Zwei Islamisten aus dem Rhein-Main-Gebiet wegen mutmaßlicher Reise zum IS in Untersuchungshaft
Mainz. Dschihadisten in Deutschland haben offenbar die Philippinen als neues mögliches Kampfgebiet für sich entdeckt. Nach Recherchen des Südwestrundfunks (SWR) haben Sicherheitsbehörden am 24. April die Einreise von zwei Männern aus dem Rhein-Main-Gebiet in das südostasiatische Land verhindert. Demnach wollten sie gemeinsam, jeweils mit One-Way-Tickets, zunächst vom Flughafen Köln/Bonn nach Bangkok und dann weiter nach Manila reisen. Die Ermittlungsbehörden werfen ihnen vor, sie hätten sich in den Philippinen einer IS-Gruppierung anschließen und dort eine Kampfausbildung absolvieren wollen. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Frankfurt/M. bestätigte dem SWR, dass beide Personen derzeit in Untersuchungshaft sind.
Bei einem der beiden Männer handelt es sich nach SWR-Informationen um den 18-jährigen Harun M. aus Offenbach. Er wurde von Bundespolizisten am Flughafen an der Ausreise gehindert, weil im polizeilichen Meldesystem ein Vermerk über ihn vorlag. Er soll in der Vergangenheit an der inzwischen verbotenenen LIES-Aktion teilgenommen und Kontakte zu Personen gehabt haben, die später zum IS nach Syrien ausreisten. In seinem Gepäck fanden die Beamten unter anderem Outdoor-Bekleidung. Der Anwalt von Harun M., Ali Aydin, bestätigte die Recherchen gegenüber dem SWR. Es sei für ihn das erste Mal, dass er einen Mandanten mit dem Reiseziel Philippinen vertrete. In dem Vorgehen seines Mandanten sehe er indes keine strafbare Handlung. Da dieser bereits bei der Passkontrolle am Flughafen festgenommen worden sei, sei er im rechtlichen Sinne nicht aus Deutschland ausgereist und habe somit auch keine vorbereitende Handlung für eine „schwere staatsgefährdende Gewalttat“ begangen.
Nach SWR-Recherchen handelt es sich bei dem Begleiter von Harun M. um den ebenfalls aus dem Rhein-Main-Gebiet stammenden 25-jährigen türkischen Staatsbürger Emre U. Ihm gelang zwar zunächst die Ausreise. Er wurde dann aber bei der Ankunft in Bangkok festgenommen und nach Deutschland zurückgeführt.
Das Bundeskriminalamt (BKA) teilte dem SWR mit, der Behörde seien bisher „drei derartige Ausreisen bzw. Ausreiseversuche aus Deutschland in Richtung Philippinen bekannt.“ Nähere Angaben machte die Behörde dazu nicht.
Seit dem Jahr 2014 hatten sich mehrere Gruppierungen zum so genannten „Islamischen Staat“ bekannt. 2017 lieferte sich die so genannte Maute-Gruppe in der Stadt Marawi im Süden des Landes schwere Gefechte mit der philippinischen Armee. Erst Ende Juli bekannte sich der IS zu einem Anschlag an einem Kontrollpunkt der Armee, bei dem mindestens elf Menschen ums Leben kamen. (red.)