Alles wiederholt sich – Nun sucht Vulcan Energy Standorte für seine Bohrungen
Am 28. November 2022 hat sich eine Bürgerinitiative gegen Tiefen-Geothermie in Geinsheim gegründet. Nun zieht Duttweiler nach. Eine Informationsveranstaltung findet am Dienstag, den 07. Februar um 19 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Duttweiler statt. In beiden Gemeinden formiert sich der Protest gegen die Tiefen-Geothermie-Pläne der Firma Vulcan Energy Recources, die auch inzwischen das Geothermie-Kraftwerk in Insheim betreibt und ein weiteres zwischen Neustadt und Speyer plant. Auch in Haßloch wurde dem Gemeinderat von Vulcan Energy die Geothermie Mitte vergangenen Jahres schmackhaft gemacht. Doch die Bürger sind besorgt, dass ihnen die Lebensqualität u.a. wegen Lärmbelästigungen verloren geht. Andere befürchten, dass durch die Tiefenbohrungen Risse an ihren Häusern entstehen. Doch alles wird derzeit schöngeredet, genauso, wie bereits vor Jahren, als die Gemeinde Haßloch ein Energie- und Klimaschutzkonzept erstellen ließ, um erneuerbare Energien realisieren zu können.
Im Abschlussbericht des Kliemaschutzkonzeptes der Gemeinde Haßloch des Jahres 2012 stand, dass mit der Umsetzung der erneuerbaren Energien, wie Solarenergie, Windkraft, Biomasse sowie der Geothermie im Jahre 2020 zu rechnen ist. Doch zur Realisierung brauche man Standorte. In der Studie, die vom Leipziger Institut für Energie im Auftrag der Haßlocher Gemeindewerke erstellt wurde, heißt es weiter, dass sowohl die Biomasse, als auch die Geothermie einen hohen Stellenwert haben. Damals hatten sich die GRÜNEN für die Geothermie in der Region stark gemacht. Die Gemeindewerke Haßloch sollten die Pläne gemeinsam mit der Thüga AG, Gesellschafter der Gemeindewerke als Partnerunternehmen umsetzen. Damals ist das Projekt von GeoEnergy am Widerstand vieler Bürgerinitiativen, u.a. aus Geinsheim, Duttweiler, Haßloch und Landau gescheitert. Danach musste GeoEnergy ihre Pläne aufgeben und Insolvenz anmelden.
Wie man inzwischen weiß, ist die Firma Thüga mit 25,1 Prozent an den Gemeindewerken Haßloch als Gesellschafter beteiligt. Bei den Plänen zur Realisierung eines Geothermiekraftwerkes wurden seinerzeit 3 Standorte vom Haßlocher Gemeinderat favorisiert. Einer davon war die Nike-Station, die beiden anderen Standorte lagen hinter der Pferderennbahn und dem Haßlocher Badepark. Ziel für die Einleitung der Energiewende war damals das von der Bundesregierung festgelegte Integrierte Energie- und Klimaprogramm (IEKP) mit den entsprechenden Zielvorgaben, die auf nationaler Ebene mit Blick auf die Energieversorgung und den Klimaschutz erreicht werden sollten. Dies steht auch im Gutachten des Leipziger Instituts für Energie. Diese Ziele der nationalen Vorgaben seien auf kommunaler und regionaler Ebene durch konkrete Maßnahmen zu unterstützen. Dabei sei zu beachten, dass die Thüga AG als Teil des größten kommunalen Netzwerkes im Bereich der Energieversorgung den lokalen Weg seiner Partnerunternehmen zu einer nachhaltigen Energieversorgung begleiten will.
Die Neustadter Stadtwerke haben andere Rahmenbedingungen
Doch in Neustadt a.d.Weinstraße ist alles anders. Anteilseigner der Neustadter Stadtwerke sind die Pfalzwerke mit 24,9 Prozent. Und die haben ihre Anteile Pfalzwerke geofuture GmbH Ende 2021 an die Vulcan Gruppe verkauft, die ihren Firmensitz ab 1. Januar 2022 von Landau nach Karlsruhe verlegt haben. Mit dem Verkauf an Vulcan Energy beendeten die Pfalzwerke ihr Engagement als Anlageneigentümer und Investor der Tiefen Geothermie und fokussieren sich im Bereich der Erneuerbaren Energien auf Wind- und Solarengerie.
Wie Vulcan Energy nach diesem Kauf selbst in einer Pressemeldung am 12.12.2021 mitteilt, übernimmt der deutsch-australische Lithium-Förderer für rund 31,5 Millionen Euro das geothermische Kraftwerk der Pfalzwerke. An dem Geothermiekraftwerk Insheim in der Südpfalz soll eine Pilotanlage zur Gewinnung von Lithiumhydroxid aufgebaut werden. Vulcan Energie will im gesamten Oberrheingraben Lithium aus Thermalwasser gewinnen. Geplant dabei war bereits Mitte 2020, dass in Insheim auch eine kommerzielle Anlage in Betrieb gehen soll, die jährlich 2.000 Tonnen Lithiumhydroxid produziert, sofern die Pilotanlage entsprechende Ergebnisse liefert. In der Pressemitteilung von Vulcan Energy heißt es weiter „Dem Handelsblatt gegenüber betont Vulcan-Gründer Horst Kreuter, dass es Ziel des jetzigen Ankaufs sei, die Lithiumextraktionsverfahren zu verfeinern. So gewinnen wir Zeit, um die Technik zu entwickeln“. Vulcan Energy Recources hatte bereits zum Zeitpunkt des Ankaufs der Pfalzwerke bindende Lithium-Abnahmevereinbarungen mit Renault, Stellantis und Volkswagen geschlossen.
Zur Verarbeitung der Vorprodukte zum Batterie-fähigen Material hat das Unternehmen die Ansiedlung einer zentralen Lithiumhydroxid-Anlage im Chemiepark Höchst vor den Toren Frankfurts angekündigt. Das Werk soll als zentrale Stelle dienen, an der das Lithiumchlorid aus mehreren kombinierten geothermischen und Sorptionsanlagen zu Lithiumhydroxid-Monohydrat verarbeitet wird. Von Höchst aus soll das Material dann zu den europäischen Kunden in der Batterie- und Elektroindustrie transportiert werden. Vulcan strebt den Start der kommerziellen Lithium-Gewinnung in Deutschland für das Jahr 2024 an. In einer ersten Stufe soll ein Output von 15.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr zustande kommen. Die zweite Ausbaustufe ab 2025 sieht eine Jahreskapazität von zusätzlich 25.000 Tonnen vor. Dann könnte Vulcan also insgesamt 40.000 Tonnen Lithiumhydroxid per annum gewinnen.
Was die Bürgerinitiative in Duttweiler am 07. Februar zu berichten hat, werden wir unseren Leserinnen und Lesern mitteilen. Wie es mit der Geothermie und der Lithiums-Gewinnung in unserer Region weitergeht, behalten wir im Auge und werden die Bürgerinnen und Bürger auf dem Laufenden halten.
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