Ein Haßlocher Bürger sagt: „Nicht alle Nachahmungen sind erfolgreich“
Die Kritik gegen die Haßlocher Lebensmittelrettung geht weiter. Aber auch positive Stimmen über Anna Krämer wurden laut. Von einigen Lebensmittelrettern haben wir inzwischen erfahren, dass die Kritik gegen Anna Krämer nicht berechtigt sei, weil sie gute Arbeit leiste. Unserer Redaktion wurde auch mitgeteilt, mit welchem „Klientel“ sich Anna oft herumschlagen müsse. Insofern seien Helfer oft nur mit einem härteren Ton in ihre Schranken zu weisen. Dass ihr die Organisation über den Kopf gewachsen sei, sei der Tatsache geschuldet, dass man Anna Krämer einfach mit ihren Problemen habe im Regen stehen lassen, berichten andere. Diese monieren auch, dass keiner der Bürgerstiftung Haßloch ihr unter die Arme gegriffen hätten, um das Ganze nicht ausufern zu lassen. Auch diesem Hinweis ist NACHRICHTEN REGIONAL auf den Grund gegangen. Aus diesem Grunde wurde eine Presseanfrage an die Geschäftsführerin der Bürgerstiftung, Pia Werner (GRÜNE) gerichtet, um uns die Eskalation der Haßlocher Lebensmittelrettung erklären zu lassen. Wissen wollten wir folgendes von ihr:
Viele Fragen – Keine Antwort von der Geschäftsführerin der Bürgerstiftung
Sind die gravierenden Probleme der Anna Krämer, als Verantwortliche der Lebensmittelretter und Verteilerin der Lebensmittel an ihre Helfer, auch der Bürgerstiftung Haßloch als Porjekt-Leitung bekannt? Wenn ja, warum wurde nicht schon lange eingegriffen und der Verantwortlichen Anna Krämer dabei geholfen, dass man die Lebensmittelverteilung in den Griff bekommt? Uns wurden WhatsApp-Nachrichten zugespielt, wo nicht nur von Diebstahl bei den Lebensmittelrettern gesprochen wurde, sondern von verdorbener und bereits von zwei Jahre abgelaufener Ware. Ist dies auch der Bürgerstiftung bekannt? Von Anna Krämer wurde in Sprach-Nachrichten an ihre Helferinnen kommuniziert, dass sie mit ihrem Privat-Vermögen bei der Lebensmittelrettung in der Haftung steht. Stimmt das, und wie ist die Lebensmittelrettung rechtlich abgesichert, wenn durch verteilte verdorbene Ware die Lebensmittelretter in Regress genommen würden? Wer übernimmt von der Bürgerstiftung eine regelmäßige Kontrolle der bei Anna Krämer in den Kühlschränken gelagerten Waren, wenn weder Gemeinde oder Gesundheitsamt zuständig sind? Wie ist die Rechtsgrundlage von Lebensmittelrettern, die ehrenamtlich über die Bürgerstiftung tätig sind? hier geht es zur Haßlocher Bürgerstiftung: https://www.buergerstiftung-hassloch.de/projekte/lebensmittelretter/, und hier die Projekte
Kritik an die Politik: „Sie sind Sklaventreiber der Nation“
Keine unserer Fragen wurde von Pia Werner beantwortet. Unsere Redaktion hat inzwischen auch Hinweise erhalten, dass sich diese Situation bereits im Spätsommer 2021 zugespitzt habe. Dass man Anna Krämer vorwerfe, sie sei mit der Organisation total überfordert stimme, allerdings habe sich keiner der Verantwortlichen der Bürgerstiftung um den Zustand gekümmert. Dass die essBar wegen Annas Überforderung geschlossen worden sei, sei ein weiterer Skandal in Haßloch. „Die Politik rühmt sich mit solchen Projekten. Wenn es Probleme damit gibt, werden die Ehrenamtlichen im Stich gelassen“, berichtet uns eine nicht ortsansässige Frau. Sie nennt verschiedene Politiker „Sklaventreiber“ der Nation. Wenn es brenzlich werde, „tauchen sie ab“.
An dieser Stelle wurden wir auch auf Foodsharing aufmerksam gemacht, die die gleichen Ziele wie die Lebensmittelretter verfolgen, nämlich „Lebensmittel vor der Tonne zu retten“. Nach weiteren Recherchen haben wir festgestellt, dass Foodsharing zum Teil als Verein gegründet wurde und über eine Internet-Plattform für ihre Verteilaktionen verfügt. Anhand von einigen Video-Beispielen lässt sich erkennen, wie eine gute Organisation von Lebensmittelverteilung aussehen kann, wenn die Organisation von „oben“ nach „unten“ stimmt.
Die ursprüngliche Idee für eine Plattform gegen Lebensmittelverschwendung entstand laut WKIPEDIA im Sommer 2011 während der Vorbereitungen zum Kinofilm Taste the Waste zwischen Regisseur Valentin Thurn und dem Leiter der Social-Media-Kampagne zum Film, Sebastian Engbrocks. Unabhängig davon entwickelten die Design-Studenten Thomas Gerling und Christian Zehnter sowie die Fernsehjournalistin Ines Rainer Anfang 2012 eine ähnliche Idee. Aus der Zusammenarbeit dieser Akteure ging das gemeinsame Projekt hervor. Das nötige Startkapital wurde von April bis Juli 2012 im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne bei Startnext gesammelt. Als Finanzierungssumme wurden 10.000 € anvisiert, zum Ende der Aktion kamen insgesamt 11.594 € von 394 Unterstützern zusammen. Daraufhin startete Raphael Fellmer die Freiwilligen-Initiative der „Lebensmittelretter“ in Berlin und Raphael Wintrich programmierte ehrenamtlich eine komplett neue Version der Plattform, um ein geeignetes Tool zum „Retten von Lebensmitteln“ allen Benutzern zur Verfügung zu stellen.
Zur Haßlocher Situation wurde uns folgendes mitgeteilt: „Nicht alle Nachahmungen sind erfolgreich“.
Wegen den Haßlocher Lebensmittelrettern halten wir unsere Leserinnen und Leser auf dem Laufenden. Wir bleiben für Sie am Ball. Denn wir wollen, dass Haßlocher Lebensmittelrettung nicht stirbt, lediglich besser organisiert wird.