Digitalisierung des „Behindertenwegweisers“ vorrangiges Ziel
Nach längerer, teils auch Corona-bedingter Pause des „Behindertenstammtischs“, lud der im Dezember 2021 neu gewählte Behindertenbeauftragte Robert Fath zu einem ersten Treffen unter dem neu gewählten Namen „Forum Handicap“ ein. Die Gemeindeverwaltung stellte dafür, mit tatkräftiger Unterstützung durch Andreas Rohr und dem Beigeordneten Thomas Götz, den Saal im Kulturviereck inklusive Speis und Trank zur Verfügung. In dieser angenehmen Atmosphäre fanden sich – für das erste Treffen erfreuliche – 15 TeilnehmerInnen mit und ohne Behinderung zu einem lebhaften Gedankenaustausch zusammen. Einer kurzen Begrüßung durch Robert Fath schloss sich eine Vorstellungsrunde der Teilnehmenden an, in der ein jeder in eigenen Worten darstellen konnte, was ihn zur Teilnahme bewegte und wo die Interessenschwerpunkte liegen.
Neuauflage soll den Weg der „Inklusion“ beschreiten
Anwesend waren außer den Vertretern der Gemeindeverwaltung auch Mitglieder von Ausschüssen des Gemeinderats, Vertreter/innen von Kirchen und Vereinen sowie last but not least der ehemalige Beigeordnete Jürgen Hurrle als ursprünglicher Begründer des „Behindertenstammtischs Haßloch“. Zum ersten Thema „Neuauflage des gedruckten Behindertenwegweisers“ war man sich unter den Anwesenden recht schnell einig, dass in der mittlerweile doch stark digitalisierten und schnelllebigen Welt eine digitale Umsetzung des Wegweisers auf der Web-Seite der Gemeinde Haßloch noch am ehesten die Chance bietet, diesen Wegweiser auch aktuell zu halten. Trotzdem solle es aber auch für alle Einwohner und Besucher der Gemeinde die Möglichkeit geben, gerade für sie interessante Informationen in gedruckter Form zu erhalten; dies entweder durch Download als PDF-Datei von der Website oder auf Nachfrage bei der Gemeindeverwaltung bzw. dem Behindertenbeauftragten. Darüber hinaus beschloss man, bei dem neuen Wegweiser auch einen neuen Weg der Inklusion zu beschreiten, indem eben nicht ein Wegweiser nur für Menschen mit Handicap erarbeitet werden soll, sondern ein Wegweiser für alle Haßlocher und Besucher, in dem die dargestellten Orte auf Barrierefreiheit geprüft und mit Symbolen entsprechend gekennzeichnet werden. Ausdrücklich hervorgehoben wurde allerdings auch die Anerkennung für den 2008 aufgelegten, äußerst umfangreichen, ersten Behindertenwegweiser, der damals mit enormem Engagement und Arbeitsaufwand erstellt wurde und einen wirklich breiten Überblick über die Haßlocher Institutionen, medizinischen Einrichtungen, Gastronomie, Vereine und vieles andere bis hin zu den für Behinderte wichtigsten außerörtlichen Institutionen bot. Er wird auch heute noch eine erste stabile Grundlage für die Arbeit an der Neuauflage bilden. So hat jede Art der Umsetzung eines Gedankens auch ihre Zeit.
„Leben in Haßloch“ – auch für „Menschen mit Handicap“
Unter anderem als Plattform für die behindertengerechten Angebote in der Gemeinde wurde auf der Haßlocher Website zwischenzeitlich unter dem Menüpunkt „Leben in Haßloch“ auch eine Seite „Menschen mit Handicap“ eingefügt. Diese Seite befindet sich noch im weiteren Aufbau und die Anwesenden wurden deshalb aufgefordert, die gezeigten Informationen zu prüfen und der Gemeindeverwaltung ihre Anregungen und Meinungen dazu zu geben. Die Intension des Behindertenbeauftragten beim zweiten Punkt der bewusst kurz gehaltenen Tagesordnung war, einfach mal einen Überblick zu bekommen, welche Themen den Teilnehmern des Treffens am wichtigsten sind. Wie erwartet, wurden in den nächsten fast eineinhalb Stunden dann so viele verschiedene Probleme genannt, bei denen die Barrierefreiheit bei weitem noch nicht erreicht ist und teils auch akuter Handlungsbedarf besteht. Da werden in Haßloch – und nicht nur dort – zukünftig noch einige dicke Bretter zu bohren sein:
Diskussionen um mangelnde Barrierefreiheit bei vielen Ärzten, Apotheken und auch Gastronomie
Um nur einige der angeschnittenen Themen zu nennen, ging es in erster Linie um mangelnde Barrierefreiheit bei vielen Ärzten, Apotheken und sonstigen medizinischen Einrichtungen sowie in der Gastronomie, fehlende oder ungünstig angebrachte Bordsteinabsenkungen, Pflegenotstand und Mangel an Krankenfahrten, barrierefreien Wohnraum (dieser fehlt auch bei Hotels und Pensionen in Haßloch komplett), Inklusion an Schulen und Kindertagesstätten u. v. Auch wenn die Bearbeitung mancher dieser Themen eher Aufgabe von Kreis oder Land ist, hat sich doch gezeigt, dass der neue Beauftragte, Robert Fath, bereits bestens mit den entsprechenden Beteiligten vernetzt ist und zurzeit noch an weiteren Netzwerken arbeitet.
Lebhafter Gedankenaustausch mit vielen guten Ideen
Mit engagierter Unterstützung durch Andreas Rohr und Thomas Götz wurden auch bereits einige der angesprochenen Punkte angepackt. So wird der Behindertenbeauftragte zu den regelmäßig stattfindenden Verkehrsschauen eingeladen und eine Umfrage zur Barrierefreiheit bei den Haßlocher Ärzten usw. ist auch schon in Arbeit. Dass ein so lebhafter Gedankenaustausch oft zu guten Ideen führt, zeigt z. B. auch die durch Ellen Löwer überbrachte Einladung der evangelischen Kirchengemeinde zu einem ökumenischen Behindertengottesdienst, der sich dann im Laufe der Diskussion zu einem inklusiven Gottesdienst mit Hinweis auf den barrierefreien Zugang zur Christuskirche gewandelt hat. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass die ev. Kirchengemeinde in Zusammenarbeit mit dem Architekten Rudi Einholz den Bau der Rampe sowie den barrierefreien Umbau der Toilettenanlage hervorragend umgesetzt hat und das auch noch unter einigen Auflagen des Denkmalschutzes. Mittlerweile ist auch der historisch bedeutsame Turmraum der Kirche ohne Schwelle befahrbar.
Einladung erging von der Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ zu ihrem 10jährigen Bestehen im Juli
Eine weitere Einladung an den Behindertenbeauftragten und alle Anwesenden sprach Karin Hurrle für die Feier des 10-jährigen Bestehens ihrer Selbsthilfegruppe „Lebensfreude“ im Juli aus. Diese Einladung erging im Bewusstsein darüber, dass die Ursachen und Auswirkungen von Behinderungen doch äußerst verschieden sein können, im körperlichen wie auch psychischen Bereich. Wollen wir bei der Inklusion aller Einschränkungen, Behinderungen, oder wie auch immer man es nennen mag, wirklich weiterkommen, dann wird das nur mit einer möglichst guten Zusammenarbeit aller Akteure gelingen. Die meisten Teilnehmer haben wohl in diesem Sinn das Forum nach ca. zwei Stunden mit recht positivem Eindruck verlassen und es gab für den Behindertenbeauftragten und die Gemeindeverwaltung doch einige Anstöße.
Nicht jedes Problem wird kurzfristig lös- oder umsetzbar sein, wichtig ist vor allem, dass es erkannt wurde und man daran arbeiten kann. Das nächste Forum Handicap findet am Donnerstag, dem 30. Juni, wieder um 17 Uhr im Kulturviereck statt.