Bürgerengagement Haßloch sammelt über 400 Unterschriften gegen seismische 3-D-Untersuchungen mit Rüttelmaschinen
Das Bürgerengagement Haßloch hat über 400 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern gegen seismische 3-D-Untersuchungen mit Rüttelmaschinen gesammelt. Diese wurden am gestrigen Mittwoch dem Haßlocher Bürgermeister Meyer für die Gemeinderatsitzung vor dem Haßlocher Rathaus überreicht. Als Begründung der Unterschriftensammlung wurde angegeben, dass demnächst auch Vibrationsfahrzeuge von Vulcan Energie in Haßloch rütteln, um Standorte für Lithiumgewinnung zu finden.
Auf dem Haßlocher Wirtschaftsmarkt am 10. Juni 2023, wo auch Vulcan Energy mit einem Stand vertreten war, hat unsere Redakteurin erfahren, dass Rüttelmaschinen zum Ersuchen von Lithiumvorkommen Schäden verursachen können. Diese würden allerdings von Vulcan bezahlt, erzählt uns eine Mitarbeiterin. Dass es bereits Schäden in der Südpfalz gegeben hat, wurde uns in dem Gespräch ebenfalls bestätigt. In einer Presseanfrage, die NR an Vulcan zuvor gerichtet hatte, wurde unserer Redaktion u.a. erklärt, dass Bohrfelder im Herbst 2023 auf Haßlocher Gemarkung mit Rüttelmaschinen aufgesucht werden, um die Beschaffenheit des Untergrundes anhand von exakter Datenlage herzustellen. NR hatte am 08.06.2023 darüber berichtet https://nachrichten-regional.de/geothermie-ist-und-bleibt-ein-risiko-oder-ist-die-wende-zu-erneuerbaren-energien/
Forderung des Bürgerengagements: Keine 3-D-seismische Untersuchungen auf gemeindeeigenen Flächen!
Die geplanten Aktionen von Vulcan haben anscheinend das Bürgerengagement Haßloch auf den Plan gerufen. Mit einem „Flugblatt“ ist der Verein an die Haßlocher Bürgerschaft getreten und hat Unterschriften gegen das Vorhaben des Unternehmens gesammelt. Haßlochs Bürgermeister wird darin aufgefordert, keine 3-D-seismische Untersuchungen auf gemeindeeigenen Flächen zuzulassen und die Durchfahrt von Rüttelmaschinen zu verbieten. In dem „Flugblatt“ wird weiter darüber informiert, dass in der Gemeinde Brühl (Baden), Gebäude zum Teil erheblich beschädigt wurden. Weiter heißt es: „Es besteht die Möglichkeit, dass Sie an der Haustür aufgefordert werden, eine Unterschrift zu leisten. Wenn Sie kein Risiko eingehen wollen, unterschreiben Sie nichts“. Mit den von Vulcan Energy im Einsatz befindlichen Rüttelmaschinen will das Unternehmen eine exakte Datengrundlage über die Beschaffenheit des Untergrundes schaffen, die Aufschluss darüber geben sollen, an welchen Standorten in der Region weitere Bohrungen möglich sind, um regional klimafreundliche Wärme breitstellen zu können. Lithiumgewinnung ist derzeit für die Autoindustrie wichtig, was den Ausbau von Elektro-Autos fördern soll.
Auch Bundes-FDP will schnellere Umsetzung der Elektro-Automobilität
Am 19.06.2023 hat die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) den Innovatiospreis Rohstoffwirtschaft 2023 ausgerufen. Sie schreibt u.a.: „Innovationen sind die Triebfeder für Effizienz, Investitionen, Produktivität und Beschäftigung. Die Umsetzung aktueller Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik in marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen stellen einen zentralen Faktor für den langfristigen Unternehmenserfolg dar. Eine starke und erfolgreiche Rohstoffindustrie ist eine wichtige wirtschaftliche Säule in Rheinland-Pfalz“. Durch mehrere Medienberichte weiß man, dass auch die rheinland-pfälzische FDP den Ausbau von Elektro-Autos schneller fördern will. Aus dem anhängenden Medienbericht vom 27.06.2022 war bereits zu lesen, dass die Bundes-FDP und ihr Finanzminister Christian Lindner die Elekto-Automobilität unterstützt. Hier war folgendes zu lesen: „Bundeskanzler Olaf Scholz unterstützt laut einem Medienbericht inzwischen nicht nur den Vorstoß von FDP-Chef Christian Lindner, sich in Brüssel für mit E-Fuels betriebene Verbrenner-Neuwagen ab 2035 einzusetzen, sondern auch Lindners Vorhaben, den Umweltbonus früher auslaufen zu lassen. Lindner habe letztgenannten Punkt in einem Interview angedeutet, bei dem er eigentlich ankündigte, die Schuldenbremse ab 2023 wieder einhalten zu wollen. Der Umweltbonus sei ein Beispiel gewesen, wo aus Lindners Sicht hätte eingespart werden können. Wie das „Handelsblatt nun schreibt, poche der Finanzminister inzwischen darauf, die Schuldenbremse 2023 wieder einzuhalten und knüpfe daran sogar den Fortbestand der Koalition“, https://www.electrive.net/2022/06/27/foerderung-von-e-autos-scholz-schlaegt-sich-wohl-auf-fdp-seite/
Mit Lithiumgewinnung Klimaziele in Deutschland erreichen?
Am 5.10.2020 berichtete MERKUR bereits „Der Verbrenner hat in Deutschland keine Zukunft mehr. Nicht alle befürworten das. Baden-Württembergs FDP-Landesvorsitzender wirft der Regierung Kretschmann sogar die Zerstörung der Autoindustrie vor“, https://www.merkur.de/wirtschaft/zerstoerung-autoindustrie-verbrenner-bundesregierung-kritik-fdp-landesvorsitzender-michael-theurer-e-mobilitaet-fixierung-zr-90061384.html. Laut Agora Verkehrswende könnten durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen bis 2050 über 1,5 Milliarden Tonnen Rohöl eingespart werden. Für ihre Herstellung benötigten Elektrofahrzeuge mehr Technologiemetalle als konventionelle Fahrzeuge. Vor allem Lithium und Kobalt seien wichtige Rohstoffe für die Batterien. Wie allerdings dem Handelsblatt vom 05.07.2022 zu entnehmen ist, werde Lithium für Elektroauto-Batterien knapp. Die weltweiten Klimaziele würden die globale Lithium-Nachfrage anheizen, heißt es weiter. Das könnte besonders für Deutschlands wichtigste Industrie zu einem großen Problem werden. Weiter heißt es: „Deutschland hat eine veritable Sonderkonjunktur in der Elektromobilität fest eingeplant. Um die politischen Klimaziele zu erreichen, sollen bis 2030 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Dabei gebe es nur ein Problem: Es würde nicht genug Lithium zur Verfügung stehen, um diese Ziele zu erreichen. Das belegten neueste Berechnungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die dem Handelsblatt exklusiv vorlägen. Denn auch im Rest der Welt sei wohl der wichtigste Rohstoff für den Bau von Elektroautobatterien äußerst begehrt geworden.
Wie das Handelsblatt am 13.02.2023 berichtet, rechnet Vulcan Energy mit einer höheren Lithium-Produktion als bisher angenommen. Ab 2025 wird von einer Lithium-Gewinnung von 24.000 Tonnen ausgegangen. Das Unternehmen habe bereits Abnahmezusagen von VDW, Stellantis und Renault. Die deutsche Tochter des australischen Unternehmens, Vulcan Energie, will den Rohstoff aus Thermalwasser im Oberrheingraben gewinnen. Durch die gleichzeitige Nutzung der Wärme des aus der Tiefe geförderten Wassers soll das Lithium CO2-neutral sein.
Vulcan erklärt: „Seismik ist für Menschen und Tiere unbedenklich“
Wie Vulcan Energy am 22. Juni 2023 mitteilt, dient die 3D-Seismik der Erkundung des Untergrundes. Spezial-Fahrzeuge befahren Straßen und Wege in 416 Quadratkilometer-Umkreis. Die Vulcan Energie Ressourcen GmbH mit Sitz in Karlsruhe werde voraussichtlich gegen Ende des Jahres eine 3D-Seismik in der Region Vorderpfalz durchführen. Die geologische Erkundung diene dem auf Geothermieprojekte spezialisierten Unternehmen dazu, ein 3D-Modell der Geologie zu erstellen und so eine wichtige Datengrundlage zu erhalten. Die Seismik sei ein entscheidender Projektschritt hin zur Erzeugung erneuerbarer Energie und Gewinnung klimaneutralen Lithiums in der Region. Gemessen werde nach jetzigem Stand auf einem 416 Quadratkilometer großen und 38 Städte und Gemeinden umfassenden Gebiet. Bei der Seismik fahren Spezialfahrzeuge, sogenannte Vibro-Trucks, durch das Messgebiet. Im Abstand von einigen Metern bringen sie eine Platte auf den Boden und versetzen diese kurze Zeit in Schwingung. Ausgelegte Geophone (Erdmikrofone) nehmen die reflektierten Schallwellen auf. Die erhobenen Daten geben Aufschluss über die Geologie.
Gemessen wird voraussichtlich, laut eigenen Angaben von Vulcan, in den Städten und Gemeinden Frankenthal, Ludwigshafen, Bobenheim-Roxheim, Beindersheim, Heuchelheim, Gerolsheim, Heßheim, Lambsheim, Weisenheim am Sand, Maxdorf, Fußgönheim, Ellerstadt, Birkenheide, Bad Dürkheim, Forst an der Weinstraße, Wachenheim an der Weinstraße, Mutterstadt, Limburgerhof, Altrip, Neuhofen, Friedelsheim, Gönnheim, Rödersheim-Gronau, Dannstadt-Schauernheim, Niederkirchen bei Deidesheim, Deidesheim, Böhl-Iggelheim, Meckenheim, Hochdorf-Assenheim, Ruppertsberg, Neustadt an der Weinstraße, Haßloch, Maikammer, Kirrweiler, Sankt Martin, Edenkoben, Altdorf und Venningen. Darüber hinaus werden ergänzende Messungen in Teilen der Stadt Mannheim durchgeführt.
Die Seismik sei für Menschen und Tiere unbedenklich, so Vulcan weiter. Zum Schutz von Gebäuden überwache Vulcan die Stärke der ausgesendeten Schallwellen kontinuierlich. Da die Seismik ein dynamischer Prozess sei, könne es zu einer Verschiebung der räumlichen und zeitlichen Planungen kommen. Ansprechpartner des Unternehmens stehen werktags im Infocenter Landau für Fragen aus der Bevölkerung zur Verfügung.
Über Vulcan Energie Ressourcen GmbH:
Die Vulcan Gruppe hat eine Technologie zur Produktion von CO2-neutralem Lithium entwickelt und ist damit das erste Unternehmen, das ein Zero Carbon Lithiumprodukt Made in Germany auf den Markt bringt. Das Unternehmen ist außerdem führend im Bereich der Herstellung erneuerbarer Wärme und Strom, welche regional zur Verfügung gestellt werden sollen. Ziel der Vulcan Gruppe ist es, die Transformation hin zu einer klimaneutralen Mobilitäts- und Energiewirtschaft zu beschleunigen. Mit LG, Umicore, Renault, Stellantis und Volkswagen konnte Vulcan starke Partner für die Abnahme des klimafreundlichen Lithiums gewinnen. Als Mitglied der European Battery Alliance steht das Unternehmen mit für die Etablierung einer nachhaltigen und europäischen Wertschöpfungskette im Bereich der Batterieproduktion.
Foto: Rüttel-LKW (Vulcan Energy)