Menschenrechtsverteidiger berichtet aus Vietnam
Deutschland/USA. Der Menschenrechtsverteidiger Peter Ho Duc Hoa verbrachte elf Jahre in vietnamesischer Haft. Der Katholik wurde zusammen mit 14 weiteren jungen Christen verhaftet. Der Vorwurf lautete „gegen den Staat zu arbeiten“. Konkret engagierten sich die Verhafteten für Themen wie Umweltschutz und benachteiligte Menschen wie Behinderte. In einer Onlinekonferenz mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann berichtete Ho Duc Hoa Vertreterinnen und Vertretern des Institutes St. Dominikus, des Krankenhauses Zum Guten Hirten Ludwigshafen, des Krankenhauses Hetzelstift Neustadt und Uni Mainz, des Herz-Jesu-Klosters Neustadt, der SPD-NW, der ACAT Deutschland, sowie dem Bundesverband der Vietnamesischen Flüchtlinge in der Bundesrepublik Deutschland. Die Akteure waren Mitunterzeichnende eines Aufrufes an die Regierung von Vietnam, „Gewissensgefangene“ wie Peter Ho Duc Hoa freizulassen.
„Das Gewissen lässt das Schweigen nicht zu. Gewissensgefangene sind Menschen, die sich auch ohne politischen Hintergrund zivilgesellschaftlich für bessere Lebensumstände einsetzen.“, beschreibt Peter Ho Duc Hoa eine Kategorie von rund 300 Gefangenen, die derzeit noch in Vietnam inhaftiert sind. Die Abgrenzung von den politischen Gefangenen bestehe darin, dass es eben keine politische Motivation für das eigene Engagement gebe. Dennoch würde der Hinweis auf Missstände als Kritik am Staat betrachtet – mit drakonischen Folgen.
Ho Duc Hoa leidet unter den Folgen seiner Haft. Im Mai 2022 wurde er auf Intervention der USA aus der Haft entlassen und nach North Carolina gebracht. Die ehemaligen Haftbedingungen machen seither eine intensive medizinische Betreuung notwendig. Ein „subtiles Zugrunderichten“, beispielsweise durch schmutziges Wasser, greift häufig Herz, Lunge und Magendarm-Trakt der Gefangenen an. „Durch die höhere Sensibilisierung der Weltöffentlichkeit wurde die brutale Gewalt, zum Beispiel in Form von Tritten und Schlägen, weniger. Daher wird jetzt auf Methoden wie Einzelhaft oder die Zermürbung durch mangelhafte Ernährung gesetzt.“, beschreibt Ho Duc Hoa. Nach Beginn der Haft folgt häufig ein intensives Dauerverhör und in den ersten Haftjahren wird permanent versucht ein „Geständnis“ zu erhalten.
Drogendealer und Diebe werden besser behandelt als Gewissensgefangene
Drogendealer und Diebe werden besser behandelt als die Gewissensgefangenen. „Uns Christen wurde selbst der Zugang zur Bibel stark eingeschränkt. Wer von dieser Gängelung aus dem Gefängnis heraus berichtet, muss mit einschneidenden Verschärfungen wie der schmerzhaften tagelangen Fesselung an ein Metallrohr rechnen.“, erklärt der Ex-Häftling. Es habe dabei verschiedene Möglichkeiten gegeben, Informationen herauszuschmuggeln. Beispielsweise durch bewusste „Opfer“, indem in der letzten Minute der abgehörten wöchentlichen Telefonzeit die brisanten Nachrichten durchgegeben werden. Oder durch die Solidarität „herkömmlicher“ Gefangener, die nach ihrer Entlassung die Familie des Gewissensgefangenen informieren. „Die Gewissensgefangenen in Vietnam sind im Gebet verbunden. Das gibt Kraft die widrigen Umstände zu ertragen.“, sagt Ho Duc Hoa. Diese Verbindung helfe auf dem weiteren Weg, der auch in der Schaffung von Aufmerksamkeit für das Thema bestehe. „Als stärkstes Zeichen bleibt den Häftlingen sonst nur der Hungerstreik.“„Unsere Gedanken sind bei denen, die noch unter menschenverachtenden Bedingungen inhaftiert sind. Umso wichtiger ist unsere Solidarität und unser Mitwirken daran, Aufmerksamkeit auf die untragbare Situation in Vietnam zu lenken.“, so Bischof Wiesemann. Er zeigte sich sehr beeindruckt von den persönlichen Erfahrungen von Peter Ho Duc Hoa: „Haben Sie dank für ihren Bericht!“ Die Teilnehmenden der Konferenz wünschen Ho Duc Hoa eine gute Genesung und sichern zu, sich weiterhin für die Menschenrechte in Vietnam stark zu machen.
Quelle: Bistum Speyer