Zufälle des Lebens führen die Seniorin in die Kindheit zurück
Die Zufälle des Lebens gehen manchmal seltsame Wege. So war es zumindest auch bei Emilie Schlösser, die den Kontakt zu dem Enkel des Firmengründers von Franz Bartl gefunden hat. Der Enkel des damaligen Firmengründers „Fraba“, Dr. Wolfgang Eckart, hat nämlich ein Buch über diese Firmengeschichte seines Großvaters geschrieben mit dem Titel „Die Spitzenfamilie“. Das war dann auch Anlass, dass Emilie Schlösser mit dem Autor den Kontakt aufgenommen hatte und ihm erzählte, dass sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Anfang 1954 als 14-Jährige einige Jahre die auf Ballen gewobenen Spitzen geschnitten hatte, die Kunden der „Fraba“ bestellt hatten. FabrikarbeiterInnen hatten ihre Arbeit an den Webstühlen verrichtet. Sie selbst habe mit der Mutter und ihrem Bruder die Spitzen in „Heimarbeit“ zugeschnitten. Stolz berichtete die Seniorin unserer Redaktion, dass sie ihren Verdienst seinerzeit habe sparen können, um mit dem Ersparten das Internat namens „Klösterle“ als weiterführende Schule besuchen und das Schulgeld bezahlen zu können. Die Mutter habe ihren Verdienst ebenfalls gespart und damit hätten die Eltern das Haus im „Ährenweg“ in Ravensburg kaufen können. Ihren Schulabschluss im „Klösterle“ habe sie in „Volks- und Betriebswirtschaft“ absolviert, erzählt Emilie Schlösser voller Stolz weiter. Damit sei dann auch der Grundstein gelegt worden, um später die „Schlösser-Tiefbaufirmen“ gründen und als Geschäftsfrau tätig werden zu können.

Foto: Eingearbeitete Spitze, die bei der Firma „Fraba“ vor 75 Jahren auf dem Webstuhl gewebt wurde
Auch als Seniorin denkt Emilie Schlösser heute noch gerne an diese Zeiten zurück. Sie erzählt, dass entlang der Wangener Straße in Ravensburg einige solcher Firmen damals angesiedelt waren. Das Geld sei nach dem Krieg verständlicherweise knapp gewesen, so dass es nicht allen Eltern möglich gewesen sei, Schulgeld für eine Ausbildung zu bezahlen, erinnert sich die Seniorin weiter. Die Heimarbeit habe weder ihr, noch ihrem Bruder geschadet. Beide seien stolz darüber gewesen, mit dem Zuverdienst nicht nur den Eltern für ein Eigenheim verholfen zu haben, sondern auch Schulgeld ansparen zu können. Im Familienverbund habe sie dann auch dazu beitragen können, dass ihr die Eltern das Internat bezahlen konnten. Ihr Wunsch sei damals schon gewesen, einen vernünftigen Beruf zu erlernen. Dass sie das „Klösterle“ trotz finanziell schwieriger Zeiten dennoch besuchen konnte, sei für sie und ihre Eltern eine große Herausforderung gewesen. Den Eltern sei sie heute noch dankbar dafür.
Inzwischen steht Emillie Schlösser mit dem Buchautor Dr. Wolfgang Eckart in Kontakt. Er ist auch promovierter Historiker, der schon einige Bücher veröffentlicht hat. Nachrichten Regional hat am 23. Januar 2025 sein Buch „Die Spitzenfamilie“ vorgestellt, siehe LINK https://nachrichten-regional.de/buchtipp-die-spitzenfamilie/, das in allen Buchhandlungen erworben werden kann.