Haßlocher Bürgerengagement kommt im „Trauerflor“ und lässt schwarze Luftballons steigen
Es ist vollzogen! Der Rehbach hat ein neues Bach-Bett und konnte seiner Bestimmung übergeben werden. Von der Kreisverwaltung Bad Dürkheim und Landrat Ihlenfeld sowie dem Haßlocher Bürgermeister Meyer umjubelt. Der Verein Bürgerengagement kommt im „Trauerflor“ und lässt wegen dieses Ereignisses schwarze Luftballons steigen. Geht damit eine nicht alltägliche Geschichte des jahrelangen Streits um die Rehbachverlegung zu Ende? Nach diesem feierlichten Akt dankte zumindest der Haßlocher Bürgermeister Tobias Meyer (CDU) Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld, ebenfalls CDU, für seinen unermüdlichen Einsatz und das Gelingen dieses Großprojektes.
Alle waren zur Gewässerfreigabe gekommen, Befürworter wie auch Gegner, die auf das FÜR und WIDER der Realisierung dieses Großprojektes noch einmal mit aller Kraft hinwiesen. Das Bürgerengagement Haßloch hatte deshalb zur DEMO aufgerufen, zu der mindestens 35 Gegner gekommen sind, mit Trauerflor und schwarzen Luftballons. Auch die Kreisverwaltung Bad Dükheim hatte zur finalen Gewässerfreigabe des Rehbaches eingeladen, was feierlich mit Einbeziehung der Öffentlichkeit stattfand. Mit dem Befehl „Wasser marsch“ von Landrat Ihlenfeld war die Gewässerfreigabe vollzogen. In einer Presseeinladung vom 10.12.2021 wurden auch die örtlichen Medien zur Berichterstattung vom Kreis eingeladen. Die Kreisverwaltung Bad Dürkheim schilderte darin nochmals die Sicht ihrer Dinge.
Teilung des Rehbachs ein zeitlich aufwändiger Bauabschnitt
So heißt es vom Kreis DÜW: „Nach den Vorarbeiten im vergangenen Jahr mit dem Bau von sieben Fußgänger- und Radbrücken sowie der zwei LKW-Brücken, konnte in diesem Jahr der letzte und zeitlich aufwändigste Bauabschnitt bei der Teilung des Rehbachs in Haßloch realisiert werden. Ab Anfang Mai wurden die noch notwendigen technischen Bauwerke errichtet und nach und nach der neue Gewässerlauf geschaffen. Nun heißt es am 11.12.2021 „Wasser marsch“.
Im Januar 2021 seien die Bauleistungen für den jetzigen Bauabschnitt im Kreisausschuss für rund 3,9 Millionen Euro vergeben worden. Die Arbeiten am neuen Gewässerlauf und den Wasserbauwerken wären im März 2021 von Fa. ZEHE GMBH, Burkardroth-Premich begonnen worden und könnten nun abgeschlossen werden. Der Gewässerlauf könne damit mit dem heutigen Termin freigegeben werden. Die Unterquerung der Rennbahnstraße sei auf das Vorhaben der Gemeinde Haßloch abgestimmt worden, die in diesem Abschnitt die Rennbahnstraße erneuern wird.
Begleitende Arbeiten am historischen Rehbach würden parallel durchgeführt, heißt es weiter von der Kreisverwaltung. Der vollständige bauliche Abschluss der Maßnahme sei im Januar/Februar 2022 vorgesehen. Ergänzende Maßnahmen naturschutzfachlicher Art würden sich aber zum Teil noch in das Jahr 2022 verlagern. Die Monitoringleistungen und die Dokumentation von Wasserführung und Wasserspiegellagen seien anschließend noch über mehrere Jahre erforderlich.
Renaturierung des Rehbachs soll der Hochwassersicherung dienen
„Ich freue mich, dass das Projektziel: Einrichtung des ersten Abschnittes des Rehbachs zur gesamten Hochwassersicherung von Haßloch und Renaturierung des Bachlaufes , wie dies im Frühjahr angekündigt war, nun realisiert wurde. Wenn das Wasser nun durch den Wald fließt, werden die vielen Jahre Vorbereitung endlich sichtbar. Ich bin sicher, dass die Maßnahme eine ökologische Aufwertung des Haßlocher Waldes bedeutet und die Haßlocher Bevölkerung und die Besucherinnen und Besucher die Maßnahme positiv bewerten werden“, so Landrat Ihlenfeld bei der offiziellen Freigabe des Gewässerabschnittes.
Für das Haßlocher Bürgerengagement sei die Gewässerfreigabe mit einer Hiobsbotschaft verbunden gewesen. Denn noch kurz vor der Freigabe hätten die Initiatoren und mindestens 35 Gegner erfahren, dass auf dem Innenraum des Rennovals im dort geschützten Biotop gerade Erde für „Ausgleichsmaßnahmen“ umgepflügt worden seien, berichtet Günter Moses. Diese müssten vorgehalten werden wegen der Waldrodung und der Baumfällungen für die Rehbachverlegung. Die Gruppe sei über diese Nachricht „geschockt“ gewesen, berichtet ein weiterer Teilnehmer. Trotz der friedlichen DEMO sei die Polizei und das Ordnungsamt Haßloch vor Ort gewesen. Dennoch sei wegen dieser einstündigen und genehmigten DEMO des Bürgerengagements die Straße nicht gesperrt worden. Die DEMO sei friedlich verlaufen, Polizei und Ordnungsamt hätten nicht einschreiten müssen. Hier der LINK dazu:
Für den Veranstalter dieser DEMO begrüßte Günter Moses die Haßlocher Bürger mit den Worten, „sie stehen weiterhin vor sich selbst zur Ablehnung des Projektes ohne begründbares Motiv“. Ein kleiner Video-Clip zeigt, wie es vor der Rodung der Bäume für die Rehbachverlegung aussah. Hier ein kleiner Ausschnitt dazu: https://youtu.be/gZRCG4HSffc.
Trotz vieler Proteste von Gegnern der Rehbachverlegung und deren Argumentation dazu, machen einige Haßlocher politische Köpfe das Bürgerengagement für die Kostenexplosion verantwortlich. Haßlocher Fraktionsmitglieder, die namentlich nicht genannt werden wollen erklären: „Es fällt auf, immer dort wo sich das Haßlocher Bürgerengagement engagiert, schnellen die Kosten exorbitant in die Höhe“.
Moses fasste zusammen, das diese Rehbachverlegung zu 100 % das Gegenteil von Klimaschutz sei. Aus genehmigten 900 Bäumen zu fällen seien es 2 Jahre später 4 500 geworden. Im Januar 2021 habe sich diese Fällung auf 9 000 illegal erhöht. 2015 seien 6,8 ha Waldrodung genehmigt worden, was auf 13 ha vor 8 Monaten ausgedehnt worden sei. Auf Meinungen „der Wald reguliert das wieder, die Natur mache das schon“, gab Moses nochmals zu bedenken, dass die nicht mehr zu leugnenden Klimafolgen gerade mit noch intaktem Wald schon eingetreten sei. „Gewaltige Benzin- und Dieselabgase für Mitarbeiter und Firmen aus halb Deutschland verteilen bisher schon Tausende Tonnen CO2“ moniert er weiter. Tourismus mit mehreren Hundert Tausend Tonnen Wald Erde, auch durch Haßloch seien wahrzunehmen.
Die Redner des Bürgerengagements verdeutlichten nochmals, warum das Vertrauen in behördliche Entscheidungen tief erschüttert sei. Moses belegt, warum das Ego-Projekt keinen Hochwasser-Schutz bringe und kein Bedarf auf Renaturierung bestehe. Einzig alleine wäre für die Durchgängigkeit zweier Mühlen eine Maßnahme erforderlich gewesen. Die Bürgerinitiative wies auf die Aktivierung der z.T. noch vorhandenen Umleitungsgräben an den Mühlen hin. Um diese Maßnahme zu realisieren, hätten leicht Fischtreppen für 0,3 Mio. € errichtet werden können, so die weitere Kritik. Hier nochmals der Wald 2018 vor der Rodung zur Rehbachverlegung.
Das 7 Mio. Projekt werde erst durch weitere 3 Mio. € Baumaßnahmen oberhalb des Hubertushofs als Hochwasser-Schutz teils gerecht. Nicht nachvollzogen könne daher werden, dass hierfür soll das Hochwasser von Speyer- und Rehbach durch das Industriegebiet fließen muss. Für Kostensteigerungen sei nicht das Bürgerengagement, sondern Organisations- und Planungsfehler die Ursache. Auch weitere Teilnehmer der DEMO und die Vorsitzende des Vereins Barbara Schuster bezieht Stellung zu diesen Kostensteigerungen.
Sollten noch weitere Proteste im Zusammenhang mit der Rehbachverlegung kommen, wird NACHRICHTEN REGIONAL darüber berichten. Unsere Redaktion wird seine Leserinnen und Leser auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.