Offener Brief an Sozialministeriin Bätzing-Lichtenthäler
Die Haßlocher Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ ist weiterhin auf der Suche nach Räumlichkeiten in Haßloch, damit auch nach der Corona-Pandemie sich die Gruppenmitglieder wieder treffen können. Nachdem die Gemeinde Haßloch den Gruppenleiterinnen Karin Hurrle und Brigitte Auer keine große Hoffnung gemacht hatte, entprechende Räumlichkeiten für die Gruppentreffen anbieten zu können, haben nun die Leiterinnen einen „Offenen Brief“ an die Sozialministerin Bätzing-Lichtenthäler gerichtet und gleichzeitig um Hilfe gebeten. Die Selbsthilfegruppe kann in diesem Jahr bereits auf ihr 10-jähriges Bestehen zurückblicken und hat daher mit ihrem Engagement wichtige gesellschaftspolitische Aufgaben für den Staat übernommen. Vielen Gruppenmitgliedern konnte während dieser Zeit auf dem Weg ihrer Genesung geholfen werden. Der Erfahrungsaustausch sei dabei ein wichtiges Element der Zusammenarbeit auch mit den übergeordneten Behörden gewesen, resümieren Hurrle und Auer. „Da durch die Corona-Pandemie viele Menschen inzwischen psychisch erkrankt sind, ist es wichtiger denn je, dass Selbsthilfegruppen solche gesellschaftspolitischen Aufgaben übernehmen, die der Staat alleine nicht mehr stemmen kann“, erklären Beide. Daher haben sie sich als Leiterinnen als ErsthelferInnen zertifizieren lassen. Damit sind Beide berechtigt, Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Problemen zu sein.
Und hier der „Offene Brief“ an die Sozialministerin Bätzing-Lichtenthäler:
„seit vielen, vielen Jahren unterstützt die Haßlocher Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ die sozialen und gesellschaftspolitischen Aufgaben in unserem Staat, indem sie Menschen mit Depressionen und psychischen Erkrankungen einen Treffpunkt bieten, um sich im Erfahrungsaustausch gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Seit Jahren ist es auch unser gesellschaftspolitisches Ziel, dass diese Menschen nicht ausgegrenzt werden und ihnen bei der Suche gesundheitsfördernder Maßnahmen geholfen wird. Bei den regelmäßigen Gruppentreffen wird den Betroffenen Mut gemacht, es werden Gemeinsamkeiten gefördert und die Möglichkeiten einer baldigen Genesung im Erfahrungsaustausch diskutiert.
Um allen Aufgaben als Leitung der Selbsthilfegruppe gerecht zu werden, haben sich die beiden Gruppenleiterinnen Karin Hurrle und Brigitte Auer im Dezember 2020 als ErsthelferInnen für psychische Gesundheit akkreditieren lassen, um auch für unsere künftige Arbeit gewappnet und als Anlaufstelle qualifiziert zu sein. Im November 2021 kann unsere Selbsthilfegruppe auf ein 10-jähriges Engagement zurückblicken, das durch die Corona-Pandemie noch wichtiger geworden ist. Viele Menschen haben seit dem letzten Jahr den telefonischen Kontakt zu uns gesucht, weil sie dringende Hilfe benötigt hatten. Bei einigen Betroffenen wurde sogar inzwischen ein Hausbesuch durchgeführt, andere Betroffene wurden von den beiden Leiterinnen zu Hause empfangen. Da die derzeitige Situation sehr unbefriedigend für Alle ist, werden dringend Räumlichkeiten benötigt, um Hilfesuchende eine entsprechende Anlaufstelle bieten zu können. Sollte die Corona-Pandemie bis Ende des Jahres 2021 überwunden sein, wollen wir eine kleine Feierlichkeit durchführen, zu der wir Sie schon heute recht herzlich einladen.
Seit Bestehen unserer Selbsthilfegruppe im Jahre 2011, fanden unsere Treffen immer im Seniorenheim des Theodor-Friedrich-Hauses Haßloch zweimal im Monat statt. Dafür gebührt dem damaligen Leiter des Seniorenheims, Walter Duffing, ein herzliches Dankeschön. Es war eine Selbstverständlichkeit, dass er der SHG die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellte. Durch die Corona-Pandemie können sich die Gruppenmitglieder leider im Seniorenheim nicht mehr treffen, da die Bewohner in Seniorenheimen zu den Hochrisikopatienten gehören. Seit Monaten sind wir nun auf der Suche nach Alternativen, haben auch bei der Gemeindeverwaltung Haßloch bezüglich Räumlichkeiten angefragt.
Am 02. Februar 2021 haben wir die ernüchternde Nachricht des 3. Beigeordneten Claus Wolfer (FWG) erhalten, dass die Gemeinde Haßloch keine Räumlichkeiten für derartige Treffen zur Verfügung stellen kann. Es wurde uns lediglich ein Treffpunkt im Kulturviereck angeboten, deren Preise die Möglichkeiten einer Selbsthilfegruppe bei Weitem übersteigen und deshalb auch nicht bezahlt werden können (siehe Anlage).
Wir können nicht nachvollziehen, dass eine Gemeinde Haßloch keine Möglichkeiten findet, um die so wichtige gesellschaftliche Aufgabe unserer Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ zu unterstützen. Im Landkreis Bad Dürkheim, der fast 133.000 Einwohner hat, ist die Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ die einzige Anlaufstelle, die über zwei qualifizierte ErsthelferInnen für psychische Gesundheit verfügt. Der Bedarf von Hilfesuchenden ist groß und muss nach unserer Meinung noch ausgebaut werden. Auch das ehrenamtliche Engagement wurde in den zurückliegenden Jahren vom Land Rheinland-Pfalz nicht nur geschätzt, sondern besonders engagierte Personen wurden für Ihr Engagement sogar ausgezeichnet.
Über Ihre Mithilfe und Ihre Unterstützung in dieser Sache würden wir uns freuen. Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass unsere Gruppentreffen in Haßloch wieder stattfinden können.
Ihrer baldigen Antwort sehen wir mit großem Interesse entgegen.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Hurrle und Brigitte Auer