EWL installiert Durchflusszähler für Datenerhebung – Basis für Zehnjahresplanung und mehr
Ab dem 29. Juni heißt es an insgesamt 15 Stellen der Stadt „Kanaldeckel auf“. Wenn es die Witterungssituation erlaubt, setzt dann der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) mit Hilfe von Spezialisten Messgeräte in das örtliche Abwassersystem ein. „Wir werden dort Daten erheben, die uns Aufschluss über die Leistungsfähigkeit der Kanäle geben. Ziel ist ein Modell für deren Auslegung bis weit in das nächste Jahrzehnt zu entwickeln“, erläutert Dr. Markus Schäfer, Leiter der EWL-Abwasserabteilung. Die genauen Arbeitsorte der Messstellen haben die Ingenieure vorab festgelegt, sie sind nach genau festgelegten Kriterien im gesamten Stadtgebiet verteilt, auch in den Ortsteilen. Die Informationen, die auf diese Weise in den kommenden Monaten gesammelt werden, führen Spezialisten und Spezialistinnen unter anderem mit Wetterdaten in einem Rechenmodell zusammen. Das gilt für die Kanäle, die Schmutzwasser transportieren ebenso wie für die Regenwasserführung.
Selbstverpflichtung für zusätzliche Sicherheit
Da alle Rohre unter der Erdoberfläche verlaufen, bringt der EWL quasi „Licht ins Dunkel“ der Kanäle. Dies in Abständen von etwas zehn Jahren tun, dazu haben sich die Unternehmen der Abwasserwirtschaft selbst verpflichtet. „Die Ergebnisse der Messkampagne werden aufzeigen, ob und wo Handlungsbedarf besteht. Zudem geht es um Entwässerungskapazitäten weiterer Neubaugebiete“, umschreibt Markus Schäfer das Vorgehen. Dieses gibt dem EWL Handlungssicherheit bei seinen Aufgaben: Denn verpflichtend ist beispielsweise eine Auslegung des Kanalsystems auf „Starkregen der Klasse 1, in stark versiegelten Quartieren wie der Innenstadt werden auf Ereignisse der Klasse 2 für die Auslegung der Abwasserführung zugrunde gelegt.
Zum Vergleich: Die Überschwemmung der Innenstadt im Juli 2018 war das Resultat eines Niederschlags der Klasse 9, das als ein sogenanntes „hundertjähriges Ereignis“ geführt wird. „Ein solches kann keine Infrastruktur abfedern – der Platz im Untergrund ist nicht da und auch wirtschaftlich wäre das nicht darstellbar“, merkt Bernhard Eck als Vorstandsvorsitzender des EWL an. Doch handle das städtische Unternehmen auch deutlich über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus und kümmere sich in einem zusätzlichen Präventionsprojekt um den Hochwasserschutz in Landau. Bernhard Eck unterstreicht, dass die jetzt anlaufende Messkampagne so angelegt sei, dass die Daten auch für diesen Zweck nützen. Zusätzliche Präventionsmaßnahmen können allerdings nur oberirdisch ausgeführt werden.
Vorgehen bringt Sicherheit für Zukunft
Ab Dienstag steigen nun die Spezialisten und Spezialistinnen über Schächte in das Landauer Abwassersystem ein. Dort fixieren sie die Messeinrichtungen mit Hilfe einer Spezialschelle im Kanalquerschnitt. Sitzt alles, wird hochmoderne Radar- und Ultraschalltechnik unter anderem Fließgeschwindigkeit und Füllstandshöhe in den Rohren etwa stündlich und bei Regenwetter etwa minütlich erfassen und per Funk in eine Cloud übermitteln. Die Messkampagne im Landauer Abwassersystem ist auf mindestens drei Monate angelegt. Bleiben Starkregen bis Ende September aus, wird der Messzeitraum ausgedehnt. Das Rechenmodell wird dann im kommenden Jahr zur Verfügung stehen, dazu werden Plandaten wie Rohrquerschnitte und Gefälle zusätzlich zu Wetterdaten mit einbezogen. Dieses Vorgehen ermöglicht dann auch Simulationen mit unterschiedlichen Witterungsereignissen. „Der Klimawandel zeigt sich heute bereits deutlich. Wir wissen nicht genau, was noch kommt – aber wir versuchen uns zu wappnen und den Bürgerinnen und Bürgern in Landau einen möglichst hohen Schutz zu bieten“, fasst Bernhard Eck zusammen.
Quelle: EWL Landau
Bildunterschrift:
Eine Messeinrichtung im Kanalsystem, die in den kommenden Wochen Füllstandshöhe und Fließgeschwindigkeit messen wird.