Geburtstagsgeschenk zum 15-jährigen Jubiläum der Autorin Karin Büschel an den Berliner Verein ANUAS
Eine Buchvorstellung der besonderen Art von Karin Büchel mit dem Titel „Kein Tag ohne Luzie“, konnten am gestrigen Abend alle Zuhörer im Rahmen der ANUAS Thementage in Berlin erleben. Rechtzeitig zum 15-jährigen Geburtstag hat die Autorin es gewagt, die wahre Geschichte eines ANUAS-Mitlgliedes in ihrem kleinen Büchlein niederzuschreiben. Hin- und hergerissen sei sie gewesen, ob sie diese grausame Familiengeschichte, die ein Mitglied von ANUAS schon jahrelang mit sich herumträgt, niederschreiben soll. Und Karin Büchel hatte sich nach langen Überlegungen entschlossen, dass diese Geschichte an die Öffentlichkeit muss. Und sie schrieb diese Leidensgeschichte nieder, allerdings als Roman und mit geänderten Namen. Die Geschichte ist so authentisch, obwohl sie nicht mit der Autorin abgestimmt war. Die langjährige Freundschaft mit dieser Familie, hat Karin Büchel dazu bewogen, sich einmal in den Gerichtsakten einzulesen. Bewegende Momente, die ernüchternd und auch schmerzlich für sie waren.
Es war still in dem Raum, als Karin Büchel ihre einleitenden Worte über die Entstehungsgeschichte dieses Buches sprach. Man hätte eine Stecknadel fallen hören, als sie mit der Lesung begann. Sie hat die vielen Gerichtsakten studiert, gelesen, wieder weggelegt. Sie war sich unsicher, wie sie an diese Leidensgeschichte herangehen soll. Eine langjährige Freundschaft zwischen den beiden Frauen ließ letztendlich dieses Buch entstehen. Die wahre Geschichte über einen Leidensweg einer Familie, die ihres Gleichen sucht. Das Buch wurde zumindest rechtzeitig zum 15jährigen Geburtstagsgeschenk fertig, um es am Jubiläum ANUAS zu überreichen. Umschrieben war die Geschichte mit anderen Namen, Jeder von den Zuhörern wusste, um welche Familie es bei ANUAS ging.
In dem Buch lässt die Autorin auch die Gedanken ihrer jahrelangen Freundin Revue passieren. Und sie schreibt: „1989 fiel die Mauer. Der pure Wahnsinn. Es gab keine Innerdeutsche Grenze mehr. Der eiserne Vorhang… Gefallen, er war weg. Die friedliche Revolution hatte gesiegt. Chapeau auf den Mut und die Durchhaltekraft der Menschen. Ich hatte eine Flasche billigen Sekt geöffnet und mit meinem Mann Bertram angestoßen. Im Nachhinein betrachtet hatte dies für mein Leben gar nicht so viele Vorteile. In der damaligen DDR war es ohne Probleme möglich, sich als Frau zu verwirklichen. Bitte nicht falsch verstehen. Ich meine die berufliche Verwirklichung. Es war ohne Probleme möglich, den Beruf zu ergreifen, den eine Frau sich wünschte und erträumte. Und ich wollte immer schon Medizin studieren. Und Psychologie“. So viel also zum Lebenswunsch der Freundin. Doch es kam ganz anders. Und die Geschichte von Karin Büchels Buch „Kein Tag ohne Luzie“ ist auf der Rückseite wie folgt beschrieben:
„Ostberlin: Für die Eheleute Ruth und Bertram ist das größte Glück der Erde, Eltern zu sein. 1980 erblickt ihre Tochter Luzie das Licht der Welt, drei weitere Geschwister folgten. Die Mauer fällt, die gewonnene Freiheit lockt. Luzie möchte Sängerin werden, verfolgt unbeirrt ihr Ziel, und zieht mit einem griechischen Freund in die Nähe von Athen. Die Eltern sind geschockt, können sie jedoch nicht stoppen. Schweren Herzens lassen sie die Tochter ihren eigenen Weg gehen. Doch dann passiert das Unfassbare. Die Polizei unterrichtet die Eltern, dass ihre Tochter, laut Aussage der griechischen Behörde, Selbstmord begangen hat. Aus triftigen Gründen zweifelt die Familie an dieser Darstellung. Ohnmächtig vor Trauer und Wut kämpfen die Eltern mit den Behörden, erbitten Hilfe und hoffen auf Aufklärung des Geschehens. Verzweiflung und Hilflosigkeit bringen sie fast ans Ende ihrer Kräfte. Durchhalten können sie nur, als sie erfahren, dass viele Menschen ein ähnliches Schicksal erleiden. Es gibt andere Betroffene, die Hilfe suchen. Aus einer Idee entwickelt sich ein Projekt“.
Doch: Die Geschichte ist immer noch nicht zu Ende. Sie war allerdings der Grundstein, dass im Jahre 2008 der Verein ANUAS gegründet wurde.
In dem Buch wird weiter beschrieben: „Noch heute kämpfen wir dafür, dass die wahren Täter gefunden und verurteilt werden. Nach der gutachterlichen Äußerung zur Todesermittlungssache unserer Tochter Luzie bekamen wir im Jahre 2020 Unterlagen zur Verfügung, in denen folgendes steht: „Frau Luzie Lange verstarb durch einen kombinierten Angriff auf den Hals durch Strangulation (Drosseln und Erhängen) und durch scharfe Gewalt (Verbluten). Aufgrund der Befunde an der Leiche und der Umgebung, der Toten, besteht hochgradiger Verdacht auf ein Tötungsdelikt“.

Bertram und ich werden bis vor den Europäischen Gerichtshof gehen. Wir werden kämpfen, bis der oder die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Wir kämpfen für Luzie und all die Hinterbliebenen. Wir kämpfen für die Opfer, die von den Behörden alleine gelassen wurden. Für die soll unsere Hilfsorganisation Anlaufstelle sein. Emotionales Verständnis und Hilfe anbieten sowie bei der Vermittlung an Fachkräften und der Koordination der Hilfe zur Selbsthilfe unterstützend mitwirken. Alles stets unter Berücksichtigung des Datenschutzes und der persönlichen Sicherheit der Betroffenen“. ENDE von „Kein Tag ohne Luzie“.