Schiedsrichter nett aber überfordert
Für alle, die den zunehmenden Sittenverfall im Fußball anprangern, lieferte die Begegnung der A-Junioren-Landesliga Vorderpfalz zwischen der JSG 1. FC 08/VfB Haßloch und dem FC Arminia Ludwigshafen Munition. Dass die Haßlocher am Samstag mit 2:3 verloren und dadurch ihre erste Saisonniederlage hinnehmen mussten, geriet letztendlich zur Nebensache.
„Der Schiedsrichter war wirklich ein netter Mann, aber angesichts seines Alters mit dem Spiel völlig überfordert“, ärgerte sich JSG-Trainer Ingo Reich vor allem über die Leistung des Unparteiischen. „Er hat drei Tätlichkeiten Ludwigshafener Spieler, darunter einen Kopfstoß eines Spielers, der zuvor schon durch drei brutale Fouls aufgefallen war, und eine Aktion des Torwarts, der einen meiner Spieler gegen einen Torpfosten geschubst und ihn dann noch beleidigt hat, nicht geahndet, obwohl er nebendran stand. Er hat zwar dauernd gepfiffen, aber nichts geahndet“, schimpfte er. In der zweiten Hälfte seien seine Spieler ständig Jagdszenen ausgesetzt gewesen.
Gelb-Rote-Karte im Juniorfußball und unschöne Szenen führten nach Abpfiff zu Tumulten
Höhepunkt sei gewesen, dass der Schiri einem Gästeakteure die Gelb-Rote Karte gezeigt habe, obwohl es diese im Juniorenfußball seit Einführung der Zeitstrafe nicht mehr gebe. Diese Aktion wurde von mehreren Zuschauern bestätigt. Im Spielbericht ist die Sanktion aber als Zeitstrafe vermerkt. „Wir behalten uns deshalb einen Protest vor“, informierte Reich. Mit zunehmender Spieldauer sei die Partie jedenfalls immer mehr von unschönen Szenen geprägt gewesen, die nach dem Abpfiff auch noch Tumulte nach sich gezogen habe.
Thomas Venetidis, Trainer der Ludwigshafener A-Junioren, gab Reich teilweise Recht. „Für so ein wichtiges Spiel einen älteren Schiedsrichter einzusetzen, ist sicher keine glückliche Entscheidung gewesen“, sagte er. Dass viele Aktionen auf dem Spielfeld nichts mit Fußball zu tun gehabt hätten, sei aber auch von den Haßlochern ausgegangen. „Wenn wir von Zuschauern beschimpft werden, bringt das natürlich Gift ins Spiel“, schilderte er seine Eindrücke. „Aktive Verbands- oder Landesligaspieler sehen darüber oft hinweg, aber in der Altersgruppe, in denen sich A-Junioren befinden, spielen Emotionen eine größere Rolle und können nicht immer kontrolliert werden“, erklärte
Großer Frust der Haßlocher Trainer
Ein Grund für den Haßlocher Frust sei sicherlich gewesen, dass sie eine 1:0-Führung noch verspielten. Nachdem die Ludwigshafener die ersten Torchancen der Begegnung vergeben hatten, traf Richard Nöthen für die JSG in der 18. Minute zum 1:0. Nach dem 1:1-Ausgleich (32.) verwandelten die Gäste kurz vor der Pause noch einen Foulelfmeter zum 2:1-Halbzeitvorsprung. „Bis dahin war ich mit meiner Mannschaft überhaupt nicht zufrieden, da sie zu viele Freistöße des Gegners, von denen einer auch zehn Minuten nach der Pause zum dritten Gegentreffer führt, verursacht hat“, ärgerte sich Reich. In der zweiten Hälfte habe sie dann noch einmal alles versucht, aber mehr als der 2:3-Anschlusstreffer von Marvin Anton sei nicht mehr drin gewesen.
Da das Auswärtsspiel von TuS Altrip beim 1. FC Rheinpfalz ausfiel, führt der spielfreie TSV Königsbach die Tabelle weiterhin mit fünf Zählern Vorsprung auf die weiterhin punktgleichen Teams aus Altrip und Haßloch an (jh).