Es sind noch viele Fragen wegen des komplizierten Firmengeflechts offen
Nach dem unerwarteten Tod von Christian Heinzl aus Bad Waldsee (Baden-Württemberg) Mitte Juli 2019, war zunächst großes Rätselraten angesagt. Niemand hat bisher etwas Näheres über den Tod von Heinzl erfahren. Und niemand wusste damals, wie es mit den Heinzl-Unternehmen weitergeht. Und immer noch sind viele Fragen offen, auch, warum ein Gläubiger noch in der Nacht vor Heinzls Tod eine größere Summe von ihm erhalten hat. Auch ist inzwischen klar: Christian Heinzl hat 12,5 Millionen an Schulden hinterlassen. Und nicht alle Gläubiger können davon ausgehen, dass sie ihre Forderungen aus der Insolvenzmasse bekommen. Wie der Insolvenzverwalter selbst äußerte, hatte er einen solchen Fall noch nie erlebt, was anscheinend noch größere rechtliche Probleme mit sich ziehen wird, da wegen verschiedenen Immobilien noch Klageverfahren anhängig sind. Der Insolvenzverwalter Matthäus Rösch spricht von einem großen Chaos, das Christian Heinzl hinterlassen hat.
Der Unternehmer Christian Heinzl war Chef der Heinzl-Firmengruppen in Bad Waldsee (Baden-Württemberg). Er wurde wegen Steuerhinterziehung und Markenrechtsverletzungen von der Ravensburger Staatsanwaltschaft angeklagt. Die Ermittlungen leitete damals Staatsanwalt Wizemann, die fünf Jahre andauerten. Wizemann hat auch Strafanklage wegen Steuerhinterziehung gegen Heinzl gestellt, so dass Heinzl von Richter Jens Ehrmann zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 100.000 Euro im Juli 2019 verurteilt wurde. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Unternehmer über ein kompliziertes Geflecht von Firmen in Deutschland, Österreich, Schweiz mit Zweigniederlassungen in Großbritanien und Singapur verfügte und in komplizierten Dreiecksgeschäften Steuern von bis zu 544.000 Euro hinterzog, was die Ermittlungen für die Ravensburger Staatsanwaltschaft nicht leichter machte und sich somit die Ermittlungen fünf Jahre hinzogen. Kurz nach seiner Verurteilung ist Christian Heinzl angeblich unerwartet verstorben. Er wurde zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt. Außerdem musste er 147.00 Euro Steuern nachzahlen sowie eine Bewährungsauflage in Höhe von 100.000 Euro leisten. Heinzl hat bei der Verhandlung gestanden, Steuerhinterziehung und Markenrechtsverstöße beim Handel mit Parfüm begangen zu haben.
In dem Ermittlungsbericht des Finanzamtes Ulm, der auch unserer Redaktion vorliegt heißt es, dass eine Berliner Anwaltskanzlei bei der Staatsanwaltschaft Ravensburg im Auftrag seines Mandanten, der COTY German GmbH Anzeige wegen des Verdachts des versuchten Prozessbetruges, Urkundenfälschung, gewerbsmäßige Markenrechtsverletzungen sowie Steuerhinterziehung gestellt hat. Hintergrund war, dass die COTY GmbH als Lizenznehmerin verschiedene Parfüms des Luxussegments herstellt. Christian Heinzl wurde beschuldigt, zahlreiche existente und nicht existente Firmen derartige Parfums unter Umgehung einschlägiger Markenrechte und Zollvorschriften im Europäischen Markt vertrieben zu haben. Die im Auftrag der Staatsanwaltschaft Ravensburg ermittelnde Kriminalpolizei Ravensburg habe die Anzeige am 16.01.2012 zwecks Prüfung steuerrechtlicher Belange an die Steuerfahndung Ulm weitergeleitet. Ermittelnder Kripobeamter war seinerzeit Kripobeamter Rainer Erdle.
Innerhalb des Firmengeflechts der Heinzl-Unternehmen fand auch ein Klageverfahren zwischen Heinzl und der Bank in Feldkirch (Vorarlberg in Österreich) statt, wo der Klagevertreter von Heinzl der Bank „eine teuflische Vorgehensweise“ vorwarf. Es wurde von 800.000 Zinsschaden gesprochen. Auch diese Unterlagen liegen unserer Redaktion vor.
Begonnen hatte alles damit, dass Heinzl Gefallen an der Tourismusregion in Voralberg gefunden haben soll. Er sei damals finanziell gut aufgestellt gewesen, wollte dort in Häuser- und Grundstückskauf zusätzlich investieren und habe zur Gebäuderenovierung einen zusätzlichen Kredit von 4 Millionen von der Bank in Feldkrich benötigt. Die Bonität sei damals überprüft worden und Pfandrechte eingeräumt worden. Doch zwei Wochen vor Weihnachten sei Heinzl von der Bank die Pistole auf die Brunst gesetzt worden, die die Bonitätsnachweise verlangten. Heinzl habe seinerzeit vor Gericht geäußert, dass er sich von einem auf den anderen Tag eine andere Bank habe suchen müssen und dafür einen hohen Preis zahlen müssen. Vor einem weiteren Erörterungstermin wären Heinzl die Kreditverträge in Österreich aufgekündigt worden, heißt es weiter. Es wird heute vermutet, dass die Österreichische Bank bereits zu diesem Zeitpunkt ebenfalls von seinen Markenrechtsverletzungen und den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Ravensburg erfahren hatte und deshalb die Notbremse zog, um nicht in diese „kriminellen“ Geschäfte verwickelt zu werden.
Geschichte zu Christian Heinzl
Christian Heinzl ist als Sohn einer Unternehmerfamilie geboren und war gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann. Er gründete bereits in jungen Jahren seine erste eigene Firma. Er hatte die Heinzl-Firmengruppen gegründet und als Geschäftsführer seinerzeit mehrere hundert Mitarbeiter in den verschiedenen Firmen-Gruppen beschäftigt. Zu seinen Geschäftsbereichen gehörten auch Unternehmensforen wie das Mittelstandsforum in Bad Waldsee, wo er seinen Rednern eine wichtige Plattform aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bot. Zum Wirtschaftssenator wurde er vom ehemaligen baden-württembergischen Wirtschaftsminister Walter Döring (FDP) ernannt, der HEINZL in seinen wirtschaftlichen Bestrebungen jahrelang förderte. HEINZL war ebenfalls FDP-Mitglied. Bei den HEINZL-Unternehmen war auch der derzeitige FDP-Bundestagsabgeordnete Benjamin Strasser beschäftigt, der auch studierter Rechtsanwalt ist. Er hatte noch am 2. März 2016 über Facebook, und zwar zur Vorbereitung der anstehenden Bundestagswahlen zum „After-Work-Talk“ mit Dr. Walter Döring in den Bärengarten nach Ravensburg eingeladen. Am 23. März 2017 schrieb er wieder auf Facebook: „Der Tag danach: Erschöpft aber glücklich sagen Frau Christ und ich Danke an das ganze Team und alle Helfer der HEINZL Firmengruppe und der Messe Friedrichshafen, die das Mittelstandsforum Bodensee gestern zu einem tollen Erfolg werden ließen!“. Als Mittelständisches Unternehmen eine Großveranstaltung mit 800 Gästen neben dem normalen Tagesgeschäft zu wuppen, war ein echter Kraftakt. In diesem Sinne freuen wir uns auf das nächste Mittelstandsforum am 16. November in Weingarten mit Oli Kahn!“.
Inzwischen wissen wir, dass die honorigen Herren Wirtschaftssenatoren alle abgetaucht sind. Ob sie wegen der Hinterlassenschaften von 12,5 Millionen Schulden gehört werden, wird die Aufgabe des Insolvensverwalters Matthias Rösch sein, dies in seine Aufklärung mit aufzunehmen. Wir bleiben auf jeden Fall für Sie am Ball und werden unsere Leserinnen und Leser auf dem Laufenden halten.