Digitale Gewalt kann jeden treffen – Auch zwei betroffene Journalistinnen gehen der Frage nach, warum das so ist
Digitale Gewalt kann jeden und jede treffen – besonders betroffen sind aber jüngere Menschen, wie eine Umfrage des NDR unter 12.000 Mitgliedern der #NDRfragt-Gemeinschaft ergeben hat. Jeder fünfte Teilnehmer unter 30 Jahren habe angegeben, so der NDR weiter, dass er bereits im Internet gemobbt, belästigt oder bedroht worden sei. Unter allen Befragten sind es knapp acht Prozent. Aber auch Frauen sind davon betroffen. Knapp 20 Prozent berichten zudem dem Sender, dass Kinder oder Jugendliche im eigenen Umfeld digitale Gewalterfahrungen gemacht haben. Den 16- bis 29-Jährigen seien noch mehr Fälle bekannt: Hier kennt jede dritte Person Kinder und Jugendliche, die bereits digitaler Gewalt ausgesetzt waren.
Die Umfrageergebnisse von #NDRfragt seien nicht repräsentativ, geben aber Aufschluss darüber, was die Norddeutschen bewegt. Denn die Antworten werden nach den statistischen Merkmalen Schulabschluss, Alter, Geschlecht und Bundesland gewichtet, um Verzerrungen herauszurechnen. An der Umfrage nahmen 12.022 Norddeutsche im Zeitraum vom 10. bis zum 15. Mai teil. Titel der Umfrage war: „Smartphones im Alltag: Bereicherung oder Belastung?”.
Smartphone führt häufig zu Streit in der Familie
Ein eigenes Smartphone für Kinder und Jugendliche ist für die Mitglieder von #NDRfragt der Normalfall. Generell finden die Teilnehmenden, dass Kinder etwa mit dem Übergang auf eine weiterführende Schule ein Smartphone bekommen sollten. Im Mittel halten sie 11,5 Jahre für das richtige Alter. Der Handykonsum der Kinder führe zu Hause häufig zu Konflikten. Unter den Befragten mit Kindern im Haushalt geben knapp 4 von 10 an, sich sehr oft oder häufiger wegen der Smartphones zu streiten. Häufigster Anlass: Die Kinder verbringen aus Sicht der Eltern insgesamt zu viel Zeit am Bildschirm. Viele der befragten Eltern kontrollieren deswegen ihre Kinder, am häufigsten durch regelmäßige Gespräche und Nachfragen. Viele nutzen aber auch technische Möglichkeiten: Gut die Hälfte beschränkt die Bildschirmzeit ihrer Kinder oder das Datenvolumen. 13 Prozent der befragten Personen orten die Handys der Kinder.
Wachsende #NDRfragt-Community mit fast 25.000 Norddeutschen
Mit #NDRfragt baut der NDR eine Community von Norddeutschen auf, die regelmäßig zu relevanten Themen per Online-Umfrage befragt wird. Mittlerweile sind knapp 25.000 Norddeutsche Mitglied der #NDRfragt-Gemeinschaft. Über die Ergebnisse der Umfragen berichtet der NDR in seinen Programmen. Für die Umfrage-Gemeinschaft #NDRfragt können sich Interessierte fortlaufend unter NDR.de/NDRfragt anmelden. Registrierte erhalten regelmäßig per E-Mail Einladungen zu neuen Umfragen. Für Befragungen registrieren können sich alle, die mindestens 16 Jahre alt sind und in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein oder Bremen wohnen. Die Umfrage-Ergebnisse finden Sie auch online auf NDR.de unter https://www.ndr.de/ndrfragt
Netzpolitik.org hatte sich Ende April über die Gesetzesänderung geäußert: Es sei eine Gesetzesänderung ergangen, die ihren Namen nicht verdiene, hier der LINK dazu https://netzpolitik.org/2023/kw-15-die-woche-als-ein-gesetz-gegen-digitale-gewalt-seinen-namen-nicht-verdiente/. Die Bloggerin schreibt: „Stattdessen weitet das geplante Gesetz Auskunftsrechte umfassend aus, und zwar auch gegen schlechte Restaurantbewertungen und Verletzungen des Urheberrechts. Das geht viel zu sehr in die Breite gegen alle möglichen Delikte, die mit sexualisierter digitaler Gewalt wirklich rein gar nichts zu tun haben. Vielleicht hätte das Justizministerium einen weniger hoch aufgehängten Namen für dieses Gesetzesvorhaben wählen sollen. So wirkt es fast wie eine Einladung, auf all die Maßnahmen gegen digitale Gewalt hinzuweisen, die darin nach wie vor fehlen. Das Ministerium bittet nun Fachleute um Feedback für das Eckpunktepapier – und ich hoffe, dieses Feedback wird gehört“.
Auch Kulturnews ist der Frage von „digitaler Gewalt“ nachgegangen und warum Frauenhass im Internet allgegenwärtig ist. Das Medium berichtet: „Zwei betroffene Journalistinnen gehen der Frage nach, warum das so ist. Florence Hainaut und Myriam Leroy kennen das Phänomen leider in- und auswendig. Sie arbeiten beide als Journalistinnen und Autorinnen, sagen in der Öffentlichkeit ihre Meinung. Seit 15 Jahren sind sie in den Medien aktiv, und seit dieser Zeit werden sie beide auch regelmäßig angefeindet. Sie sehen sich mit Beleidigungen, Schmähungen und Drohungen konfrontiert. Wie sie berichten, haben sie das lange als unabänderlichen Teil ihres Berufs hingenommen. Doch heute sind sie nicht mehr bereit, den Hass zu akzeptieren. Mit ihrem Film wollen sie auch dazu beitragen, dass Frauen sich irgendwann gefahrlos im digitalen Raum bewegen können“, Zitatende. Und die Dokumentation fragt, wer die Menschen sind, die im Internet Hass verbreiten – und wer ein Interesse daran hat, dass das so bleibt. Mehr dazu hier: https://kulturnews.de/doku-tipp-dreckshure/