Haßlocher Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ sucht neue Räumlichkeiten – Keine Unterstützung von KISS Pfalz und Gemeinde Haßloch
Nicht jedes soziale Engagement wird von Kommunen gleich gewertet. Zumindest ist dies in Haßloch so. Denn die Selbstilfegruppe „Lebensfreude“, die sich schon seit November 2011 für Menschen mit Depressionen und psychischen Erkrankungen einsetzt, auch Anlaufstelle für „Mobbing-Opfer“ ist, bekommt seit Jahren keine Unterstützung aus dem Haßlocher Rathaus, musste sogar aus dem Haßlocher Kulturviereck K4 nach Corona ausziehen mit fadenscheinigen Begründungen, dass die Haßlocher Musikschule das Café benötige, welches eigens für die Bürgerinnen und Bürger von Haßloch eingerichtet wurde. Untergebracht sind die Gruppenmitglieder derzeit in dem Mehrzweckraum des Pfälzischen Handballverbandes. Die Verhältnisse haben sich dort entsprechend geändert, weil inzwischen dort die Haßlocher Landfrauen untergebracht wurden, die Räume also zu ihren persönlichen Zwecken eingerichtet wurden, und daher nicht mehr nutzbar sind für die SHG Haßloch. Das soll sich nun ändern, denn die Leiterinnen Karin Hurrle und Brigitte Auer haben einen Antrag an die Haßlocher Verwaltung gestellt, den Gruppenmitgliedern wieder das Café im Kulturviereck zur Verfügung zu stellen. Bürgermeister Tobias Meyer (CDU) hat den entsprechenden Antrag der SHG an den zuständigen Sozialdezernenten Ralf Trösch (SPD) weitergeleitet. Und der soll nun den Sozailausschuss darüber demnächst entscheiden lassen.
„Selbsthilfegruppen sind wichtig, sie können allerdings keine Ärzte und Therapeuten ersetzen. Sie sollten als Ergänzung und zum Erfahrungsaustausch dienen. Und sie sollten geleitet werden von Personen mit langjährigen Erfahrungen“, sagen die beiden Haßlocher Leiterinnen Brigitte Auer und Karin Hurrle. Dies wird von ihnen auch schon seit November 2011 so praktiziert. Sie sind als ERSTHELFERINNEN vom Zentralinstitut für psychische Erkrankungen (ZI) Mannheim qualifiziert. Und sie wissen was „Sexuelle Gewalt“ und „Mobbing“ ist. Karin Hurrle hat durch MOBBING vor Jahren ihren Arbeitsplatz verloren. Deshalb engagiert sie sich auch für Betroffene. Sie kennt auch die Gesetzgebung und sie weiß, wie man in solchen Fällen an die Öffentlichkeit geht. Aus diesem Grunde hat sie im November 2011 die Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ gegründet, die seit dieser Zeit auch Anlaufstelle für „Mobbing-Opfer “ ist.
„Durch Mobbing wird man nicht nur depressiv, man wird auch körperlich krank“, weiß Karin Hurrle als Betroffene zu berichten. Gerade nach Corona habe man feststellen müssen, dass viele jüngere Menschen an Depressionen erkrankt sind. Diese Personen bräuchten dringend professionelle Hilfe, doch Therapeutenplätze seien rar, wissen beide Leiterinnen aus Erfahrung. Kurzfristig könne man solche Personen in einer Selbsthilfegruppe auffangen, doch hierfür müssten auch qualifizierte LeiterInnen zur Verfügung stehen. Nur Betroffene, die selbst einmal an Depressionen gelitten hätten, könnten im Erfahrungsaustausch Ratschläge geben, sind Auer und Hurrle sicher. Niemand, der durch diese „Gefühlswelt“ von Depressionen je gegangen sei, wisse, wie Menschen in diesem Zustand leiden.
Wie beide Leiterinnen der Haßlocher SHG „Lebensfreude“ berichten, versuchen derzeit viele Betroffene Hilfe in Haßloch zu bekommen, zur Zeit nur telefonisch und per WhatsApp. Dies könne allerdings kein Dauerzustand sein. „Um einen Fall beurteilen zu können, muss man einem Menschen gegenüberstehen und in seine Augen sehen können“, sagt Karin Hurrle, die schon viele Menschen mit Depressionen in all den Jahren kennengelernt habe. Um qualifizierte Gespräche anbieten zu können, sucht die Haßlocher Selbsthilfegruppe nun geeignete Räumlichkeiten, um Menschen mit Depressionen und psychischen Erkrankungen ein Treffen zu ermöglichen. Bei solchen Treffen sei auch das Umfeld wichtig. Wenn Menschen Depressionen haben, setze man sich ja auch nicht mit ihnen in einen dunklen Keller. Während Corona musste die Selbsthilfegruppe aus dem Kulturviereck K4 in der Haßlocher Gillergasse ausziehen. Danach fanden die Gruppenmitglieder eine Bleibe im Mehrzweckraum des Pfälzer Handballverbandes, wo inzwischen auch die Landfrauen ihre Treffen und Veranstaltungen durchführen. Seit dieser Zeit habe sich der Raum und die Bestuhlung verändert, so dass diese Räume für die regelmäßigen Treffen nicht mehr als geeignet angesehen werden können.
Mit einigen CDU-Mitgliedern und auch mit anderen Parteien konnten die Leiterinnen Auer und Hurrle schon in der Vergangenheit sprechen. Die hatten sich dahingehend geäußert, dass die Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit Depressionen sei, auch für „Mobbing-Opfer“, die nicht überall Hilfe bekämen. Dass eine Gemeinde wie Haßloch Ehrenamtlichen nicht einmal für ihr soziales Engagement Räume kostenlos zur Verfügung stelle, sei mehr wie bedauerlich. Hier sei der Dachverband KISS Pfalz gefragt, der auch eine Kommune entsprechend unterstützen sollte. Bei der Selbsthilfegruppe gehe es ja nicht um „Asylanten“, die unterzubringen seien, erklärte uns ein Parteimitglied, das nicht genannt werden wollte. Denn wie sollen Betroffene aus der Region nach Worms oder Queichhambach in eine Selbsthilfegruppe kommen?
Die Leiterinnen der SHG warten nun wegen des Schreibens an Bürgermeister auf eine Antwort, wann der Antrag für die Zurverfügungstellung der Räume im K4 dem Sozialausschuss zur Entscheidung vorgelegt wird. Zuständig für eine entsprechende TAGESORDNUNG ist der neu gewählte Sozialdezernent Ralf Trösch (SPD).