Experten: Vor allem Mittelstand schlecht geschützt – Sendung PLUSMINUS heute, 12. Juni 2019 um 21.45 Uhr im ERSTEN
Mainz. Wie das ARD-Wirtschaftsmagazin PLUSMINUS am Dienstag, 12. Juni 2019, um 21.45 Uhr im Ersten berichtet, steht die deutsche Industrie massiv im Fokus von Industriespionage. Der Schaden für die deutsche Wirtschaft habe allein in den Jahren 2016 und 2017 mehr als 43 Milliarden Euro betragen. Vor allem der deutsche Mittelstand sei von diesen Attacken betroffen. Das Magazin stützt sich bei seiner Analyse auf Untersuchungen des digitalen Unternehmerverbandes BITKOM, der dazu 2018 eine Umfrage unter Geschäftsführern durchgeführt hat. Danach sind in den beiden Jahren davor sieben von zehn Unternehmen Opfer geworden, 68 Prozent der Industrieunternehmen, im Mittelstand sogar rund 73 Prozent der Firmen. Die Chemie- und Pharmabranche sei am stärksten betroffen, vor allem durch digitale Angriffe. Diese gehen zu 36 Prozent von deutschen Konkurrenzfirmen aus. Für Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer der Bitkom, spiegeln diese Zahlen nur die bekannten Fälle wider. Es gebe eine hohe Dunkelziffer, sagt er. Rohleder wörtlich: „Wir gehen davon aus, es gibt mehr Opfer, die aber gar nicht wissen, dass sie Opfer wurden. Daher kommt die Dunkelziffer, dass viele Angriffe einfach unbemerkt bleiben und insofern die Schäden gar nicht bemerkt werden. Man merkt es dann, wenn man einen Auftrag nicht bekommt oder wenn man Mitarbeiter verliert aufgrund solcher Angriffe. Aber man merkt es oft zu spät.“ Auch Experten der Firma ESET, einer der Weltmarktführer in puncto Cybersicherheit, kommen bei ihren Messungen von Cyberangriffen zu ähnlichen Ergebnissen. So führt Thomas Uhlemann, einer der IT-Spezialisten, gegenüber PLUSMINUS aus, dass täglich zwischen 300.000 und 400.000 Varianten von Schadcodes entdeckt würden, die auch zu dem Zweck der Industriespionage auf fremde Rechner versandt würden. Thomas Uhlemann gegenüber PLUSMINUS: „Gerade der Mittelstand ist leider viel zu offen. Also – Deutschland ist das Land mit den zweitmeisten Patentanmeldungen weltweit. Unser Mittelstand ist das Rückgrat unserer Wirtschaft. Und da gibt es viele Angreifer, die natürlich Interesse an den Patenten einerseits und an anderen Informationen haben und das natürlich für sich ausnutzen.“ Aufhänger für den Beitrag des ARD-Wirtschaftsmagazins ist der Fall eines Metalldruckunternehmens aus dem Stuttgarter Raum. Eine Maschine war von einem Konkurrenzbetrieb aus der Nähe nachgebaut worden. Die Schadenssumme, so Ermittler, liege zwischen 30 und 50 Millionen Euro. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat in dem Fall wegen des Verrats von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen sowie unerlaubter Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke gegen vier Beschäftigte des Konkurrenzunternehmens Anklage erhoben. Zwei ehemalige Mitarbeiter des geschädigten Unternehmens waren in der Sache bereits mittels Strafbefehl rechtskräftig zu Geldstrafen verurteilt worden. Auch ihnen wurde der Verrat von betriebs- und Geschäftsgeheimnissen vorgeworfen. (red.)