Forderung des Klimaschutzbeirates: Haßlocher Gemeinderat soll sich für die Nutzung der Tiefen-Geothermie aussprechen
Am kommenden Mittwoch soll der Haßlocher Gemeinderat beschließen, ob auf Haßlocher Gemarkung Lithium-Gewinnung durchgeführt werden soll. Das Thema Lithium-Gewinnung wurde bereits in der jüngsten Sitzung des Feld-, Wald und Umweltausschusses behandelt und es soll nunmehr im Gemeinderat am 15. März darüber entschieden werden, ob einer Lithium-Gewinnung auf Haßlocher Gemarkung zugestimmt wird. Ein entsprechender Antrag wegen eines Grundsatzbeschlusses wurde am 24.02.2023 von der HLL an Bürgermeister Meyer eingereicht. Laut dieses Antrages soll folgende Entscheidung getroffen werden: „Die Gremien der Gemeinde Haßloch genehmigen grundsätzlich keinen Verkauf von kommunalen Grundstücken zur Lithiumgewinnung mit Tiefenbohrungen tiefer als 500 m“.
Zur Begründung ihres Antrages erläutert die HLL den Sachverhalt wie folgt: „In der Ortslage Haßloch und um Haßloch herum sind inzwischen 14 genehmigte Aufsuchungsgebiete zu finden. Die Inhaber dieser Bohrfelder konzentrierten ihre Aktivitäten größtenteils auf die Lithiumgewinnung. Mit Erlaubnis des Landesamtes für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz verfolgen die Firmen ihre ökologischen Interessen. Die Interessen der Bürger bleiben bei diesen Planungen unberücksichtigt“. Doch die Thematik erhitzt schon lange die Gemüter vieler Bürgerinnen und Bürger in der Region, also nicht nur in Haßloch. Mittlerweile haben sich zwei Bürgerinitiativen in Duttweiler und Geinsheim gegründet, Barbara Schuster als Vorsitzende des Haßlocher Bürgerengagement ist auch im Vorstand der BI Geinsheim vertreten. Am 25.02.2023 hatte die Geinsheimer Bürgerinitiative zu einer Infoveranstaltung an einen der Aufsuchungspunkten auf eine landwirtschaftlichen Fläche in Geinsheim eingeladen, um über die Risiken der Geothermie in der Region zu informieren. Auch Nachrichten Regional hatte bereits am 09.03.2023 ausführlich darüber berichtet. https://nachrichten-regional.de/diskussionen-ueber-geothermie-bohrungen-wie-im-jahre-2009-hassloch-geinsheim-duttweiler-wieder-betroffen/. Und der Offene Kanal Weinstraße hat diese Veranstaltung in einem Video-Beitrag festgehalten. https://www.youtube.com/watch?v=ujEWXBCqHEg.
Bürgerinnen und Bürger sind verärgert über den Klimaschutzbeirat
Bürgerinnen und Bürger von Haßloch, mit denen unsere Redaktion sprechen konnten, sind nicht nur besorgt über den Einsatz von Geothermie-Anlagen als erneuerbare Energien, sie sind auch verärgert über die Tatsache, dass ausgerechnet der Klimaschutzbeitrag den Haßlocher Gemeinderat unter Druck setzen will, um die Lithium- und Fernwärmegewinnung durchzusetzen. Laut Rheinpfalzbericht vom 13.03.2023 habe der Klimaschutzbeirat beantragt, „der Gemeinderat solle sich für die Nutzung der Wärme einer Tiefengeothermie-Anlage in Haßloch aussprechen und diese nach Kräften fördern“. Viele Insider sehen einen Zusammenhang wegen der Wärmegewinnung mit der Verwirklichung eines Thermalbades von Plopsa. Bereits 2009 waren Geothermie-Bohrungen in dieser Region geplant, konnten wegen des Widerstandes vieler Bürger allerdings nicht verwirklicht werden.
Doch auch der politische Druck der Bundesregierung auf die Kommunen wegen der Umsetzung von „erneuerbaren Energien“ steigt. Der Bund will die Energiewende und neue Technologien beschleunigen. Für die Bundesregierung spielen die Reduktionsziele für den Umbau des Energiesystems in allen Bereichen eine entscheidende Rolle. Im Verkehrssektor werden Elektro-Autos, im Luftverkehr und in der Schifffahrt Wasserstoff oder flüssige Kraftstoffe aus Ökostrom dazu beitragen, den Treibhausgasausstoß zu senken. Deshalb möchte der Bund den Ausbau der Wind- und Solarenergie massiv beschleunigen. Der Bund fördert auch den Umstieg auf Elektromobilität und die Entwicklung von Wasserstoff, vor allem in energieintensiven Industriebranchen. Es soll der Aufbau einer europäischen Batteriefertigung und der Wasserstoffversorgung vorangetrieben werden. Und für Batterien in der Elektromobilität braucht man Lithium.
Durch Geothermie-Anlagen sollen die Klimaziele erreicht werden?
Vulcan Energy ist deshalb bestrebt, durch Lithium- und Wärmegewinnung die vom Bund geforderten Klimaziele zu erreichen. Mit der Förderung durch Geothermie-Anlagen wolle Vulcan Energy als Investor der Gemeinde und den Gemeindewerken die Thermal-Wärmegewinnung verkaufen. Dafür müsse ein Fernwärmenetz ausgebaut werden, heißt es in deren Argumentation. Der Haßlocher Klimaschutzbeirat sieht durch die Verwirklichung von Geothermie-Anlagen einen großen Schritt, auch die Vorgaben der Bundesregierung, 2035 mindestens 80 Prozent der Energieversorgung aus erneuerbaren Energien zu decken, zu erfüllen. Dem weiteren Bericht der Rheinpfalz vom 13. März 2023war zu entnehmen, dass sich der Haßlocher Klimaschutzbeirat (KSB) dahingehend geäußert habe, Tiefengeothermie sei eine ökologisch sinnvolle Option in der zukünftigen kommunalen Wärmeplanung, mit der sich auch die Gemeindewerke Haßloch befassten. Die Gemeinde müsse „in angemessener Weise am Ertrag der Lithiumgewinnung beteiligt werden“.
Doch sieht man sich die Personen im Klimaschutzbeirat der Gemeinde Haßloch an, kommen Zweifel auf, ob in diesem Gremium die Interessen der Bürgerinnen und Bürger wirklich vertreten werden? In Duttweiler und Geinsheim haben sich Bürgerinitiativen gegen Geothermie-Anlagen ausgesprochen. Dem Vorstand der Geinsheimer BI gehört aber auch Barbara Schuster an, 1. Vorsitzende des Haßlocher Bürgerengagements. Im Haßlocher Bürgerengagement ist ihr Stellvertreter Gerold Mehrmann, der auch aktiv im Klimaschutzbeirat mitarbeitet und dort die Geothermie-Anlagen favorisiert? Ralf Berger ist Fraktionsvorsitzender der HLL, die den Antrag gestellt haben, keine Lithiumgewinnung auf Haßlocher Gemarkung. Und Thomas Barth von der HLL ist im Haßlocher Aufsichtsrat der Gemeindewerke vertreten, die die Fernwärme von Vulcan Energy kaufen sollen. Größere Interessenskonflikte wegen der Umsetzung der Lithiumgewinnung kann es gar nicht geben?
Zur Lithium-Gewinnung
Als Entdecker des Lithiums gilt der Schwede Johan August Arfwedson, der im Jahre 1817 die Anwesenheit eines fremden Elements in Petalit und bald darauf auch in Spodumen und Lepidolith feststellte, als er Mineralienfunde von der Insel Utö in Schweden analysierte. 1818 bemerkte auch der deutsche Chemiker Christian Gottlob Gmelin, dass Lithiumsalze eine rote Flammenfärbung ergeben. Beide Wissenschaftler scheiterten in den folgenden Jahren mit Versuchen, dieses Element zu isolieren. Mit der ersten kommerziellen Produktion wurde 1923 in der deutschen Metallgesellschaft begonnen, und zwar in der Hans-Heinrich-Hütte im Harz. Bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gab es kaum Anwendungen für Lithium. Das änderte sich, als in den Vereinigten Staaten Tritium, das sich aus Lithium gewinnen lässt, für den Bau von Wasserstoffbomben benötigt wurde. Von 1953 bis 1963 wurde ein großer Vorrat von Lithium angehäuft, das erst nach dem Ende des Kalten Krieges ab 1993 auf den Markt gebracht wurde. Größere Mengen Lithium werden mittlerweile für Batterien und in der Bauindustrie sowie für Pharmazeutika verwendet.
