Oft nehmen Menschen erst etwas ernst, wenn sie selbst betroffen sind
„Es waren seismische Ereignisse, die sich mitten in der Nacht bei Graben-Neudorf am 30.06.2024 als ein kleines Beben darstellten“. Seismik bedeutet Lehre von Erdbeben. Oft nehmen Menschen erst etwas ernst, wenn sie selbst betroffen sind. Berichte, Vorkommnisse, Ereignisse im Zusammenhang mit Tiefenbohrungen (unter 1000m) im Oberrheingraben zw. Basel und Darmstadt werden sich überall im Rheingraben ständig wiederholen!“ Das schreibt uns Günter Moses in seinem Leserbrief wegen des Berichtes von NR am 13. August 2024.
„Um die richtigen Tiefenfundstellen zu finden helfen heftige Rüttelungen an der Erdoberfläche. Diese Erschütterungen, als Vorstufe zum eigentlichen Bohren, führen bereits regelmäßig zu Rissbildungen an Häusern. Betroffene Bürgerinnen und Bürger stellen sich zunehmend die Frage: Wer kontrolliert hier eigentlich bei den zu erwartenden von Menschen ausgelösten (induzierten) Erdbeben? Betroffene fühlen sich von staatlicher Aufsicht im Stich gelassen. Vertrauen in Behörden schafft ein solches Vorgehen nicht. Bei aufgetreten Schäden werden Hausbesitzer von der Politik allein gelassen.
Der Haßlocher Gemeinderat lehnte im letzten Jahr das Rütteln auf Gemeinde eigenen Grundflächen ab. Private Grundbesitzer entscheiden allein ob sie das Rütteln darauf erlauben. Die Chance einer Verhinderung im Ortsbereich ist gegeben, wenn Gemeinde (Verwaltung), Grundbesitzer und Initiativen gemeinsam handeln. Da in unserer Region umfangreiche Rüttelaktionen bevorstehen, sollte die öffentliche „Funkstille“ beendet werden. Betreiber und Befürworter glänzen mit Positivmeldungen, die sich bisher alle nicht erfüllten. Seien es: Lithium-Ionen zu separieren, Transport des gewonnenen Li-Salzes nach Frankfurt / Hoechst, der ökologische Lendenschurz, CO2 freies Verfahren, Kontrolle der Gemeinden, heißes Thermalwasser von Insheim nach Landau per LKW zu transportieren. Wenn es für Unternehmen eng wird, verbreiten sie mit Hilfe von Medien „Werbebotschaften“.
Der Rheingraben ist durch das Auseinanderdriften zweier Erdplatten, als Vulkanspalte entstanden. Die sich tief abgesenkten Gebirgsteile stehen permanent unter Spannung. Tief-Bohren, Wasser entnehmen und wieder hineinpressen fördert das Spannungsverhältnis. Erfahrungen in Tiefen Geothermie im übrigen Deutschland sind daher nicht übertragbar in den Oberrheingraben. Von Basel bis Landau sind bei allen bisherigen Maßnahmen links und rechts des Rheins Erdbeben aufgetreten! Es ist nicht erstmals, dass ein riskanter Umgang mit Natur oder Erdmassen ein böses Erwachen auslöste. Wann können politische Entscheider dies einsehen (wollen)? „Immerhin hat Herr Tschauder, der neue Leiter des Bergamtes realisiert, dass sich technische und geologische Gegebenheiten nicht durch politische Arbeit willkürlich verändern lassen“. Auch ein „Ingenieur sieht durchaus die Risiken und lernt aus der Beobachtung hinreichend. Danach sollte weiter entschieden werden“, so F.-J Jochem.
Um das mit viel Euphorie geschmückte Projekt zur Lithiumgewinnung des Betreibers „Vulcan Energy“ ist es still geworden. Ihm geht es allein ums Li. Wärmegewinnung ist ein Nebenprodukt. Diese wird daher unmittelbar an den Verteiler Stadt- oder Gemeindewerke abgegeben. Für den Stopp der Förderung wegen Wartung, Reparatur oder Erdbeben benötigen daher die örtlichen Versorger ein Ersatzwärmewerk! Wer, was liefert hierzu die Energie, Erdgas? So bereits in Landau seit über einem Jahr.
Die „Tiefen-Geothermie sehen viele Verantwortliche als eine weniger schädliche Alternative zu fossiler Energieversorgung“, so Ingenieur Franz-Josef Jochem im genannten Interview 2013. Er sieht darin ein großes Risiko und spricht sich auch heute dagegen aus. Schon als damaliger Umweltbeigeordneter favorisierte er die „oberflächennahe Geothermie mit Erdsonden in geschlossenen Systemen“. Haßloch hätte dieses System als „Kalte Nahwärme“- Pilotprojekt beim Neubaugebiet „Südl. Rosenstraße“ anwenden können. Aber, unter dem Einfluss von thüga (GWH) versorgt Erdgas das Nahwärmenetz mit bis dato Deutschlands höchsten Gebührensätzen. (thüga-Thüringer Gasgesellschaft). Heizen, Kühlen, Lüften: In Kommunen mit nicht dichter Bebauung sind „oberflächennahe“ Erdsonden mit Solewärmepumpe die zukunftsfähigste und kostengünstigste Wärmeversorgung.
Günter Moses, Haßloch