Staatsanwaltschaft Frankenthal und Polizei Rheinland-Pfalz bittet nach medialem Druck die Bevölkerung um Mithilfe
von Karin Hurrle

Die Staatsanwaltschaft Frankenthal (Pfalz) teilt in einer Presseerklärung vom 16. Juni mit, dass nach der Flucht am 07.06. 2016 eines lebenslang verurteilten Mörders zunächst Übereinstimmung mit den Polizeibehörden bestand, von einer Öffentlichkeitsfahndung nach umfassender Abwägung abzusehen, u. a. um die Ermittlungen im Umfeld des Verurteilten möglichst unbemerkt und effektiv durchführen zu können. NACHRICHTEN REGIONAL berichtete am darüber. Diese Maßnahme sei durch eine ohne Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft erfolgte Veröffentlichung einer Zeitung über die Flucht des Verurteilten vereitelt worden, teilt der leitende Staatsanwalt Hubert Ströber mit. Ferner seien in verschiedenen Medien veraltete Lichtbilder des Verurteilten gezeigt worden. Diese Veröffentlichung sei kontraproduktiv gewesen, weil der Verurteilte inzwischen erheblich anders aussehe. Durch die Verbreitung ungeeigneter Lichtbilder bestehe die Gefahr, dass unbeteiligte Dritte in die laufenden Ermittlungen hineingezogen würden, somit die Bearbeitung unbrauchbarer Hinweise unnötige Kapazitäten weiterer Ermittler binde, welche für die eingesetzten spezifischen Instrumente dringend bennötigt würden. Infolgedessen hat die Staatsanwaltschaft in Abstimmung mit der Polizei entschieden, eine Öffentlichkeitsfahndung mit einem aktuellen Lichtbild des Verurteilten durchzuführen. Für den Zeitpunkt dieser Aktion sind auch ermittlungstaktische Gründe maßgeblich, welche nicht öffentlich genannt werden können, um den Aufklärungserfolg nicht zu gefährden, so der leitende Staatsanwalt Ströber zum weiteren Vorgehen. Über sonstige Einzelheiten der Fahndung sowie den Stand der Ermittlungen könnten weiterhin keine Auskünfte gegeben werden, um den Fahndungserfolg nicht zu beeinträchtigen. Auch SWR Landesschau Rheinland-Pfalz berichtet über zu späte Fahndung.
Laut SWR Landesschau Rheinland-Pfalz vom 17.06.2016 habe Oppositionsführerin im Mainzer Landtag, CDU-Chefin Julia Klöckner am Freitag gesagt, sie wolle, dass der Fall im Rechtsausschuss besprochen wird. Es müsse geklärt werden, warum die Ermittler sich zunächst für eine nicht öffentliche Fahndung entschieden hätten, um dann doch ein aktuelles Foto des Flüchtigen herauszugeben.
Nach dem Verschwinden des verurteilten Mörders vor anderthalb Wochen hatten die Behörden zunächst nicht öffentlich nach dem Mann gesucht, um möglichst effektiv und schnell nach ihm suchen zu können. Justizminister Herbert Mertin (FDP) habe erst nach fünf Tagen von dem Vorfall erfahren, berichtete der SWR weiter.
Seit Donnerstag bitten die Staatsanwaltschaft Frankenthal (Pfalz) und die Polizei Rheinland-Pfalz jetzt doch die Bevölkerung um Mithilfe: Der 47 Jahre alte Sascha Ball ist den Angaben zufolge 182 cm groß, bei kräftiger bis korpulenter Gestalt, hat braune Augen, trägt üblicherweise eine Brille und eine Halbglatze mit dunklem Haarkranz. Hinweise zum Aufenthaltsort des Gesuchten sollen bitte an das Landeskriminalamt Mainz unter der Nummer 06131 – 652833 oder an jede andere Polizeidienststelle gerichtet werden. Justizminister Mertin: Nun doch öffentliche Fahndung nach flüchtigem
Häftling.
Mittlerweile habe auch Justizminister Herbert Mertin (FDP) im SWR-Politikmagazin „Zur Sache Rheinland-Pfalz“ angekündigt, dass es nun doch eine öffentliche Fahndung nach einem aus der JVA Diez geflohenen Mörder und Vergewaltiger geben wird. Wörtlich sagte Mertin: „Es kursieren dermaßen viele alte Bilder, die überhaupt nicht mehr das Aussehen wiedergeben, wie es heute ist. Das ist jetzt geändert, damit wenigstens ein aktuelles Bild in Umlauf ist.“ Mertin verzichtete im „Zur-Sache“-Interview auf Kritik an den Ermittlungen. Es sei Sache der Staatsanwaltschaft, nach ihrem Kenntnisstand und ihrem Ermessen zu entscheiden, ob es eine öffentliche Fahndung geben werde. Der Justizminister war erst fünf Tage nach der Flucht über den Fall informiert worden.
Die Fahndung:
Laut Polizeiangaben ist Ball 1,82 Meter groß, von kräftiger bis korpulenter Statur, er hat braune Augen sowie eine Halbglatze mit dunklem Haarkranz. Üblicherweise trägt er eine Brille. Am 7. Juni ist der Häftling bei einem begleiteten Freigang in Limburg geflohen. Die Behörden kennen weder den Fluchtweg noch seinen Aufenthaltsort. Balls Entlassung nach über 17 Jahren Haft war an einer negativen Sozialprognose gescheitert, weil laut Einschätzung immer noch eine Gefahr von ihm ausgehe. Nach einer gutachterlichen Stellungnahme bekam Ball Haftlockerungen, zu denen auch ein begleiteter Ausgang zählt. Bis Donnerstag hatte der Leitende Oberstaatsanwalt von Frankenthal, Hubert Ströber, eine Öffentlichkeitsfahndung abgelehnt.