Besuch in der Psychiatrie wurde NR verweigert – SHG Lebensfreude gegen „Fixierungen und Gewalt in der Psychiatrie“
Über einen Hilferuf eines Verurteilten in der Gefangenenzeitung „LICHTBLICK“ in Berlin wurde NACHRICHTEN REGION aufmerksam gemacht, der schon seit dem Jahre 2009 in der psychiatrischen Anstalt in Klingenmünster eingesperrt ist. Auch die Haßlocher Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ hat den Fall aufgegriffen, die sich schon jahrelang gegen „Fixierungen und Gewalt in der Psychiatrie“ einsetzt. Nach näherem Hinschauen wurde klar, dass der Vater dieses Mannes, der anscheinend absichtlich in Klingenmünster weggesperrt wurde, bereits im Jahre mit dem neu gegründeten Verein „Fairness, Transparenz und Gerechtigkeit in der Rechtspflege“ e.V. (FTGR) um Hilfe ersucht hatte. Sofort wurde allen Mitstreitern damals klar: Hier muss umgehend geholfen werden. Doch dann war der Kontakt abgebrochen, der FTGR, der sich damals schon gegen „Justiz-Willkür“ einsetzte, hatte nie mehr was vom Vater des jungen Mannes gehört. Erst nach mehrmaligen Hinweisen an unsere Redaktion vor einiger Zeit wurde klar, dass es sich um den Fall von 2009 handelt. Sofort wurden die entsprechenden Kontakte geknüpft. Und alle sind sich sicher: Menschen dürfen nicht in der Psychiatrie „weggesperrt“ werden, so die Äußerungen von Personen, die sich schon jahrelang für solche Menschen engagieren.
Anfang März 2023 wurde sodann von NACHRICHTEN REGIONAL um einen Besuchstermin in Klingenmünster gebeten, um zunächst zu schauen, wie es dem „Weggesperrten“ geht. Nach mehrmaliger Nachfrage in Klingenmünster erhielt unsere Redakteurin folgende Antwort: „Sehr geehrte Frau Hurrle, ich melde mich heute zu Ihrer Anfrage zurück. Es ist leider so, dass wir aus Datenschutzgründen zu Patient*en keine Auskünfte geben können und auch nicht darüber, wer bei uns Patient*in ist. Generell läuft es bei Besuchen im Maßregelvollzug so, dass der Patient oder die Patientin mögliche Besucher anmelden. Es tut mir leid, dass ich Ihnen an dieser Stelle nicht weiterhelfen kann, gez. Romina Männl“. Nanu, fragen sich nun viele Psychiatrie-Erfahrene: Was ist denn in Klingenmünster los??
Der Fall von Klingenmünster wird demnächst in der Fachveranstaltung in Meißen vorgetragen
Aufmerksam gemacht wurde unsere Redaktion auf den Fall in Klingenmünster, weil der Bericht in der Gefangenenzeitung LICHTBLICK für Viele ein Hilferuf war. Dieser Artikel war mit der Überschrift versehen „Wenn die Forensik Hoffnung macht – Verwahrte ohne Hoffnung, über Jahre ohne Perspektive und aus Geldgier weggesperrt. In Klingenmünster in der Pfalz lebt die Forensik ihren eigenen Traum“. Und Der Fall wurde wie folgt beschrieben: Die forensische Klinik in Klingenmünster sei ein Beispiel dafür, wie Personen im 21. Jahrhundert nicht nur wie Tiere gehalten würden, sondern als Profitware gelte. Geld zu drucken, würde dort einfach gemacht. Es seien Fälle bekannt, in denen die Untergebrachten mutmaßlich und oftmals ohne weiteren Grund dort festgehalten würden. Die Pfleger führten dort eine strenge Hand. Niemand kenne dort auch nur im Ansatz die Wechselwirkungen von Medikamenten und Psychologen würden Gutachten ausstellen, die fern jeglicher Realität lägen, damit der finanzielle Regelbetrieb mit den Untergebrachten gesichert sei.
Wie wir aus dem LICHTBLICK weiter erfahren, handelt es sich bei dem „Eingesperrten“ in Klingenmünster um Alfons Tremmel, der sich seit 2009 in der Obhut der Allmächtigen befinde und es sei nun auch über 13 Jahren kein Ende in Sicht. So sei bei ihm ADS diagnostiziert worden. Nach Recherchen von NR habe vor seiner Einweisung eine Medikamentenumstellung stattgefunden, so dass die Dosis immer weiter erhöht werden musste und eine Überdosis stattfand. Im Rausche dieser Überdosis habe der Patient randaliert und die Polizei mit Besteck beworfen. Dies habe hernach dazu geführt, dass man ihn in die Psychiatrie einweisen ließ. Weitere Verabreichung von Neuroleptika hätten zu Psychosen geführt und daraus entwickelte sich ein Verfolgungswahn, der dazu führte, dass er auf fünf Menschen mit der Schere los ging und einige davon verletzt habe. Das habe am 08.09.2009 zur Verhaftung von Alfons Tremel geführt, der seitdem in den Fängen des Pfalzklinikums ins Klingenmünster sitzt. Fachleute zweifeln die ordnungsgemäße Behandlung oder auch Diagnose an. Wer mehr über die Gefangenenzeitung erfahren möchte? Der LICHTBLICK hat sich neu organisiert, siehe LINK https://taz.de/Sprachrohr-der-Gefangenen/!5897701/
Verabreichung von falschen Medikamenten können zu Psychosen führen – Untergebrachte Patienten dürfen nicht zu Versuchskaninchen werden
Solchen Handlungen müsse schnellstens Einhalt geboten werden, erklärt die Redakteurin Karin Hurrle, die sich schon seit vielen Jahren innerhalb der Haßlocher Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ gegen „Fixierungen und Gewalt in der Psychiatrie“ mit Gleichgesinnten einsetzt und demnächst eine Fachtagung in Meißen (Sachsen) besucht, um den Fall aus Rheinland-Pfalz dort vorzutragen. Es wird von Mitgliedern der Gruppe kritisiert, dass ein „Wegsperren“ von Patienten an unschöne NS-Zeiten erinnern, wo Menschen zu Versuchskaninchen der Pharma-Industrie wurden. Und hier ist gerade an das Gedenken dieser NS-Zeit und den KZ-Arzt Josef Mengele zu erinnern, der in solchen Anstalten Menschenversuche durchführte. Auch die NS-Psychiatrie in Klingenmünster war davon betroffen. Die Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster war an verbrecherischen Maßnahmen der NS-Psychiatrie beteiligt. Untersuchungen belegen, dass mindestens 264 Patientinnen und Patienten der Anstalt deportiert wurden und außerhalb von Klingenmünster in anderen Einrichtungen gewaltsam zu Tode kamen. Etwa 1700 weitere Patienten starben in Klingenmünster durch gezielten Nahrungsentzug, unterlassene Hilfe und vermutlich auch durch Überdosierung von Medikamenten. Zudem war die Anstalt aktiv in die NS-Erbgesundheitspolitik und die Durchführung von Zwangssterilisationen in der Pfalz eingebunden.
Die NS-Zeit muss immer in Erinnung bleiben – Die Deutsche Geschichte darf nie wiederkehren
Viele Gruppen der Naturfreunde führen derzeit in ganz Deutschland Friedenswanderungen durch und erinnern mit Gedenkstätten an die NS-Opfer, die in der Hitlerzeit im KZ landeten. Damit man nicht wieder in eine solche Zeit sehenden Auges hineinschlittert, muss immer wieder an diese Deutsche Geschichte erinnert werden. Derzeitige Entwicklungen sowie „Hass- und Hetzkampagnen“ in den sozialen Netzwerken sollten bereits im Keim erstickt werden. Empfindliche Bußgelder und Bestrafungen können möglicherweise Hetze und Haß in den Internetportalen eindämmen?
Und hier nochmals die NS-Geschichte in Kurzform, die auch unter folgendem LINK aufrufbar ist: https://www.ndr.de/geschichte/auschwitz_und_ich/Deportation-in-die-Gaskammer-Bilder-aus-dem-KZ,auschwitzgeschichte101.html
Ende 1941 wurde durch die Entscheidung Hitlers eine Nebenlager in Auschwitz-Birkenaus errichtt. Die Ankommenden wurden nach Geschlechtern getrennt und „selektiert“. SS-Ärzte entschieden dann, wer zunächst Arbeitssklave wurde und wer so rasch wie möglich sterben sollte.
Frauen, die im KZ als für die Arbeit verwertbar angesehen werden, müssen sich die Haare scheren lassen. Auch den gleich nach ihrer Ankunft vergasten Menschen wurden nach dem Tod die Haare abgeschnitten. Auschwitz lieferte Tausende Kilogramm Menschenhaat als Rohstoff für Textilien.
Als die „Todesfabrik“ von 1942 an auf „Hochtouren“ angelaufen ist, sind etwa 80 Prozent der Neuankömmlinge in Auschwitz für die sofortige Ermordung dieser SS-Ärzte bestimmt worden. Den Menschen wurde gesagt, dass sie in dem Gebäude desinfiziert würden.
Alte, Kranke und auch Kinder wurden in die Gaskammer gebracht, wo sie Minuten später in einen Raum eingesperrt wurden und dann von den Nazis das für Menschen tödliche Insektenvernichtungsmittel Zyklon B eingespritz bekamen.
Im November 1944 haben die Nazis damit begonnen, Auschwitz zu räumen. Sie schickten Zehntausende Häftlinge auf Todesmärsche in Richtung Westdeutschland. Möglichst viele Beweise für den Massenmord versuchten sie zu vernichten. Vor der Ankunft der Roten Armee zerstörte die SS die Krematorien in Birkenau.
Im Auschwitz-Komplex habe die SS auch diese Kinder, Opfer der Menschenversuche von KZ-Arzt Josef Mengele, eigentlich töten wollen. Doch dann dröhnten russische Flugzeuge über dem Lager und in der Nähe brachten Gefechte aus. Statt ihren Befehl zu vollstrecken und die letzten Insassen zu töten, seien die verbliebenen Nazis geflüchtet.
Daraufhin hatte die Sowjetunion die Gefangenen befreit. Für die russischen Soldaten und für die Weltöffentlichkeit sei dieser Moment keine Sensation gewesen, hätten Zeitzeugen berichtet. Auschwitz habe zunächst bloß als ein vom Nazi-Terror befreites Lager gegolten. Das Ausmaß der Vernichtungsmaschinerie an diesem Ort sei erst viel später klar geworden.
Erst 1963 wird vor einem deutschen Gericht Auschwitz im großen Rahmen juristisch aufgearbeitet. 22 Angeklagte standen in Frankfurt am Main vor Gericht. 17 wurden verurteilt, 6 Täter wurden zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Trotz der milden Urteile bewerten Historiker das Verfahren heute als „Wendepunkt der Erinnerung“, weil die Deutschen gezwungen wurden, sich mit ihrer bis dahin weitgehend verdrängten Geschichte auseinanderzusetzen.
Haßlocher Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ engagiert sich schon jahrelang für benachteilte, behinderte und kranke Menschen
Auch die Haßlocher Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ engagiert sich schon seit vielen Jahren für Menschen mit Depressionen und psychischen Erkrankungen. Und die Leiterinnen haben sich auch ausgesprochen gegen „Gewalt in der Psychiatrie“. Karin Hurrle und Brigitte Auer besuchen regelmäßig Fachvorträge. Karin Hurrle war bereits vor Jahren zu einem Fachvortrag an der Uni Speyer eingeladen, wo auch Richter Gnisa, Direktor des Amtsgerichts Bielefeld, sein Buch „Das Ende der Gerechtigkeit“ vorstellte. Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Hetze in den sozialen Netzwerken ist ein weit verbreitetes Problem, das gerade in den Schulen thematisiert werden sollte. Jede Schule sollte den Besuch einer Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in ihr Programm aufnehmen, dies sollte auch Teil der Lehrpläne der Bundesländer sein“, glaubt auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil. Das müsse eine Selbstverständlichkeit in einem guten Geschichtsunterricht sein, sagte sie gegenüber verschiedenen Medien.

„Das Ende der Gerechtigkeit“
Foto: Fixierbett (Stealth12 – Eigenes Werk WIKIPEDIA)