Werden im „Blockinnenbereich“ der bestehenden Gärten bald Wohngebäude entstehen?
Wenn Zwei sich streiten, so freut sich der Dritte. Das könnte zumindest für die Kirchgasse 43 zutreffen, weil sich mehrere Anwohner wegen „Gestank“, „krähender Hähne“ und „Ziegenhaltung“ über die Eigentümerin bei der Gemeinde Haßloch beschwerten. Zumindest hatte dies Haßlochs Bürgermeister Meyer um des lieben Friedens Willen zum Anlass genommen, um eine Anwohnerversammlung letzte Woche im Rathaus einzuberufen. Aus diesem Grunde sind zumindest die direkt Betroffen erschienen, die sich wegen ihres Nachbarschaftsstreits gegenseitig beschuldigt hatten. Die übrigen Anwohner – eingeladen waren lediglich die Mieter der Haus-Nummern 1 – 51, hatten anscheinend wenig Interesse daran, sich in diesen Nachbarschaftsstreit einzumischen. Der lachende „Dritte“ sei Bürgermeister Tobias Meyer (CDU) gewesen. Der habe erklärt, dass die Beschwerden von der Kreisverwaltung Bad Dürkheim gesammelt würden. Und dahin habe er nun den „schwarzen Peter“ weitergereicht, hat unsere Redaktion erfahren.
Gemeinde Haßloch muss Pläne über die „grüne Lunge“ offen legen
Viele Insider wollen inzwischen wissen, dass die Gemeinde wegen der unbebauten Flächen im „Blockinnenbereich“ der Kirchgasse bis hin zu Ohliggasse etwas ganz anderes im Sinne hat. Nämlich, diese Flächen frei zu geben für den Wohnungsbau. Denn hier bestehe noch der alte Flächennutzungsplan. Und dieser weist ein Mischgebiet aus. Den Streit verschiedener Nachbarn wegen nicht artgerechter Tier- und Ziegenhaltung in der Kirchgasse 43 lasse die Gemeinde Haßloch deshalb eskalieren, um diese nicht selbst verbieten zu müssen. Inzwischen liegen alle Beschwerden darüber bereits bei der Kreisverwaltung Bad Dürkheim, hat unsere Redaktion ebenfalls erfahren. Dort werden sie anscheinend fleißig gesammelt. Wahrscheinlich um genügend Gründe herauszufinden, damit man diese Tierhaltung in der „grünen Lunge“ bald verbieten kann? Inzwischen werden Gerüchte laut, dass verschiedene dieser landwirtschaftlichen Flächen bereits an Baufirmen verkauft worden seien, und zwar als Grünfläche. Und Bauträger würden nur darauf warten, dass der „Blockinnenbereich“ dieser Gärten bald als Bauland von der Gemeinde Haßloch frei gegeben werden. Doch derzeit hält sich die Gemeinde noch bedeckt. Gespannt kann man sein, wie es dort weitergeht.
Es besteht ein Erläuterungsbericht über den Flächennutzungsplan zwischen „Kirchgasse und Ohliggasse“ aus dem Jahre 2005
Die Gemeinde Haßloch hatte im Jahre 2005 über den bestehenden Flächennutzungsplan einen Erläuterungsbericht vom Architekturbüro Peter Fischer, Mannheim, gemeinsam mit dem Büro für Landschaftsplanung Vivia Petra Wicke Schrietter, Karlsruhe, erstellen lassen mit dem Ergebnis, dass der Bereich der Gärten zwischen „Kirchgasse und Ohliggasse“ nahezu vollständig von Bebauung umgeben ist. Die Gemeinde bemühe sich, hierfür ausreichende Erschließungsmöglichkeiten zu schaffen, um so die innerörtliche Ressource einer angemessenen baulichen Nutzung zuführen zu können. Verschiedene Konzepte lägen der Gemeinde Haßloch bereits vor. Daher sei die Abgrenzung der Innenbaufläche dieser Gärten zum Erhalt einer klimawirksamen Freifläche um mindestens 1 ha Größe zu reduzieren. Die geplante Bebauung sollte gestalterisch und behutsam in das Orts- und Landschaftsbild eingebunden werden und der Blockinnenbereich an vorhandene innerörtliche Wege angeschlossen werden. Nachdem dieser Erläuterungsbericht dem damaligen Gemeinderat vorlag, entspannen sich große Diskussionen in der Bevölkerung und es gab im Rathaus von einigen Ratsmitgliedern politischer Widerstand, so dass diese Pläne der Gemeinde Haßloch auf Eis gelegt wurden. Inzwischen kursieren „Gerüchte“, dass die Gemeinde Haßloch, und hier die Haßlocher Bauverwaltung diese Bauabsichten verschiedener Eigentümer zwischen Kirchgasse und Ohliggasse wieder aufgegriffen habe. Und umsetzen soll diese neuen Pläne der neue Baudezernent der Gemeinde Haßloch, nämlich Carsten Borck, der mit Unterstützung der Haßlocher GRÜNEN, in dieses Amt gewählt wurde.
GRÜNE stellen im Jahre 2017 Antrag zum Erhalt der „grünen Lunge“
Am 12.11.2017 hatten die Haßlocher GRÜNEN einen Antrag an den damaligen Bürgermeister Lothar Lorch gestellt, den bestehenden Flächennutzungsplan dahingehend zu ändern, den Blockinnenbereich zwischen Ohliggasse und Kirchgasse zur Frischluftzone erklären zu lassen. Als Gründe gaben sie seinerzeit den Klimawandel an, so dass diese „grüne Lunge“ nicht ohne Not aufgegeben werden sollte. In ihrem Antrag erklärten die GRÜNEN weiter, dass die „grüne Lunge“ der Gärten in der Kirchgasse und Ohliggasse ein Alleinstellungsmerkmal in der Gemeinde Haßloch hätten. In ihrer Begründung verwiesen sie auf den bestehenden Denkmalschutz der dörflich, bäuerlich-landwirtschaftlichen Strukturen eines Kulturerbes, der so in der Metropolregion nicht nochmals zu finden sei. Gerade wegen dieser ländlichen Strukturen und die Möglichkeit zur Kleintierhaltung bzw. zur Pflege großer Gärten hätten sich einige junge Familien in diesem Bereich niedergelassen und würden sich um ihre Zukunftspläne betrogen fühlen. Ob dieser Antrag seinerzeit vom Gemeinderat mehrheitlich beschlossen worden sei, wollte die Redaktion von NACHRICHTEN REGIONAL in einer Presseanfrage an die Gemeinde Haßloch vor einigen Tagen wissen. Bis heute wurde uns nicht darauf geantwortet.
War die Anwohnerversammlung für die „Kirchgässler“ eine reine „Alibi-Veranstaltung“?
Von einigen Insidern haben wir nun erfahren, dass die Einladung zur anberaumten Anwohnerversammlung an die Eigentümer oder die Mieter der Gebäude der Kirchgasse 1 – 51 am 21. Juni 2023 eine reine Alibiveranstaltung von Bürgermeister Meyer (CDU) gewesen sei. Dort habe man vermutlich die Stimmung zwischen der Tierhalterin und den Nachbarn auffangen wollen, um dann Argumente sammeln zu können, wie man diese Tierhaltung im Bereich der „grünen Lunge“ verbieten kann. Um nicht selbst entscheiden zu müssen, habe Bürgermeister Meyer (CDU) den „schwarzen Peter“ lieber an die Kreisverwaltung Bad Dürkheim geschoben. Dort werden derzeit alle Beschwerden von einer Sachbearbeiterin gesammelt, um möglicherweise eine Entscheidung gegen die vorhandene Tierhaltung auszusprechen. Wenn die Tierhaltung dort verboten werde, sei dies die Freigabe für eine Wohnbebauung in den vorhandenen Gärten. Die Käuferin der Hausnummer 43 in der Kirchgasse wäre damit ihrer Existenz und ihres Lebensinhaltes beraubt. Sie ist Bäuerin und Ziegenhalterin, wovon sie und ihr Ehemann mit ihren Kindern leben.
Den „Streithähnen“ in der Kirchgasse ist aus heutiger Sicht dringend zu raten, sich in einem Mediationsverfahren zu einigen, eine Lösung für die Probleme zu finden, damit die „grüne Lunge“ erhalten bleiben kann und nicht politischem Widerstand zum Opfer fällt.
Wie es in der Kirchgasse weitergeht und wie betroffene Eigentümer von Immobilien auf die weiteren Entwicklungen reagieren, behalten wir im Auge. Wir werden unsere Leserinnen und Leser auf dem Laufenden halten. Wir nehmen auch gerne Leserbriefe unter info@nachrichten-regional.de zu diesem Thema entgegen.
Fotos: Grüne Lunge „zwischen Kirchgasse und Ohliggasse“
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