Die Verletzung der persönlichen Ehre – Autoren Christian Schertz und Thomas Schuler
Die in diesem Buch beschrieben Beispiele sind direkt aus dem Alltag gegriffen. In der modernen Mediengesellschaft können mit gezielt gestreuten Gerüchten, aufgebauschten Nebensächlichkeiten oder falschen Tatsachenbehauptungen das Ansehen eines Menschen schnell beschädigt oder gar zerstört werden. Oft erfolgen massive Eingriffe in die Privatsphäre. Zeitungs-, Fernseh- oder Hetz-Kampagnen betreffen nicht nur Prominente, sondern auch zufällig Beteiligte bei Katastrophen oder Entführungen. Sie werden zu Opfern sensationslüsterner Darstellung – teilweise mit schweren psychischen Folgen. 20 Autoren zeigen an exemplarischen Beispielen, welche Mechanismen im Hintergrund wirken, wo die Gefahren lauern und wie man sich gegebenenfalls wehren kann. Die ausgewiesenen Medienjournalisten und Presserechtsexperten plädieren für eine neue Medienkultur im Umgang mit der persönlichen Integrität und unterbreiten konkrete Vorschläge.
Auf ein Beispiel sind wir vor ein paar Tagen von einer Hamburger Rechtsanwältin aufmerksam gemacht worden, worin es heißt: „Erst der Rufmord, dann die Recherche“, was von dem Strafrechtsprofessor Henning Ernst Müller durchleuchtet wurde. Er wirft dem Team von NDR, SZ und Radio Bremen vor, in ihren Berichten über den „BAMF-Skandal“ ungeprüft falsche Vorwürfe verbreitet zu haben. Der NDR widerspricht: Man habe nur über einen Verdacht berichtet und sich die Behauptungen nicht zu eigen gemacht. Der Strafrechtsprofessor Henning Ernst Müller hatte in seinem Blog das Vorgehen der Journalisten scharf kritisiert.
Auch auf der Webseite https://www.strafrecht-und-kriminologie.de/?p=191 wurden am 18.01.2025, nochmal genau die fehlerhaften Recherchen beschrieben. Tatsächlich sei in einem langwierigen Prozess herausgekommen, dass das Recherche-Netzwerk damals seiner journalistischen Verantwortung zunächst unzureichend gerecht geworden war: Es wurde einem Menschen geschadet, ohne zuvor ordentlich recherchiert zu haben. Weitere Fälle von Rufmord wurden bekannt, u.a. habe der rbb in einen ähnlich gelagerten Fall im Brennpunkt der Kritik gestanden (Tagesspiegel, Tagesschau, NTV, Berliner Zeitung). Diese Beispiele sollen zeigen, wie durch fehlerhafte Recherchen und rufmordschädigende Kampagnen Menschen systematisch Schaden zugefügt werden kann.