Örtliche Selbsthilfegruppen sind das Fundament der Selbsthilfebewegung
Örtliche Selbsthilfegruppen sind das Fundament der Selbsthilfebewegung. Um die Qualität der Arbeit zu sichern, gemeinsam Publikationen herauszubringen und Beratungs- und Unterstützungsangebote zu organisieren, haben sich die meisten Selbsthilfegruppen in Landes- und Bundesverbände zusammengeschlossen.
In Deutschland kommt dem ehrenamtlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger eine große Bedeutung zu. Mehr als 30 Millionen Menschen bringen sich freiwillig und unentgeltlich für Andere und für das Gemeinwohl ein. Es gibt viele ehrenamtlich Engagierte gerade in der Selbsthilfe. Alleine in der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe engagieren sich etwa drei Millionen Menschen. Dieses Engagement sei elementarer Bestandteil in unserer Zivilgesellschaft, schreibt die Bundesarbeitsgemeinschaft (B.A.G.) Selbsthilfe.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und ihrer Angehörigen (BAG SELBSTHILFE e.V.) ist die Dachorganisation von rund 120 bundesweit aktiven Selbsthilfeorganisationen behinderter und chronisch kranker Menschen und ihren Angehörigen. In der BAG SELBSTHILFE sind über 1 Million körperlich, geistig, psychisch behinderte und chronisch kranke Menschen organisiert. Selbstbestimmung, Selbstvertretung, Inklusion, Rehabilitation und Teilhabe behinderter und chronisch kranker Menschen sind die Grundsätze, nach denen die BAG SELBSTHILFE für die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung behinderter und chronisch kranker Menschen eintritt. Die Erfahrungen mit der Selbsthilfe und das Netzwerk kann man bei BAG SELBSTHILFE aufrufen https://www.bag-selbsthilfe.de/fileadmin/user_upload/_Informationen_fuer_SELBSTHILFE-AKTIVE/Selbsthilfe-Netzwerk/Entwicklungsleitlinien_der_Gesundheitsselbsthilfe.pdf
Die Deutsche Rentenversicerung (DRV) Bund unterstützt Maßnahmen zur Förderung der medizinisch-beruflichen Rehabilitation. Etliche Projekte wurden bereits ins Leben gerufen. In der Rentenversicherung bedeutet Rehabilitation die Abwendung einer erheblichen Gefährdung der Erwerbsfähigkeit beziehungsweise die wesentliche Besserung oder Wiederherstellung der bereits geminderten Erwerbsfähigkeit.
Auch der Sozialverband VdK ist eine Selbsthilfeorganisation. Nach dem zweiten Weltkrieg schlossen sich versehrte Soldaten, Zivilgeschädigte und Kriegerwitwen zusammen, um ihre Interessen gegenüber Verwaltungen besser vertreten zu können. Als eine der ersten Organisationen prägte der VdK den Gedanken der „Hilfe zur Selbsthilfe“ als Ausdruck des solidarischen Handelns für alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Behinderungen. Heute zählt der Verband mehr als 2,3 Millionen Mitglieder. Die meisten Selbsthilfegruppen gibt es im Gesundheitsbereich. Krankenkassen seien gesetzlich dazu verpflichtet, die Aktivitäten der Selbsthilfegruppen zu unterstützen, schreibt der VdK in seiner Juni-Zeitung 2025. Auch andere Kostenträger würden die Selbsthilfe fördern, wie zum Beispiel Bund, Länder und Kommunen, Pflegekassen und Rentenversicherung sowie private Geldgeber. Selbsthilfe-Kontaktstellen gibt es in ganz Deutschland. Sie helfen bei der Neugründung oder bei der Suche nach einer passenden Selbsthilfegruppe, siehe https://rheinland-pfalz.vdk.de/kontakt/
In der VdK-Juni 2025-Zeitung ist auch ein Interview mit Diplompsychologe Dr. Christoph Kalaf, stellvertretender Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie am Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf veröffentlich worden, das von der Autorin des VdK Annette Liebmann mit ihm geführt wurde.