispiel für den Bundesvorsitzenden der Jusos ist der Fall von Andrea Nahles, der immer wieder ihre Äußerungen „Bätschi“ und „Auf die Fresse“ vorgehalten wurden. Nach wie vor spiele es in der Politik eine Rolle, ob jemand eine Frau oder ein Mann sei. „Hätte ein Schröder so etwas gesagt, hätten es alle gefeiert und gesagt, das ist ja einer vom Volk, der ist so geerdet und der spricht wie wir“. Der Umgang mit Andrea Nahles in der Partei und der ständige öffentliche Druck habe auch zu Kühnerts Entscheidung beigetragen, nicht am aktuellen Rennen um den SPD-Vorsitz teilzunehmen. „Das ist jetzt auch auf dem Level, auf dem ich es mache, schon hart, und dann muss man sehr genau abwägen, ob man sich diese ganze, krasse Brutalität wirklich zumuten will“. Ein weiterer Grund war der Einstieg von Olaf Scholz in das Rennen um den Parteivorsitz. Das hätte zu einer „massiven Polarisierung“ auf zwei Personen geführt, so Kühnert. Seine Sorge: eine oberflächliche Berichterstattung mit Schlagzeilen wie „Das Duell des Groko-Befürworters gegen den Groko-Gegner“, die der Partei nur noch mehr geschadet hätte. Im NDR 2 Gespräch mit Reinhold Beckmann erneuert Kevin Kühnert auch seine Forderung nach einem Ausstieg aus der Großen Koalition, und er spricht über aktuelle Themen wie die Grundrente, den Klimaschutz sowie die Zukunft der SPD. Kevin Kühnert, der nie einen Hehl aus seiner Homosexualität gemacht hat, spricht auch über Privates. Er hatte im vergangenen Jahr öffentlich sein Coming-out. Für seine Familie und seine Freunde sei das nie ein Problem gewesen, sie hätten immer zu ihm gestanden. „Und das ist nicht selbstverständlich“, sagt Kühnert. Auch im Jahr 2019 gebe in Deutschland immer noch Beispiele des Nichtverstehens und des „Verstoßenwerdens“: „Das geht manchmal unter in dem Glauben, dass mit der Ehe für alle schon alles geschafft worden ist in unserer Gesellschaft“. (red.)