Viele Opfer haben sich bereits gemeldet – Missbrauchs-Opfer-Vereinigung fordert Gerhard Robbers zum Rücktritt auf
Mehreren SWR-Berichten zufolge soll ein Priester aus dem Bistum Trier über Jahrzehnte eigene Missbrauchstaten und sexuelle Übergriffe gefilmt und dokumentiert haben. Sein Neffe, Steffen Dillinger, fand nach dem Tod des Priesters in seiner Wohnung Fotos und auch Filme. Nach einem Gespräch mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann habe ihn dieser an die Unabhängige Aufarbeitungskommission des Bistums verwiesen. Der Vorsitzende, Gerhard Robbers, habe Steffen Dillinger erklärt, dass der Besitz und das Zeigen von pornografischen Bildern eine Straftat darstelle. Robbers habe ihm geraten, das Material zu verbrennen, was auch dem Video-Beitrag des SWR mit Steffen Dillinger zu entnehmen ist: https://www.ardmediathek.de/video/swr-aktuell-rheinland-pfalz/geistlicher-soll-missbrauch-dokumentiert-haben/swr-rp/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE4NDA4MTI. Robbers habe weiterhin geäußert, dass er andernfalls Gefahr laufe, sich selbst strafbar zu machen. Wegen diesen Äußerungen steht nunmehr Gerhard Robbers in der Kritik. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Saarbrücken. Die Missbrauchs-Opfer-Vereinigung MissBiT hat Robbers zum Rücktritt aufgefordert. Gerhard Robbers ist ein deutscher Jurist. Er ist Professor für Öffentliches Recht, Kirchenrecht, Staatsphilosophie und Verfassungsgeschichte an der Universität Trier und war vom 12. November 2014 bis 18. Mai 2016 Justizminister des Landes Rheinland-Pfalz.
Laut Gerhard Robbers gibt es vage Hinweise über Kinderschänder-Ring
Einem aktuellen Bericht des SWR vom 19.04.2023 war zu entnehmen, dass Robbers inzwischen gegenüber dem Sender geäußert habe, dass es vage Hinweise auf einen Kinderschänderring gäbe. Offenbar soll es auf Fotos und Videos, die der Neffe im Nachlass des Priesters gefunden hat, Hinweise auf mögliche weitere Täter weltweit geben. Der Priester aus dem Bistum Trier soll über Jahrzehnte eigene Missbrauchstaten aufgenommen und sie in einem Tagebuch erfasst haben. Nach Angaben des Bistums soll der Geistliche möglicherweise in Afrika ein Doppelleben unter falschem Namen geführt haben. Robbers habe im Wortlaut gegenüber dem SWR erklärt: „Es gibt vage, aber bisher aus meiner Kenntnis – nur sehr vage, aber immerhin – Hinweise darauf, dass es einen Kinderschänder-Ring gegeben haben könnte. Was es damit auf sich hat, werden wir – soweit wir sehen können, später in unserer Aufklärungsarbeit dokumentieren“. Selbstverständlich sei es wichtig, dass sich die Staatsanwaltschaft damit beschäftigen müsse. Die Staatsanwaltschaft prüfe den Fall.
Freiburger Studie belastet ehemalige Erzbischöfe Sailer und Zollitsch
Inzwischen belastet die Freiburger Studie auch die ehemaligen Erzbischöfe Oskar Sailer und Robert Zollitsch schwer. Es wird ihnen Ignoranz gegenüber den Opfern vorgeworfen. Die Missbrauchsstudie des Erzbistums Freiburg stellt den beiden Bischöfen ein verheerendes Zeugnis im Umgang mit sexuellem Missbrauch aus. Eugen Endress, einer der Autoren der Studie kritisierte, dass der Schutz der Institution Kirche über dem Fehlverhalten der beiden Geistlichen gestanden habe, denen gravierende Rechtsverstöße vorzuwerfen sind. Experten stellten fest, dass als mögliche Täter mindestens 250 Priester in Frage kommen und mehr als 540 Personen vom Missbrauch betroffen sind. Die Studie geht angesichts der schlechten Aktenführung von einem weitaus größeren Dunkelfeld aus. Die Studie zeigt anhand von 24 Missbrauchsfällen auf, wie Missbrauch und eine systematische Vertuschung im Bistum Freiburg von 1946 bis 2014 möglich war. Endress, ehemaliger Richter des Oberlandesgericht habe von „toxischen Strukturen“ gesprochen. Dabei geht er sehr hart ins Gericht mit Sailer und Zollitsch, der von 2008 bis 2014 Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz und Sailer zwei Jahrzehnte sein Personalreferent war. Beiden wirft Enders vor, keine Aufklärungsbemühungen festgestellt zu haben. In der Studie wurde offen gelegt, dass keinerlei Hinweise von staatlich verurteilten Priestern in den Akten zu finden waren. Was die Ermittler in Erstaunen versetzt habe, sei die Tatsache gewesen, dass von Zollitsch als Erzbischof von Freiburg unter Missachtung aller kirchenrechtlichen Normen und Richtlinien bis im Jahre 2013 kein einziger Missbrauchsfall nach Rom gemeldet worden sei. Damit habe er vereitelt, dass gegen Beschuldigte ein Strafverfahren eingeleitet werden konnte.
Eugen Endress: „Ungleichbehandlung machte uns fassungslos“
Einer Passage aus der RHEINPFALZ vom 19.04.2023 war folgendes zu entnehmen: „Dass Zollitsch durchaus das Kirchenrecht kennt und auf es zurückgriff, macht Endress an einem Fall deutlich. Ein Priester, der mit drei Frauen ein sexuelles Verhältnis hatte, wurde kirchenrechtlich sanktioniert. Ein Zölibastverstoß sei strafverfolgungswürdiger als der Missbrauch an Kindern und Jugendlichen. Diese Ungleichsbehandlung machte uns fassungslos“.
Foto: Eigenes Werk Wikipedia (Erzbischof Zollitsch, Blutritt in der Abteikirche Weingarten 2008)