Von der Haßlocher CDU nominiert – Hatte sich schon einmal als Hauptamtlicher Beigeordneter im Landkreis Marburg/Hessen beworben
In einer Absprache zwischen OK Haßloch und NACHRICHTEN REGIONAL stellen beide Bürgermedien die Kandidaten vor, die sich für das Amt des Bürgermeisters in Haßloch beworben haben. In einem kurzen Videoclip legen die Bewerber die Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit fest, damit die Haßlocher Bürgerinnen und Bürger entscheiden können, welchem Kandidaten sie zutrauen, ein solch schwieriges politisches Amt in den nächsten 8 Jahren ausüben zu können. Daher hat auch NACHRICHTEN REGIONAL entsprechende Interviews mit den Kandidaten geführt. Am gestrigen Donnerstag konnte das Interview mit Tobias Meyer geführt werden, der auch die Fragen unserer Redaktion beantwortet hat.
Seit dem 11. Dezember 2019 führt der 1. Beigeordnete Tobias Meyer die Geschäfte im Haßlocher Rathaus für den erkrankten Bürgermeisters Lothar Lorch. Seit Februar 2015 ist er 1. Hauptamtlicher Beigeordneter der Gemeinde Haßloch. Der Vater von vier Kindern wohnt mit seiner Ehefrau mittlerweile in seinem Haßlocher Eigenheim in der Nähe der Westrandstraße.
Seit fast 10 Monaten vertritt Tobias Meyer also den erkrankten Bürgermeister Lorch. Wie er selbst erzählt, ist die Mehrarbeit für ihn keine Belastung, sondern es sei eine spannende Aufgabe, die ihm immer mehr Perspektiven geboten habe. Für seine Familie und die Ehefrau sowie seine vier Kinder nehme er sich trotz Arbeit immer viel Zeit. Dass ihn seine Ehefrau bei seiner Bewerbung für das Bürgermeisteramt unterstützt, sei für ihn auch sehr wichtig gewesen, betont Meyer. Trotz vieler politischer Baustellen, die er als kommender Bürgermeister zu meistern hat, ist der Bürgermeisterkandidat guten Mutes und will die Haßlocher Verwaltung mit neuem Elan auf Vordermann bringen.
Tobias Meyer kommt aus Breidenbach, einem Ort im Landkreis Marburg in Hessen. Dort war er Gymnasiallehrer. Nach einer spektakulären Kampfabstimmung zwischen CDU und GRÜNEN um das Amt des Hauptamtlichen 1. Kreisbeigeordneten, um das sich auch Tobias Meyer seinerzeit beworben hatte und mit seiner Bewerbung scheiterte, hatte sich Meyer (CDU) danach in Haßloch als 1. Beigeordneter beworben. Bereits im Jahre 2015 konnte NACHRICHTEN REGIONAL mit Journalistenkollegen aus dem Marburger Raum über die Beweggründe von Tobias Meyer sprechen In dem Bericht bezeichnet sich Meyer selbst als guter Katholik. https://www.op-marburg.de/Marburg/Tobias-Meyer-ist-ein-weiterer-moeglicher-Kandidat
Auch NACHRICHTEN REGIONAL ist daran interessiert zu erfahren, welche weiteren Vorstellungen Tobias Meyer als neuer Bürgermeister von Haßloch hat. Denn man konnte im Gespräch bereits erkennen, dass er neue Akzente in Haßloch setzen möchte.
Frage
Herr Meyer, wie Sie selbst berichten, vertreten Sie jetzt schon seit fast 10 Monaten Bürgermeister Lorch. Sie haben bereits als sein Vertreter viele Altlasten der Gemeinde Haßloch übernommen. Wie wollen Sie die derzeitige Situation im Haßlocher Badepark oder die Streitigkeiten wegen des Baus des Logistikzentrums in Haßloch lösen? Hätte man es beim Logistikzentrum nicht erst zum Rechtsstreit kommen lassen müssen?
Das Logistikzentrum in Haßloch muss verhindert werden. Dafür werde ich mich mit aller Kraft einsetzen. Als Bürgermeister setze ich mich für eine zügige Lösung der Badepark-Problematik ein. Die Gemeindeverwaltung setzt ja bekanntlich um, was die gemeindlichen Gremien beschließen. Die vom Gemeinderat angeforderten Zahlen werden derzeit vorbereitet, sodass alsbald Entscheidungen getroffen werden können.
Frage
Weitere Fragen treibt auch die Anwohner im Schäferwäldchen um, denen man jetzt einen „Wohnklotz“ mit dem Neubauprojekt „Schiltchen“ vor die Nase setzt. Hier war doch aus Umweltaspekten eine „Grüne Lunge“ und der Erhalt einer vorhandenen Fläche als Grünfläche vorgesehen. Warum jetzt solch ein Riesenprojekt, das wiederum zu Rechtsstreitigkeiten geführt hat? Warum wurde auch hier über die Köpfe der Bürger entschieden?
Auch hier gab es Entscheidungen in den politischen Gremien, die umgesetzt wurden. Die Genehmigung hat dann die Kreisverwaltung erteilt.
Frage
Sie sind ja nicht der ausgesprochene Verwaltungsfachmann. Als bisheriger Lehrer hatten Sie es ja mehr mit Kindern zu tun. Wie wollen Sie als Bürgermeister Rechtsstreitigkeiten der Gemeinde ohne Fachwissen abwenden? Und Rechtsstreitigkeiten hat die Gemeinde doch mehr als genug, oder?
Zunächst ist festzuhalten, dass ich mehr Verwaltungserfahrung mitbringe als die beiden Mitbewerber. Neben meiner Tätigkeit als Lehrer, was übrigens für viele meiner Aufgaben, beispielsweise als Schuldezernent, von großem Vorteil ist, habe ich vor meiner Amtszeit in Haßloch im Rahmen einer Abordnung aus dem Schuldienst auch in der Landesverwaltung gearbeitet. Im Rahmen einer solchen Abordnung sind auch verwaltungsrechtliches Fachwissen zunächst zu erlangen und dann anzuwenden.
Dass man Jurist sein muss um eine Gemeinde zu führen, wie Sie es indirekt formulieren, glaube ich nicht. Angela Merkel ist Physikerin und führt erfolgreich unser Land. Mehr als die Hälfte der rheinland-pfälzischen Landesregierung sind keine Juristen – wird Rheinland-Pfalz deshalb besser oder schlechter regiert? Auch der langjährige Beigeordnete Jürgen Hurrle, dessen wichtige Arbeit für die Gemeinde ich sehr schätze, war kein Jurist und hat es dennoch vermocht, wichtige Impulse für die Gemeinde Haßloch zu setzen.
Frage
Und hier möchte ich gleich überleiten zum Neubaugebiet „Südlich der Rosenstraße“ Teilplan 1. Seit fast 10 Jahren prozessieren dort die Anwohner gegen die Gemeindewerke Haßloch, weil der Haßlocher Gemeinderat falsch entschieden hatte und den dortigen Bürgern Anschluss- und Benutzungszwang auferlegte. Als künftiger Bürgermeister werden Sie auch das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden ausüben müssen. Wie kann man das, ohne juristische Ausbildung, gerade in der heutigen Zeit?
Bürgermeister Lorch war auch kein Jurist und hat die Geschicke der Gemeindewerke erfolgreich gelenkt. Dass die Gemeindewerke nur von Juristen geführt werden können, halte ich zudem für einen Trugschluss.
Frage
In Ihrem neu aufgelegten Flyer, den ja sicherlich demnächst alle Bürgerinnen und Bürger in ihrem Briefkasten vorfinden werden beschreiben Sie sich als bodenständig, ehrlich und verbindlich. Wie verbinden Sie diese Eigenschaften mit Ihrem Amt als Bürgermeister?
Das ist mein Anspruch auch an mich als Bürgermeister.
Frage
In Ihrem neuen Flyer werben Sie auch damit „Wir haben schon viel erreicht“ und beschreiben dies mit der Errungenschaft „einer bürgernahen Verwaltung“ sowie der „Förderung der Vereine“. Sind das nicht Errungenschaften von Bürgermeister Lorch während seiner Amtszeit? Und ist das nicht etwas unehrlich von Ihnen, diese Errungenschaften als ihre Eigenen zu bezeichnen?
In den vergangenen Jahren war ich unter anderem mit der Leitung der Ordnungsverwaltung betraut, der auch beispielsweise das Bürgerbüro zugeordnet ist. Ich habe die offene Bürgersprechstunde, die Facebook-Sprechstunde und die Erreichbarkeit meines Büros per Whatsapp eingeführt. Der Umbau der Kfz-Zulassungsstelle fand ebenfalls in meiner Amtszeit als zuständiger Dezernent statt. Ebenso habe ich die Mängelmelder-App eingeführt. Dies alles sind Maßnahmen, die mehr Bürgernähe bringen und zu einer „bürgernahen Verwaltung“ beitragen.
Wie Sie wissen, war ich in den Jahren von 2015 bis 2019 auch zuständiger Dezernent für das Vereinswesen und habe neben der Überarbeitung der Förderrichtlinien für die Vereine auch die Veranstaltungsreihe „Projekt 67454“auf den Weg gebracht. Insofern verstehe ich Ihre Frage nicht.
Frage
Was macht Tobis Meyer, wenn er nach dem 8. November 2020 im ersten Wahlgang zum Bürgermeist
er gewählt wird? Wird er dann für einen Nachfolger als 1. Beigeordneter werben? Und wie sieht dann das Procedere für das Amt eines 1. Beigeordneten aus? Wird es eine qualifizierte Ausschreibung mit entsprechenden Anforderungen an dieses Amt für einen 1. Hauptamtlichen Beigeordneten geben?
Der Gemeinderat würde in diesem Fall über einen Nachfolger entscheiden. Der neugewählte Bürgermeister hat bei dieser Entscheidung noch nicht einmal Stimmrecht, insofern liegt die Entscheidung über das weitere Procedere allein beim Gemeinderat dessen Entscheidung ich – wie es meine Aufgabe ist – umsetzen werde.
Zum Abschluss möchte NACHRICHTEN REGIONAL den vom OK Haßloch aufgezeichneten Video-Beitrag allen unseren Leserinnen und Lesern zur Kenntnis bringen.