Statt Lithiumgewinnung lieber Wärmegewinnung?
In Duttweiler, einem Stadtteil von Neustadt a.d.Wstr., gibt es seit geraumer Zeit wieder eine aktivierte Bürgerinitiative, die sich „Geothermie Duttweiler“ nennt. Zur jüngsten Informationsveranstaltung am vergangenen Dienstag (07.02.2023) hatten die Organisatoren ins Dorfgemeinschaftshaus in Duttweiler eingeladen. Thema war an diesem Abend „Rund um das Geothermieprojekt Geinsheim“. Einleitende Worte sprach Kay Lützel, parteiloser Ortsbeirat von Duttweiler seit der letzten Kommunalwahl. Redner auf dieser Veranstaltung und anscheinend auch Befürworter der Geothermie war Thorsten Brieskorn, der auch Sprecher der BI Duttweiler ist. Seinen Worten konnte man außer einer Aufklärung über die Geothermie nur lobende Worte für die Wärmegewinnung entnehmen. Allerdings gab es keine Lobeshymnen für die Lithiumgewinnung. Genauso verliefen Bürgerversammlungen in Duttweiler im Jahre 2009, als GeoEnergy auf der Suche nach Standorten für Geothermie-Kraftwerke war. Der Neustadter Bürgermeister Ulrich, der als Aufsichtsratsvorsitzender die Interessen der Neustadter Stadtwerke vertritt, sprach ein paar klare Worte und legte die Sicht der Dinge einer Wärmegewinnung nochmals aus planerischer Sicht einer Kommune dar. Die Firma Vulcan Energie sei auf der Suche nach Standorten für die Lithiumgewinnung, und das könne auch eine Kommune nicht verhindern, war weiter zu hören.
Der voll besetzte Saal im Gemeinschaftshaus in Duttweiler erinnerte stark an das Jahr 2009, wo aus gleichem Anlass Bürger auf die Barrikaden wegen des geplanten Baus eines Geothermie-Kraftwerkes gingen. Seinerzeit war es GeoEnergy, die solche Pläne verfolgten. Die Firma musste nach jahrelangen öffentlichen Widerständen letztendlich Insolvenz anmelden. Nachrichten Regional hatte mehrmals darüber berichtet. Auch über die neuerlichen Pläne der Firma Vulcan Energy zur Lithiumgewinnung im Großraum von Haßloch berichtete NR am 19.02.2022, siehe https://nachrichten-regional.de/lithium-das-neue-zauberwort-der-erneuerbaren-energien-hasslocher-gruenen-stellen-antrag-zur-lithium-gewinnung-auf-hasslocher-gemarkung/
Wie kann die Geothermie in Duttweiler genutzt werden? Das war Ziel und Zweck der Informationsveranstaltung. Wer glaubte, an diesem Abend etwas über die positive Entwicklung der Lithiumgewinnung zu erfahren, der hatte sich getäuscht. Denn schmackhaft wurde den anwesenden Zuhörern lediglich die weiter entwickelte Technologie der Geothermie gemacht. Brieskorn erwähnte immer wieder das erfolgreich durchgeführte Mediationsverfahren der Landesregierung unter der Führung des damaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck, wo die Rahmenbedingungen für die Geothermie festgelegt wurden. Damals sei es Duttweiler vorwiegend um die Lärmbelästigungen gegangen, weshalb die BI in Duttweiler seinerzeit auch gegründet worden sei. Das Kraftwerk sei damals nicht gebaut worden, weil auch die Landesregierung innerhalb des Mediationsverfahrens von der Stromerzeugung durch die Tiefen-Geothermie abgerückt sei.
Wie den Worten von Thorsten Brieskorn zu entnehmen war, geht es ihm vorwiegend um die Bohrlandepunkte auch bei der Lithiumgewinnung. Die derzeitigen Pläne von Vulcan seien, Lithium zu fördern und die Wärme an lokale Energieversorger zum Betrieb von Fernwärmeanlagen zu verkaufen. Die BI Duttweiler vertritt die Meinung, Lithium sei ein Bodenschatz und soll mit Hilfe von Geothermie-Kraftwerken gehoben werden. Es seien allerdings weder die Verfahren zur Extraktion von Lithium aus dem Tiefen-Solewasser entwickelt, noch sei eine Aussicht auf Erfolg und Nachhaltigkeit gewährleistet. Für die Gewinnung von Lithium aus heißem Solewasser gebe es bisher nur eine kleine Laboranlage in Insheim, eine etwas größere Demoanlage sei für dieses Jahr in Landau geplant. Einen Nachweis, dass die Technologie auch in industriellem Maßstab funktioniere, gebe es bisher nicht.
Am Ende der Veranstaltung entspannen sich rege Diskussioen. Kritiker haben Sorge um die landwirtschaftlichen Flächen. Und es standen noch viele unbeantwortete Fragen im Raum. Nach einer Umfrage aus den Reihen der Anwesenden, habe die Bürgerinitiative Duttweiler mit ihren Argumenten nicht überzeugen können. Kritik kam insbesondere von der BI Geinsheim. Von einigen Betroffenen aus Landau haben wir auch erfahren, dass die Schäden an ihren Wohngebäuden bis heute nicht reguliert wurden. Wie es also in Duttweiler, Geinsheim und Haßloch mit der Standortsuche der Firma Vulcan Energy weitergeht, behalten wir im Auge. Über den Widerstand der BI Geinsheim hatte Nachrichten Regional am 19.01.2023 berichtet, https://nachrichten-regional.de/buergerinitiative-gegen-tiefen-geothermie-in-geinsheim-hat-sich-als-verein-gegruendet/
Mitspracherecht der Bürgerinnen und Bürger in großer Gefahr?
Heute hat unsere Redaktion aktuell erfahren, dass in Waghäusel (Baden-Württemberg) in der Nähe der L560 bei Wiesenthal eine Geothermie-Anlage von der Deutsche Erdwärme (DEW) geplant ist. Laut Bericht von landfunker.de vom 7.12.2022 könnte zur Realisierung dafür ein städtisches Grundstück genutzt werden. Diese Fläche liege circa 600 m von der nächsten Wohnbebauung entfernt. DEW habe die Fläche von der Gemeinde erwerben wollen. Gegen das Vorhaben habe es Widerstand gegeben. Anfang 2022 habe es ein Bürgerbegehren gegen das Vorhaben gegeben und 2.300 Unterschriften wurden gesammelt. Dieses Bürgerbegehren sei vom Gemeinderat als unzulässig zurückgewiesen worden, heißt es bei der Berichterstattung weiter. Auch das Regierungspräsidium Karlsruhe habe den Widerspruch zurückgewiesen. Nun klagen die Vertrauenspersonen des Bürgerbegehrens gegen die Ablehnung des Widerspruchs. Am 26. März 2023 soll nun der Gemeinderat von Waghäusel entscheiden, ob DEW das städtiche Grundstück für den Bau eines Geothermie-Kraftwerkes verkauft werden kann.
Wir bleiben für unsere Leserinnen und Leser am Ball und werden über die weiteren Entwicklungen berichten.